Gender Mainstream

IST ES OKAY…

Die Gender-Debatte ist auch noch im Jahr 2019 ein hoch diskutiertes Thema. Ständig muss man sich die Frage stellen, wie man sein eigenes Geschlecht öffentlich darstellen darf und welche Abweichungen außerhalb der Normen und Werte toleriert werden. Dabei stellte ich mir die Frage, inwiefern wir darin eingeschränkt werden, unsere eigene Individualität auszuleben und wie weit wir in unserem Handeln wirklich beeinflusst werden durch gesellschaftliche Normen und Werte. Es wurden genauso viele weibliche wie auch männliche Personen befragt. Davon waren die meisten im Alter von 19-25 Jahren. Lediglich zwei Personen waren über 80 Jahre alt und drei Personen unter 18 Jahren. Ich habe bei meinen Fragen sehr bewusst darauf geachtet, bestimmte Klischees aufzugreifen und bekannte Alltagssituationen mit einzubeziehen, welche bei vielen von uns mit Unsicherheit bezüglich des eigenen Handelns verbunden sind.

… in der Abteilung des anderen Geschlechts shoppen zu gehen

… die Toilette des anderen Geschlechts zu nutzen?

… sich als Mann zu schminken?

… seinem Sohn zu verbieten, mit einem Kleid in den Kindergarten zu gehen?

… als Frau Menswear zu präsentieren?

… als Mann länger im Bad zu benötigen, als die Frau?

… sich als Frau nicht mehr zu rasieren?

… in Bekleidungsgeschäften nur noch Unisex-Kleidung zu verkaufen

… als Mann Meggins zu tragen?

Jetzt mal ehrlich: Natürlich gibt es in der heutigen Zeit deutlich mehr Freiheiten das eigene Geschlecht mithilfe von Kleidung und ästhetischen Merkmalen so frei wie möglich auszuleben. Dennoch erreichen wir immer wieder Grenzen, die uns mit weniger toleranten Personen in Konfliktsituationen führen. Das nehmen viele von uns einfach so hin und ignorieren abfällige Bemerkungen. Jedoch habe ich bei dieser Umfrage von den meisten der TeilnehmerInnen die Bestätigung erhalten, dass sie diese Bemerkungen häufig stärker treffen, als sie zugeben wollen. Wie sollen wir denn dann noch den Mut fassen, uns speziell zu kleiden oder eben den klassischen Vorstellungen von Mann und Frau zu widerstreben? Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass jeder das eigene Leben möglichst nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen führen kann, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben und sogar die Forderungen Anderer vorzuziehen?

Eine sehr wichtige Wegbereiterin für die Freiheiten in der
Mode, ist die Designerin Jil Sander. Sie ist bekannt für ihre
minimalistischen und zum Teil auch androgynen Schnitte, was
zu Beginn ihrer Karriere noch nicht unbedingt auf Zuspruch
traf. Im Jahre 1975 präsentierte die Designerin erstmals ihre
eigene Kollektion auf den Laufstegen in Paris, wobei zu dieser
Zeit besonders farbenfrohe Kleidung modern war und nicht
die Art von Stil wie sie bei Jil Sanders Mode vorzufinden war.
Ihre Kleidung orientierte sich nämlich an den klassischen
Herrenschnitten. Richtig erfolgreich wurde Jil Sander erst in
den 90er Jahren, wobei die Kleidungsstücke vor allem für die
moderne und klassische Businessfrau entworfen wurden, was
bedeutet dass die Teile klare Linien aufwiesen, die der Frau
das nötige Selbstbewusstsein in einer von den Männern
dominierten Geschäftswelt geben sollte. Trotzdem war es nicht
in ihrem Interesse, die Kleidung der Männer ganz einfach zu
kopieren, sondern eigene Stücke mit einem eigenen Stil zu
kreieren.

Eine weitere bekannte Designerin, die die Modewelt bereits in
den 20er Jahren mit klassischen Linien und Schnitten
überzeugen konnte, war Coco Chanel. Sie selbst trug immer
sehr klassische Kleidung und Hüte ohne große Verzierungen,
welches eine ganz besondere Eleganz ausstrahlte. Besonders
wichtig war ihr die
Emanzipation der Frau, die sich mithilfe der Kleidung ein
Recht auf Selbstbestimmung ermöglichen sollte. Die
Kleidungsstücke von Chanel sollten die Frau auf keinen Fall
einengen, weshalb sie besonders gerne fließende Stoffe wie z.B.
Jersey nutzte. Meiner Meinung nach sollte niemals das Gefühl
von Einengung und Einschränkung bei dem Erfüllen der
eigenen Wünsche auftreten. Das eigene Wohlbefinden ist ein
ganz wichtiger Faktor, um das Leben genießen zu können.

Trotzdem lässt sich feststellen, dass das uneingeschränkte
Repräsentieren des Geschlechts mithilfe von Kleidung
durchaus ein Prozess ist, der bereits von vielen nennenswerten
Personen etabliert wurde. Die Frage für unsere Zukunft ist
dennoch, ob wir die Welt weiterhin mit der Mode
revolutionieren können und somit den Geschlechterklischees
ein für alle mal ein Ende setzten können. Ein Ziel wird es also
sein, die Selbstverständlichkeit dafür zu entwickeln, dass
unsere Mitmenschen und auch wir selbst, das Leben führen
können, welches jede(r) Einzelne für richtig empfindet!

Beitrag von: Gina Luisa Müntefering

Quellen: https://www.dw.com/de/wie-jil-sander-die-damenmode-revolutionierte/a-46387340 https://www.elle.de/designer/jil-sander