Interview mit Molino Stipendiatin Edina Kampmann

Um zu erfahren, welche Erfahrungen man während eines Aufenthalts in Molino macht und mit welchen Erkenntnissen man zurück nach Deutschland kehrt, habe ich Edina Kampmann (25) ein paar Fragen zu ihrem Stipendium im Sommer 2018 gestellt.

Edina Kampmann (Instagram: edina.kampmann) hat zunächst Mode-Textil-Design und Romanistik (Französisch) im Zwei-Fach-Bachelor studiert und ist derzeit dabei Komparatistik im Master abzuschließen. Sie hat bereits viele eigene Stücke designt und selbst genäht, welche auch immer öfter auf den Modenschauen der Universität Paderborn gezeigt werden.

Erst kürzlich wurde Edina auch mit dem Dr.-Käthe-Sander-Wietfeld-Förderpreis ausgezeichnet, der alle zwei Jahre verliehen wird und junge Künstler prämiert, die das Bild Paderborns maßgeblich prägen und nach außen tragen.

Für die ehemalige Mode-Textil-Design-Studierende steht die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien durch Wandelbarkeit im Vordergrund. Edina Kampmann entblößt und modifiziert in Ihrer Arbeit das Konstrukt der Mode im Hinblick auf den Idealkörper.

Wir haben sie getroffen und uns mit ihr über ihre Erfahrungen mit dem Molinostipendium unterhalten.

Hallo Edina. Du hattest letzten Sommer das Glück und die Ehre eine der Preisträger(innen) des Molino-Winkler-Stipendiums zu sein und durftest 6 Wochen im alten Atelier von Woldemar Winkler in Andalusien verbringen, um dich und deine künstlerischen und kreativen Ideen weiterzuentwickeln. Ich freue mich, dich bezüglich deiner Erfahrungen und Eindrücke rund um dieses Erlebnis interviewen zu dürfen.

Warum hast du dich für das Molino-Winkler-Stipendium beworben?

Ich habe mich dort beworben wegen Andalusien und vor allem, weil ich schon immer mal in so einem künstlerischen Zusammenleben Erfahrungen sammeln wollte. Man kann sich dort sehr gut kreativ gegenseitig beeinflussen und man hat gar nichts anderes zu tun und ist komplett isoliert. Man macht sein Ding, lernt aber trotzdem neue Leute kennen. Einfach mal raus und abschalten.

Hat dich die Zeit in Andalusien inspiriert? Konntest du neue Ideen sammeln?

Ja auf jeden Fall. Ich habe mich auch viel mit Mode beschäftigt und dem Flamenco in Spanien. Da ist ja alles voll damit. Es gibt auch zahlreiche Volksfeste, bei denen die Spanier dann in traditionellen Kleidern kommen. Da konnte ich schon sehr viele Inspirationen sammeln.

Das hört sich alles sehr gut an. Wusstest du vor dem Aufenthalt schon woran du genau arbeiten möchtest?

In dem Motivationsschreiben muss man schon etwas erzählen, was man machen möchte. Also quasi einen Plan vorstellen. Aber man muss sich nicht zwingend dranhalten. Tanz hat mich schon immer interessiert, deshalb habe ich mich dem Thema gewidmet.

Welche Erfahrungen hast du in Andalusien gemacht? Bzw. Hast du dich persönlich weiterentwickelt?

Ja schon. Malerisch auf jeden Fall, weil ich dort nur mit Kunststudierenden war. So habe ich in der Richtung viel mitgenommen. Ich habe dort zum Beispiel das erste Mal auf Leinwand gespachtelt und Aktzeichnungen betrieben.

Was hat dir bei deinem Aufenthalt am meisten Freude bereitet? Welche Aktivitäten standen noch auf der Tagesordnung, außer an euren Projekten zu arbeiten?

Wandern hat mir tatsächlich am besten gefallen. Wir hatten kein Auto und wir sind jeden Tag richtig viel gegangen. Ein Fitnessstudio brauchten wir eigentlich nicht bei der großen Hitze. Wir haben auch mehrere Ausflüge gemacht, vor allem zum Meer. Dort konnte man Baden gehen und hat im Hintergrund die Felsen und Küsten gesehen. Sowas habe ich auch noch nie gesehen. Wir haben außerdem versucht unser Spanisch aufzufrischen und viel mit den Einwohnern zu reden. Die sprechen jedoch auch einen Dialekt, weshalb es schwer war die zu verstehen. Ich konnte ein bisschen Spanisch vorher, aber das hat mir quasi nichts gebracht. Wir haben außerdem immer zusammen gekocht und sehr viel gelacht.

Wie sah der der Tagesablauf aus?

Also ich mache halt viel Sport und dachte, dass ich jetzt nicht 6 Wochen nichts machen sollte und nur am Essen sein werde. Deswegen sind wir immer morgens sehr früh aufgestanden, vor der Mittagssonne, weil die Spanier ja auch Siesta halten müssen bei der Hitze. Dann haben wir immer geschaut, dass wir uns etwas bewegen und die Gegend erkunden. Mittags waren wir meist wieder zurück, haben etwas gegessen und uns dann unserer Kunst gewidmet oder ein Mittagsschläfchen gemacht. Die Siesta braucht man wirklich und man muss auch aufpassen mit der Sonne.

