Der Weg vom Entwurf zum Kleid

Bis unsere Kleidungsstücke im Laden hängen, braucht es meist viele Arbeitsschritte. Sie werden so manches Mal um die halbe Welt geschickt und nach normierten Konfektionsgrößen gefertigt. Doch neben der Massenproduktion von Kleidung gibt es auch die Möglichkeit besondere Kleidungsstücke maßanfertigen zu lassen. Ich habe hierfür mit Freya Randles gesprochen, die eigene Entwürfe auf den Philippinen umsetzen lässt. Sie ist dort geboren und bis zu ihrem fünften Lebensjahr aufgewachsen. Daher ist sie mit der Kultur nach wie vor sehr vertraut und besucht manchmal dort lebenden Freunde und Familienmitglieder. Mich hat interessiert, wie eine solche Maßanfertigung abläuft und ich habe Freya gebeten, von den einzelnen Produktionsschritten zu berichten.

Die Vorgehensweise ist von einer engen Zusammenarbeit zwischen Kundin und Designerin gekennzeichnet, die eine Anfertigung des Kleidungsstücks nach individuellen Vorstellungen und eine perfekte Anpassung an die persönlichen Maße ermöglicht. Meist beginnt der Prozess damit, dass Sie eigene Entwürfe zu einer festen Schneiderin auf die Philippinen schickt oder diese bei einer Reise vor Ort abgibt. Neben dem Einreichen eigenen Entwurf, kann man auch Wünsche und Vorstellungen angeben, woraufhin eine Designerin einen Entwurf anfertigt. Anschließend werden die Maße genommen. Dies muss nicht vor Ort stattfinden, sondern kann ebenfalls selbst gemacht werden. Freya selbst war immer dort, um ihre Maße nehmen zu lassen. Im Anschluss werden die Stoffe mit der Schneiderin zusammen ausgesucht oder Wünsche dafür angegeben. Hier wird entschieden, welche Farbe und Eigenschaften die Stoffe haben sollen, ob mit Spitze oder ganz schlicht, ob einfarbig oder mehrfarbig. Die Schneiderin entwickelt dann aus den Informationen und Körpermaßen einen Schnitt. Anschließend wird das Stück fertiggestellt undangepasst. Zum Schluss wurden entweder von der Schneiderin oder von Freya selbst noch letzte Änderungen vorgenommen.

Doch was genau sind die Gründe für eine Maßanfertigung im Ausland? Zum einen ist es der enorme Preisunterschied zu Deutschland. Denn Kleider auf den Philippinen schneidern zu lassen, ist günstiger als ein fertiges Kleid in Deutschland zu kaufen. Als Beispiel hierfür nennt Freya die Anfertigung ihres Brautkleides. Es handelt sich um ein cremefarbenes Kleid mit Herz-Dekolleté und schmalen Spitzenträgern, die im Nachhinein von Freya angebracht wurden. Das Kleid ist eine Mischung aus schlichter Eleganz, feinen Verzierungen und aufwendigen Details. In einem Brautladen in Deutschland würde dieses Kleid ungefähr 2.500 bis 3.000 Euro kosten, während das maßgeschneiderte Brautkleid auf den Philippinen nur 120 Euro gekostet hat. Zudem haben die Stoffe eine bessere Qualität und dasPreis-Leistungs-Verhältnis ist auch besser, berichtet sie. Bei vielen Brautkleidern in Geschäften hier in Deutschland werden schlechtere Stoffe verwendet. Freya war in vielen Brautmodengeschäften, um nach Ideen zu suchen, war jedoch nicht von der Qualität und dem Preis dort überzeugt. Dies war für sie ein weiteres Argument, ihr Hochzeitskleid auf den Philippinen nähen zu lassen. Neben Preis und Qualität spielt für sie immer auch die Individualität der einzelnen Kleidungsstücke eine große Rolle. „Ich kann betonen, was ich gerne möchte und dennoch entscheiden, wie viel und wo genau dies sein soll.“, berichtet Freya.

Auch die Kultur und der Aspekt, dass die Philippinen Freyas Heimat sind, waren ausschlaggebend für ihre Entscheidung. Die Kleidungsstücke spiegeln die Kultur der Philippinen und die Assoziation von Heimat wieder. Bei der Hochzeit trugen auch die Männer, Bräutigam und Trautzeugen, sogenannte Groomsmen, typisch philippinische Hemden, die aus Ananasfasern bestehen. Sie werden auf Hochzeiten traditionell getragen. Freyas Hochzeitskleid zeigt Tradition, Kultur und Persönlichkeit vereint in einem Kleidungsstück. Das Brautkleid ist individuell an Freya angepasst. Im Gesamten bestehen große Unterschiede zwischen der individuellen Maßanfertigung nach dem persönlichen Stil und der Massenproduktion von Kleidung nach nominierten Standardmaßen. Auch der Unterschied in Preis und Qualität ist enorm. Es handelt sich bei Maßanfertigungen um Unikate, in denen viel Mühe, Überlegungen und Arbeit steckt. Eigene Entwürfe am Körper zu tragen, ist etwas anderes, als es in einem Geschäft zu kaufen und zuwissen, dass viele andere ebenfalls dieses Kleidungsstück tragen. Der eigene Entwurf ist exklusiv. Das gefertigte Kleidungsstück ist etwas ganz Persönliches, Individuelles, Eigenes und Besonderes.

Welche Produktionsschritte bei der Anfertigung von Konfektionswaren ablaufen, habe ich mir anhand des nachhaltigen Modelabels Ayen angeschaut. Den Artikel hierzu findest du hier https://fashiioncarpet.com/entstehung-und-designprozess-fuer-kleidung/.

Quellen:

Schwichtenberg, Nina: Von der Idee bis zum fertigen Produkt: So sieht der komplette Produktionsprozess von Kleidung aus, https://fashiioncarpet.com/entstehung-und-designprozess-fuer-kleidung/, letzte Aktualisierung 03. April 2020, abgerufen am 20.01.2021, 03.,14., und 18.02.202

Carlotta Wrobel, 1.Semester