Expert*inneninterview: Was heißt eigentlich wissenschaftliches Lernen?

Wie läuft der Übergang von der Schule zur Uni? Was ist, wenn die Lerngewohnheiten aus der Schule in der Uni nicht mehr funktionieren? Welche Tipps gibt es, um mit dem vielen Lernstoff umzugehen?

Erfahrungen dazu kann Dr. Yvonne Koch, Leiterin der Zentralen Studienberatung der Universität Paderborn berichten, die mit ihrem Team sowohl Studieninteressierte als auch Studierende in allen Fragen und Phasen des Studiums berät.

WAS IST DAS BESONDERE BEIM LERNEN AN DER UNI IM VERGLEICH ZUR SCHULE?

YK: In erster Linie erhöhen sich an der Universität das Tempo und die Stoffmenge deutlich im Vergleich zur Schule. In einigen Vorlesungen ist es so, dass der Stoff aus zwei Jahren Abitur in zwei oder drei Wochen wiederholt wird, dann geht es in dem Tempo mit neuen, komplexen Inhalten weiter. Damit wächst also in der Vorlesungszeit, die 14 oder 15 Wochen geht, enorm viel Lernstoff an, der am Ende in einer Prüfung abrufbereit sein muss. Hinzu kommt, dass niemand mehr kontrolliert, ob Hausaufgaben, Übungsblätter bearbeitet wurden oder ob der Stoff einer Vorlesung selbstständig nachbereitet wurde.

WAS SIND HÄUFIGE PROBLEME BEIM LERNEN?

YK: Aufgrund der Stoffmenge und des Tempos muss jede Veranstaltung konsequent vor- und nachbereitet werden. Wer das nicht von Beginn an macht und bis zum Ende durchhält, merkt am Ende der Vorlesungszeit, dass er in zwei Wochen nicht alles in den Kopf bekommt. Dann wird oft die Prüfung verschoben oder die Prüfung wird schlecht vorbereitet mitgeschrieben und ein Fehlversuch riskiert.

WELCHE TIPPS GIBT ES?

YK: Eigentlich ist es simpel: die Mitschriften jeder Veranstaltung konsequent nachbereiten (u.a. Unklarheiten recherchieren, Zusammenfassung schreiben, Wichtiges markieren) und sich eine Lerngruppe suchen, in der diese Nachbereitung und auch Übungsaufgaben besprochen werden können. Aber die Umsetzung erfordert Disziplin und Zeit, was gerade am Anfang unterschätzt wird. Hier hilft nur: Dranbleiben, Durchhalten und Zeitplan machen!

GIBT ES AUCH UNTERSTÜTZUNGSANGEBOTE ZUM LERNEN?

YK: Ja, je nach Anlass oder Bedarf gibt es Unterstützungsmöglichkeiten, sowohl fachspezifisch als auch fachübergreifend: In der Zentralen Studienberatung bieten wir zum Beispiel Workshops und Vorträge zu Themen wie Zeitmanagement, Lern- und Arbeitsstrategien oder auch Aufschieben an. Die Bibliothek hat Angebote zum Recherchieren und zur Literaturverwaltung, das Zentrum für Sprachlehre unterstützt beim Sprachenlernen. Fachspezifische Unterstützung gibt es bei den verschiedenen Lernzentren, aber teilweise auch bei den Fachschaften (z.B. Altklausureneinsicht) oder in einzelnen Lehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Hier lohnt es sich oftmals, die entsprechenden Internetseiten zu durchstöbern.

Abkürzung YK: Yvonne Koch
Durchgeführt im Juli 2019

Beitragsbild: Angelehnt an das Bild von Hugo Ataide auf Pixabay 

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