Buchrezension: “Business with the Japanese” von Mehmet Emin Özkan

Buchdetails:

51TkbfP3MrLAutorin : Iris Kuhnert

Erscheinungsjahr: 2004

Taschenbuch: 125 Seiten

Verlag: GABAL; Auflage: 1., Aufl. (Oktober 2004)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3897494612

ISBN-13: 978-3897494619

Preis: 5,79 €

Motivation:
Bei der Auswahl eines geeigneten Buches mit Japan Bezug, war es zunächst ein langes hin und her zwischen klassischen Romanen und Sachbüchern, die einen kulturellen Bezug haben. Als die Studenten, die letztes Jahr in Japan waren, berichteten, wie schwer es war Beziehungen zu Japanern vor Ort aufzubauen, entschied ich mich für dieses Buch, auf welches ich während des Kurses am LSI aufmerksam wurde.
„Business with the Japanese“ fokussiert sich insbesondere auf die Kommunikation mit japanischen Geschäftsleuten und versucht dem Leser die kulturell geprägte Japanische Denkweise näher beizubringen. Es soll einen detaillierten Einblick in die japanische Geschäftswelt geben und als „Guideline“ für deutsche Unternehmer, die an Geschäften mit japanischen Unternehmen interessiert sind, dienen. Zwar spezifiziert sich die Autorin auf Projekte mit Japanischen Unternehmen, jedoch denke ich, dass man vielen Verhaltensmustern auch im japanischen Alltag begegnen wird.

So erhoffte ich mir passend zu meinen Wirtschaftswissenschaftlichen Background, Tipps für meine zukünftige berufliche Laufbahn zu bekommen und mit Hinblick auf mein Auslandssemester, kulturelle Verhaltensmuster der Japaner näher kennen zu lernen.

Autor:
Autorin Iris Kuhnert, derzeit tätig als Consulting Associate für „The Ken Blanchard Company“, führte schon seit 1995 Workshops für Führungskompetenz, Teams, internationale Geschäftsfähigkeiten und interkulturelle Kompetenz durch. Ihr Hauptberufsfeld liegt im Bereich des Trainings der Managementebene, insbesondere von Unternehmen, die Kooperationen mit japanischen Unternehmen vorantreiben.
Ihre berufliche Laufbahn startete sie im Bereich Marketing, Vertrieb und Kommunikation bei einer führenden japanischen Kosmetikmarke. Diesem folgte eine Tätigkeit als Executive Manager, bei der sie Geschäftssysteme zwischen den Vereinigten Staaten, Japan und Europa aufeinander abstimmte. Anschließend war sie als selbständige Beraterin tätig, in der sie Unternehmen im Mittelstand verhalf, Geschäfte im asiatischen Raum zu vervielfachen.

Ergänzend zu ihrer beruflichen Erfahrung besitzt Iris Kuhnert einen Master-Abschluss in internationalem Management und Japanisch und einen Master-Abschluss in Organisationsentwicklung und Bildung. Zugleich spricht sie fließend Japanisch. Ihr fachliches Wissen kombiniert mit ihrer interkulturellen Handlungskompetenz macht sie zu einer „Japan-Spezialisten“, die in vielen internationalen Beratungsprojekten tätig ist.

Inhalt:

Das Buch gliedert sich insgesamt in 7 Kapitel. Dabei dienen die ersten beiden Kapitel als Einführung in das Buch. Kapitel 3-6 fokussieren sich auf besondere japanische Verhaltensmuster, die im Detail beispielhaft erläutert werden. Das letzte Kapitel hingegen dient als Ergänzung mit 10 zusammengefassten Verhaltenstipps, die sich auf den Geschäftsalltag in Japan beziehen.

Kapitel 1 Business with the Japanese:

Das erste Kapitel fasst zunächst die Motivation der Autorin zusammen und gibt Auskunft darüber, warum ein Buch über dieses Thema wichtig für deutsche Unternehmen ist, was das Buch kann und was nicht, und für wen das Buch geeignet ist. Die Autorin hebt hervor, dass viele Unternehmen sich nicht bewusst sind, dass kulturelle Unterschiede einen Einfluss auf den Erfolg eines Projektes haben können, sodass sie sich nur auf Zahlen und Fakten fokussieren. Ein Bewusstsein über die kulturellen Unterschiede sei unabdingbar, um Bedürfnisse des Gegenüber zu verstehen.

