Was haben eine halbnackte Frau, eine Bratpfanne und ein LKW gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel? Das ändert jedoch nichts daran, dass ein genau solches Bild die Plane eines LKW der Firma „Stoneline“ ziert. Dabei ist diese Firma nicht die einzige, die es weiß, mit sexualisierter Werbung auf sich aufmerksam zu machen. Doch ist eine solche Form des Marketings vertretbar? In der dieswöchigen Tuesday’s Debate bereute die Regierung – dieses Mal mit einem Gastsprecher des MTP –, dass die Darstellung von Frauen in Marketingkampagnen übersexualisiert ist und lieferte sich eine sehr hitzige und emotionsgeladene Debatte mit der Opposition.
Diese Reue begründete die Regierung unter anderem mit dem Schutz von Frauen und vor allem von jungen Mädchen. Diese seien in ihrem Alltag kontinuierlich Werbung ausgesetzt, die von vermeintlich hübschen, schlanken und perfekten Frauen beherrscht werde. Aus dieser Darstellung heraus sei es unumgänglich, dass Frauen sich mit einem Ideal vergleichen würden, das nicht erreicht werden könne. Daraus könnten schwere psychische Probleme entstehen; Selbstzweifel, Selbsthass, Magersucht – all diese Phänomene würden sowohl von sexualisierter Werbung hervorgerufen, als auch weiter verstärkt werden. Der Schutz von jungen Mädchen und Frauen müsse daher im Mittelpunkt stehen, um diese nicht zu gebrochenen Wesen zu machen, die auch im Beruflichen mit gesenktem Selbstbewusstsein Nachteile erfahren würden. Um Frauen nicht zu sexualisierten Objekten zu machen, sei es im Zuge von Gleichberechtigung und gegen den Sexismus daher wichtig, eine solche Art von Werbung zu verbieten.
Die Opposition konterte damit, dass es bereits gesetzliche Regelungen und Institutionen gäbe, welche allen voran die Kinder schützen würden – namentlich die FSK und der damit einhergehende Jugendschutz. So würde schon jetzt Werbung kritisch betrachtet, eingestuft und im Zweifel verboten, um eine Gefährdung von Kindern auszuschließen. Eine Darstellung von hübschen Frauen und – wie die Opposition einführte – auch von Männern sei keinesfalls etwas, das schaden würde. Vielmehr würde Werbung mit schönen Menschen die Landschaft verschönern und ein angenehmes Stadtbild schaffen. Zudem könne man keine klaren Grenzen ziehen, da die Sexualisierung auch in anderen Bereichen wie in Film und Musikvideos auftauchen würde. Die bloße Verbannung von sexualisierter Werbung würde daher wenig ändern. Die Ungleichberechtigung der Frau müsse vielmehr im Kern, also in den Köpfen der Menschen, angegangen werden, anstatt durch eine Zensur der Werbung das eigentliche Problem lediglich zu verstecken. Die Frauen hätten lange genug dafür gekämpft, für sich selbst entscheiden zu können, sich gegen das Patriarchat durchzusetzen – eine Zensur dieser Freiheit würde auch einen Rückschritt in der Emanzipation bedeuten.
Den Sieg aus dieser Debatte konnte die Opposition schließlich für sich verbuchen – Werbeindustrie und Menschen dürfen sich also weiterhin über sexualisierte Werbung freuen!