Buchrezension “China-Ein Länderporträt” von Marcus Hernig

China-Ein Länderporträt 

Buchdetails:

Autor: Marcus Hernig

Titel: China – Ein Länderporträt

Erscheinungsjahr: Juli 2016 (4. Auflage)

Verlag: Christoph Links Verlag, Berlin

Sprache: Deutsch

Genre: Sachbuch

Seitenanzahl: 213 Seiten

ISBN: 978-3-86153-93 -3

Preis: 18,00€

Der Autor

Der Autor Marcus Hernig, geboren im Jahr 1968, ist Autor von Sachbüchern und Romanen die hauptsächlich chinesisch – deutsche Beziehungen thematisieren. Er studierte Sinologie, Germanistik und Geschichte in Bochum, Deutschland und in Nanjing, China. Seit 1998 lebt er in Shanghai. Hernig ist tätig in chinesisch-deutscher Kultur- und Bildungsarbeit. Derzeit arbeitet er als Lektor des DAAD, und als Beauftragter des deutschen Generalkonsulats in Shanghai für Bildungszusammenarbeit und übt Gastprofessuren an der Tongji Universität in Shanghai und an der Zhejiang Universität in Hangzhou aus.

Motivation 

Im Rahmen dieses Projektes hatte ich das erste Mal die Gelegenheit ein Buch zu lesen das ausschließlich China thematisiert. Als erste Leseerfahrung über China habe ich deshalb ein eher sachliches Buch bevorzugt. Das Buch China – Ein Länderporträt erschien mir als ein Muss für meine Leseerfahrung, da es alle Themen von Gesellschaft bis Kultur, Geschichte, Politik, Demographie und Entwicklung beinhaltet. Ich war deshalb sehr interessiert mein bisher eher geringes China Wissen mit dieser Lektüre zu erweitern. Was mich zudem sehr motiviert hat dieses Buch zu lesen war das Profil des Autors. Dieser lebt selbst seit langem in Shanghai, in der Stadt die ich mit meinem ASBE Austausch auch besuchen werde, und arbeitet und forscht an dem chinesisch- deutschen Miteinander. Deshalb erhoffte ich mir mit diesem Buch nicht nur mein faktisches Wissen zu erweitern, sondern auch von den Erfahrungen des Autors zu profitieren.

Inhalt

Das Buch gliedert sich in acht unterschiedliche Kapitel. Diese decken Themen aus verschiedenen gesellschaftlichen, kulturellen, historischen, und politischen Bereichen ab.

Der Einstieg erfolgt mit dem Thema Ausländer – „Laowai“. Der Autor beschreibt, dass die Zahl der Ausländer in China immer weiter ansteigt. Im Zuge der Globalisierung zieht es immer mehr Menschen aus dem Westen nach China. Mit laowai bezeichnet man in China die Ausländer aus Europa oder Amerika. Diese sind wohlhabend und genießen ein hohes Ansehen von Seiten der Chinesen. Der Autor bemerkt, dass ein laowai in China immer ein laowai bleibt. Dies zeigt er an dem Beispiel von Eva Siao, geboren als Eva Sandberg in Deutschland, die 50 Jahre in China gelebt und gearbeitet hat, einen Chinesischen Mann geheiratet hat, trotz allem immer noch das Gefühl im Alltag bekommt, dass sie eine Ausländerin ist.

Im nächsten Kapitel spricht der Autor über Inländer, den „Baixing“. In diesem Kapitel liest man grundlegendes über die Chinesische Gesellschaft. Als erstes beschreibt Hernig die größte chinesische ethnische Gruppe, die Han Chinesen. Diese stellen 96% der Bevölkerung Chinas dar. Sie sind die älteste Chinesische ethnische Gruppe die man als Chinesische Ureinwohner versteht. Sie besetzen wichtige Führungspositionen in Wirtschaft, Politik und Bildung. Neben dieser ethnischen Mehrheit gibt es 56 weitere ethnische Minderheiten. Einige Beispiele sind die Mongolen, Uighuren oder Taiwanesen. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen sind durch Spannungen geprägt. Gründe sind Religion, Sprache oder Vorurteile zum Beispiel.

Am Beispiel von Guanxi erläutert der Autor das in China zwischenmenschliche Beziehungen durch verschiedene Philosophien geprägt sind. Guanxi, das gegenseitige Geben und Nehmen, beruht auf der Philosophie des Konfuzianismus. Neben dem Konfuzianismus gibt es unter anderem den Taoismus, der von vielen Chinesen wie eine Religion verstanden und ausgelebt wird. Konfuzianismus und Taoismus können in Harmonie zueinander ausgelebt werden.

Das dritte Kapitel des Buches beschreibt geschichtlich und politisch bedeutsame Ereignisse. Der Autor beginnt mit archaischen Königreichen, Dynastien und chinesischer Mythologie, und beendet das Kapitel mit den bedeutsamsten Revolutionen der Politikgeschichte.