Kapitel 2 Grundsätzliches vornweg

Das 2.Kapitel dient als wissenschaftliche Grundlage und erläutert das 3-Stufen Modell nach Benett, das die Autorin als Basis für eine erfolgreiche interkulturelle Handlungskompetenz sieht. Der erste Schritt besteht darin sich der eigenen Kultur bewusst zu werden und Unterschiede zu anderen Kulturen aufzuarbeiten. Anschließend soll man die Gründe und Einflussfaktoren gewisser Verhaltensmuster beider Kulturen hinterfragen. Auf Basis dieser Stufen soll man nun das erworbene kulturelle Verständnis auch in der Praxis anwenden.
Zudem festigt Sie vier kritische Fragen, die das Buch versuchen soll zu beantworten. Gemeinsames Ziel dieser Fragen ist es, die eigenen Gedanken und Absichten so zu formulieren, sodass sie von Japanern verstanden werden.

Kapitel 3 Business Made in Japan

Dieses Kapitel fokussiert sich auf eine Fallstudie aus der Praxis, der den Verlauf von der Anbahnung eines Geschäftes bis zu dessen Abschluss erläutert. Dabei geht die Autoren auf die einzelnen Phasen des Geschäftes ein und stellt hierbei die verschiedenen Ziele der Deutschen und Japanischen Unternehmen hervor. Auf der einen Seite streben deutsche Delegationen ein Gespräch mit geschäftlichen Inhalt an, auf der Anderen Seite fokussiert sich das japanische Unternehmen auf die persönliche Beziehung beider Seiten. So kommt es vor, dass deutsche Geschäftsleute während des Verhandlungsprozesses zu ungeduldig agieren, da sie Verhaltensmuster der Japaner falsch interpretieren.

Kapitel 4 Gruppenorientierung in Japan

Das 4.Kapitel behandelt Themen wie „Uchi und Soto“ , das Vertrauen und die Hierarchie in japanischen Unternehmen. „Uchi und Soto” beschreibt das Phänomen, dass für Japaner viele geschäftliche Themen zum inneren Bereich gehören und mit Außenstehenden nicht besprochen werden. So kann dieses Verhalten als Zurückhaltung von deutscher Seite aus interpretiert werden. Weiterhin wird die Bedeutung des gegenseitigen Vertrauens aus japansicher Sicht und die vertikale Gesellschaftsstruktur „Tate Shakai” näher dargestellt. Diese Hierarchie spielt eine wichtige Rolle und wird als Garant für Harmonie gesehen. So wird es z.B. nicht gerne gesehen, dass jüngere Mitarbeiter Eigeninitiative ergreifen und Ideen von sich aus vorantreiben. Das Reden und Handeln passend zur Stufe in der Hierarchie wird “Mibun” genannt.

Kapitel 5 Kommunikation

In diesem Kapitel wird zunächst das Prinzip des „Honne und Tatemae“ erläutert und die damit verbundene japanische Verhaltensweise. „Honne” bezeichnet das echte Empfinden und Denken der Japaner, wobei „Tatemae” das beschreibt, was in der Öffentlichkeit gesagt werden sollte. Dadurch kann es passieren, dass Japaner negative Dinge nicht direkt aussprechen, um einer unangenehmen Situation zu entgehen. Weiterhin geht die Autorin auf den Punkt des Gesichtsverlusts in Japan ein. Hierbei gibt sie viele Tipps für jeweils verschiedene Situationen, in denen solch ein Gesichtsverlust vermieden werden kann. Am Ende des Kapitels beschreibt die Autorin verschiedene Konfliktsituationen mit Japanern und gibt entsprechende Lösungsvorschläge, die die gemeinsame Harmonie nicht verletzen.