Ich denke viele können sich unter der Molino-Mühle nicht sonderlich viel vorstellen. Wie würdest du die Räumlichkeiten dort beschreiben?

Es gibt zwei Haupthäuser, die durch eine Terrasse verbunden sind. Und zu dem gesamten Gebäudekomplex kommt man nur über eine kleine Brücke. Mit dem Auto kann man also nicht bis vor das Haus fahren. Außerdem wird das Grundstück von einem Fluss quasi ein bisschen eingekreist. Es war richtig cool, denn man konnte auch auf die Dächer klettern und sich dort sonnen, weil die Häuser flach waren. Dann gab es zwei verschiedene Ateliers, mehrere Küchen, mehrere Badezimmer. Da wir nur zu dritt da waren, hatte auch jeder seinen eigenen Raum. Es war sehr viel luxuriöser, als ich gedacht hatte. Ich hätte mir das nie erträumt.

Eigentlich ist es auch gar keine Mühle im herkömmlichen Sinne, es sind riesige Ateliers. Es gibt jedoch noch die alte Molino, eine Ruine einer Mühle, die etwas weiter entfernt liegt. Ein tolles Ausflugsziel. Es gab außerdem ganz viel Obst und einen großen Gemüsegarten, an dem man sich bedienen konnte.

War der Aufenthalt im Endeffekt so, wie du es dir vorgestellt hast?

Eigentlich war es viel besser, als in meiner Vorstellung. Ich hatte vorher ein bisschen Angst, weil ich die Leute nicht kannte und 6 Wochen ist schon eine lange Zeit, die man dort mit „Fremden“ verbringt. Jedoch hat alles sehr gut geklappt und es hat gepasst mit den anderen. Wir haben uns echt gut verstanden. Ich bereue kein bisschen, dass ich mich da beworben habe. Es war wirklich eine gute Erfahrung für mich und ich kann nichts Schlechtes sagen.

Es war immer etwas schwierig mit den Bussen, die fuhren nur sehr selten und wir hatten halt kein Auto. Das war etwas problematisch. Außerdem sprechen die Menschen absolut kein Englisch. Wenn wir in Málaga unterwegs waren und Fragen hatten, war es schwierig Antworten zu bekommen, da meist nur Spanisch gesprochen wurde und uns das nicht viel weiterhalf.

Also grundlegende Spanischkenntnisse sind auf jeden Fall empfehlenswert. Ebenfalls sollte man gut auf seine Wertsachen aufpassen, da ich einmal fast von einem Taschendieb ausgeraubt wurde.

Du bist ja sehr aktiv im designorientierten Bereich. Inwiefern hat die Zeit in Andalusien dir Anregungen bzw. Möglichkeiten zu ästhetischen Auseinandersetzungen verschafft? Hast du neue Ideen für deine Projekte gewonnen?

Das Klima hat mich sehr beeinflusst. Ich habe bisher ja immer sehr schwere und warme Stücke kreiert, zum Beispiel die Werke mit den Reißverschlüssen. Ich wollte das Reißverschlussthema auf jeden Fall fortsetzen und die Wandelbarkeit der Kleidung in den Fokus setzen. Jedoch möchte ich mich nun an leichteren Stoffen bedienen und die Werke alltagstauglicher werden lassen. Durch die Hitze in Spanien ist leichte und dünne Kleidung unabdinglich. Deshalb möchte ich nun an das Klima dort angepasste Kleidung designen. Die Idee ist dann dadurch entstanden. Außerdem habe ich eine Leidenschaft zur Malerei und habe in dem Zug die Flamenco Bilder gemacht und eine Reihe an Skizzen. Das Thema der Wandelbarkeit zieht sich so durch viele meiner Werke.

Die Kleider, die du im Kontext des Flamencos gemalt hast sind sehr imposant. Würdest du auch gerne mal solche Kleider selber nähen?

Ja, definitv. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre das auf jeden Fall ein Projekt, welches mir sehr viel Freude bereiten würde. Mich haben die Flamenco Tänzerinnen sehr beeindruckt, vor allem wie die sich bewegen und die Kleider dann fliegen. Solche Projekte sind nur sehr schwierig und vor allem zeitaufwändig, denke ich. Irgendwann werde ich bestimmt Zeit für solche Projekte aufwänden können. Die Verbindung von Tanz und Mode hat mich schon immer interessiert, weshalb mir die Kultur und das Klima Spaniens sehr viele Inspirationen gegeben haben.

Würdest du den Aufenthalt in der Molino anderen empfehlen?

Ja auf jeden Fall, es ist ein super Angebot, welches nicht selbstverständlich ist. Das ist echt eine große Sache.

Vielen Dank für das Interview Edina. An alle Studierenden der Fächer Kunst und Mode-Textil-Design, die sich bisher noch unsicher waren, ob das Stipendium das richtige ist oder gar noch nicht davon wussten: Mit diesem Artikel möchte ich an euch appellieren, dass das sonnige Andalusien ein extrem spannender und inspirierender Ort sein kann, um dem Alltag zu entfliehen und seinen künstlerischen Ideen freien Lauf zu lassen. Also schnappt euch eure Bewerbungsunterlagen und lasst euch einen aufregenden und zugleich entspannenden Sommer nicht entgehen.

Joaquina Raulin