Bereits im letzten Bericht wurde angekündigt, dass es neben der normalen Tuesday’s Debate noch unsere Russian Debate gab, die dieses Mal sogar von einem Kamera-Team der ARD begleitet wurde. Was da wohl los war?
Die Debatte befasste sich dabei mit einem Thema, das alle Studierenden betrifft. Nichtsahnend öffnet man morgens den Briefkasten und ein Brief der Universität fällt einem entgegen. Habe ich Leihfristen überschritten? Werde ich durch Zufall und einfach so zum Professor ernannt oder die Uni vielleicht bald geschlossen? Doch öffnet man den Brief, fällt der Blick schnell auf den Eurobetrag und es wird einem bewusst – die Studiengebühren sind einmal mehr fällig. Im Kopf werden direkt die Pfandflaschen zusammenaddiert und das Sparschwein geschlachtet, vielleicht sogar der Essensplan umgestellt. Doch muss das sein? Die Regierung antwortete hierauf mit einem klaren „Nein!“ und forderte in der dieswöchigen Russian Debate ein gebührenfreies Studium.
Im Regelfall seien es die Eltern, die versuchen würden, ihren Kindern das Studium finanziell zu ermöglichen. Da die Kosten des Studiums jedoch häufig das Budget einer normalen Kleinfamilie, gerade bei Arbeiterfamilien, übersteigen würde, seien diese Familien darauf angewiesen, Kredite aufzunehmen. Dies stelle eine Hürde für die Familie dar, die entweder von Beginn an verhindern könnte, dass das Kind eine universitäre Laufbahn einschlägt oder aber, auf die Zukunft bedacht, finanzielle Probleme für die Familie mit sich bringen könnte. Aus der Sicht der Eltern könne es viel attraktiver sein, das gesparte Geld in ein eigenes Haus für Kinder und Enkel als in die universitäre Weiterbildung zu investieren, um ihrem Kind so einen sichereren Einstieg in das selbstständige Leben zu ermöglichen. Sollten die Eltern ihre Kinder nicht unterstützen können, so bleibe die finanzielle Belastung an den Studierenden hängen. Diese Mehrbelastung zeige sich jedoch bald in schlechteren Noten und auch das allgemeine Sicherheitsgefühl der Finanzierung leide unter ihr – denn nicht immer sind Nebenjobs sicher und Gebühren und Leben müssten dennoch weiter finanziert werden.
Bevor die Oppositionsposition vorgestellt wird, sei hier ein kleines Intermezzo eingeschoben. Ein Kamera-Team vom ARD! Eine Woche vor der Debatte kündigte sich dieser Besuch bereits an. Im Rahmen eines Projektes des ARD, bei dem ein Kurzportrait der Universität Paderborn aus Sicht von Studierenden erstellt wird, wurde Norina Poetter als eine der drei Leitfaden-Studierenden für den 10-minütigen Clip ausgewählt. Norina, ihres Zeichens DSP-Mitglied, erzählte also auf Nachfrage des ARD-Teams von ihrem Uni-Alltag und dabei entfachte sie das Interesse der Aufnahmeleiterin, als es um unsere Debatten und besonders die Russian Debate ging. Kurzerhand wurde beschlossen, dass diese Veranstaltung auch Einzug in den Clip finden müsse – eine gewaltige Ehre für uns!
Während der laufenden Debatten stieß das Kamera-Team dann zunächst zur Russian Debate und führte dort einen Großteil der Dreharbeiten durch. Im Anschluss daran schaute das Team bei der deutschsprachigen Tuesday’s Debate vorbei und filmte auch hier ein wenig. Was letztlich den Schnitt überleben und seinen Einzug in den 10-minütigen Online-Clip finden wird, kann man zwar nicht sagen – doch ein Erlebnis war es in jedem Falle und wir freuen uns, dass unsere internationalen Debatten auch außerhalb der Universität auf großes Interesse stoßen!
Doch genug des Einschubs, begeben wir uns wieder zur Politik – Opposition sagt Nein! Laut ihr sei die Hürde der Studiengebühr auch eine Hürde, um andere Arbeitsplätze weiterhin attraktiv zu halten. Die Gesellschaft könne nicht ohne Maler, Krankenschwestern und Erzieher auskommen und Ausbildungsbetriebe würden bereits jetzt händeringend nach neuen Auszubildenden suchen. Die Studiengebühren seien demnach eine Möglichkeit, den Strom der Schulabsolventen zumindest ein wenig zu lenken. Auch führe das zu bezahlende Studium dazu, dass Studierende einen Antrieb hätten, möglichst schnell und effektiv durch das Studium zu kommen, sich nicht einfach studentisch treiben zu lassen. Schaffe man die Gebühren ab, so die Opposition, sei es zudem nicht mehr möglich, eine gute Qualität der Einrichtung und der Bildung zu gewährleisten. Schon heute seien viele staatliche Universitäten veraltet, während private Unis mit hohen Studiengeldern top ausgestattet seien – dieser Unterschied würde sich durch eine Abschaffung der Gebühren noch weiter vergrößern. Es gäbe genügend staatliche Fördermöglichkeiten, die Studierenden die Finanzierung deutlich erleichterten – so beispielsweise das BAföG oder verschiedene Stipendien. Somit seien auch finanziell benachteiligte Familien trotz Studiengebühren in der Lage, ihre Sprösslinge auf die Universität schicken zu können.
Eine sehr schöne Debatte, die wohl noch unter besonderem Druck stand, wenn eine Kamera auf die einzelnen Redner gerichtet war. Doch unter den wachsamen Augen der Jury und einer kleinen Beobachterin schaffte es schließlich die Opposition, sich durchzusetzen und damit heißt es für uns Studenten wohl, dass die Gebühren weiterhin bestehen bleiben. So läuft das!
Ein großer Dank gilt zunächst ISKRA für das organisieren ihrer Debatte und allen russischen Debattanten, die an dieser sehr schönen Debatte teilgenommen haben. Zudem auch Norina für die unbewusste aber doch erstaunlich gelungene Vermittlung des ARD an unsere Russian Debate, die unseren Club extrem gefreut hat. Abschließend außerdem noch ein persönlicher Dank an Jessica, die die Russian Debate für mich auf Deutsch protokolliert hat, damit es einen ordentlichen Bericht geben kann.
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