Kapitel 6 Managementstil

Dieses Kapitel konzentriert sich auf das japanische Managementsystem. Anfangs wird der typisch japanische Führungsstil und die Beziehung eines Vorgesetzten zu seinen Angestellten dargestellt (Konzept des „Amae“). Basierend auf diesem Konzept kann es passieren, dass Mitarbeiter mit einer nicht ausreichenden Leistung, trotzdem geduldet werden, da eine “Kinder-Mutter/Vater” Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter herrscht. Durch diese familiäre Beziehung werden leistungsorientierte Entlassungen selten durchgeführt.
Weiterhin geht die Autorin auf die Wichtigkeit eines großen Netzwerks für japanische Studenten und Geschäftsleute ein (Jinmyaku). Ein anderer großer Unterschied wird hinsichtlich der Entscheidungsfindung in japanischen Unternehmen deutlich. Das „Ringi System“ beschreibt hierbei die Entscheidungsfindung, die nicht auf Basis einer Person, sondern eines gemeinsamen Konsensus getroffen wird.

Kapitel 7 Der kleine Japan-Knigge

Das letzte Kapitel ist eine kleine Ergänzung, die 10 Verhaltenstipps zusammenfasst.
Dabei werden Themen wie „Pünktlichkeit bei Besprechung“ bis hin zu allgemeineren Themen wie „Alkoholkonsum“ oder „Karaoke“ abgehandelt und ergänzt von persönlichen Tipps der Autorin. Auch hier wird deutlich, dass Japanische Geschäftsleute das Abendprogramm zum informellen Austausch nutzen. Interessant für Leser hierbei ist, dass eine Weigerung Alkohol zu trinken, so gedeutet wird, dass man sich nicht öffnen und seinen Charakter nicht zeigen will.

Fazit

Anfangs war ich sehr skeptisch und habe aufgrund der relativ geringen Seitenzahl befürchtet, dass Themen sehr oberflächlich abgehandelt werden. Zugleich befürchtete ich, dass das Buch sich zu sehr auf die japanische Geschäftswelt fokussiert, sodass Verhaltensmuster, die eventuell den japanischen Alltag betreffen, ausgelassen werden.
Im Ganzen kann ich festhalten, dass sich das Buch sowohl für Geschäftsleute als auch für zukünftige Auslandsstudierende eignet. Viele Denkweisen und Verhaltensmuster der Japaner sind kulturell geprägt und können auch auf alltägliche Situationen projiziert werden. So ist das Buch eine gute Vorbereitung für das Semester in Japan und hilft einem die japanische Denkweise besser zu verstehen, was den Kontakt zu ortsansässigen Studenten vereinfachen kann.
Der Großteil des Buches besteht aus Beispielen und persönlichen Tipps der Autorin, die das Buch leicht lesbar machen. Zudem geben diese Beispiele einen Einblick in die japanische Geschäftsstruktur.
Einziger Kritikpunkt ist der etwas „dünne“ rote Faden des Buches. Die Kapitel bauen nicht wirklich aufeinander auf, sodass man als Leser schnell den Überblick verliert.

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One Response to Buchrezension: “Business with the Japanese” von Mehmet Emin Özkan

  1. MadeleineH says:

    Hallo Mehmet Emin,
    vielen Dank für Deine Buchrezension. Das Lesen Deiner Buchrezension hat mir nicht nur viel Freude bereitet, sondern mich auch neugierig gemacht.
    Ich fand es sehr spannend zu sehen, welche Faktoren Deine Buchwahl geprägt haben.
    Ich bin überzeugt davon, dass die von Dir genannten Einzelbeispiele der Autoren sehr informativ waren du Eindrücke der Autorin während ihrer verschiedenen beruflichen Tätigkeiten widergespiegelt hat. Auch, wenn man bei der Wahl nicht gleich einen möglichen Bezug zu Auslandsstudierenden, sondern eher an die japanisch-deutsche Berufswelt.
    Nachdem ich Deinen Eindruck gelesen habe, bin ich überzeugt davon, diese Literatur auch zu lesen. Sie klingt sehr spannend und lehrreich. Ich freue mich schon sehr, dieses Buch auszuleihen und einmal durchzulesen, um selber durch die persönlichen Erfahrungen der Autorinnen meinen japanischen Horizont erweitern zu können.

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