Das nächste Kapitel heißt „Jiaoyu bisai – Bildung als Wettbewerb“. Wie die Kapitelüberschrift verrät, liest man in diesem Teil des Buches heraus, in was für einem starken Wettbewerb die Chinesen sich in ihrem Alltag befinden. Chinas Bevölkerung wächst. 2004 erreichte das Land die 1,3 Milliarden Einwohner Schwelle. Eine wachsende Bevölkerung bedeutet auch wachsender Wettbewerb. Chinesen werden von klein auf mit Wettbewerbsdruck erzogen. Im jungen Alter beginnt es in der Schule mit Rankings oder Wettbewerben, in denen jeder versucht die bestmögliche Leistung zu erlangen. Das Leben der Chinesen besteht aus Prüfungen. Bildung ist trotz allem ein Privileg und ein Kostenfaktor zugleich.

„Caishen – Der Geldgott“ lautet die Überschrift des fünften Teils des Buches. Hier beschreibt der Autor den Glauben der Chinesen an einen Geldgott. Wenn dieser das Geld gibt, dann sollte man es sparen und sinnvoll verwenden. Hernig erwähnt das Chinesen Weltmeister im Sparen seien. Auffallend ist, dass die ältere Generation mehr zum Geld sparen geneigt ist, dass aber die jüngere Generation immer mehr ihr Geld ausgibt speziell für Bildung, Immobilien, Autos, Reisen und Essen.

Essen ist das Schlagwort für die nächste Thematik die das Buch beinhaltet. Ausgaben für Essen in China steigen. Dies liegt einerseits an der Gewohnheit der Chinesen das Essen nicht nur eine Bedürfnisdeckung ist, sondern eine Aktivität an der die Chinesen großen Gefallen finden. Aber auch an steigenden Ansprüchen und Preisen. Bemerkenswert ist das Chinesen scharfes essen sehr bevorzugen und das die Küche nicht nur Nahrungsmittel liefert, sondern auch Medizin. Krankheiten bekämpft man üblicherweise am effektivsten mit chinesischen Hausmitteln aus der Küche.

In den beiden letzten Kapiteln des Buches spricht der Autor von der Reise Freudigkeit der Chinesen, von Chinesischen Festen, Traditionen, und von der Urbanisierung.

Chinesen sind Reiseweltmeister. Doch auch immer mehr nicht Chinesen zieht es in das Land der Mitte.

In China herrschen starke Unterschiede zwischen der Stadt und dem Land. Ländliche Regionen sind traditioneller geprägt. Es wird mehr Wert auf Gebräuche, Rituale und Festlichkeiten gelegt.

Ein sehr wichtiges chinesisches Fest ist das Neujahrsfest, auch bekannt als Frühlingsfest. Dieses wird in sehr großem, festlichem Ausmaß gefeiert. Signifikant sind Feuerwerke und das Neujahrsessen. Der Autor nennt ein interessantes Beispiel zu einem Neujahrsbrauch. Es ist üblich, dass zum Neujahrsfest Maultaschen (chinesisch: jaozi) gegessen werden. Wer beim Essen ein jaozi mit einer Erdnuss erwischt, der würde vom Geldgott besucht, so der Brauch.

Andere Festtage, die es so in Europa nicht gibt sind das Totenfest am 4. April oder zum Beispiel das Sommeranfangsfest am 5.Mai.

Der Autor schließt die Thematik ab indem er auf die Urbanisierung eingeht und Chinas starkes Wachstum erneut betont. Seit 2011 leben erstmals mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Chinas Wirtschaft und auch die Gesellschaft wächst und erlebt einen Wandel von Traditionellem zur Moderne.

Fazit

Das Buch China-Ein Länderporträt von Marcus Hernig ist eine gute Wahl, wenn man interessiert an chinesischer Kultur, Geschichte und Entwicklung ist. Es ist keinesfalls ein Reiseführer, auch wenn man bei dem ersten Blick den Anschein bekommt es sein ein sachlicher China-Reisebegleiter. Es ist vielmehr ein Bericht von Erfahrungen die der Autor selbst gemacht hat, oder die er übermittelt bekommen hat. Der Autor schreibt aus seiner subjektiven Perspektive, versucht aber dennoch das geschriebene objektiv zu erläutern.

Für Verwirrung sorgten einige Stellen in denen er Klischees wie zum Beispiel „Chinesen sind gelb“ als eine anerkannte Beschreibung der chinesischen Hautfarbe darlegt.

Das Buch ist in einer bildlichen Sprache geschrieben, die geschilderten Ereignisse kann man sich somit gut vorstellen. Der Autor schreibt über viele verschiedene Themenbereiche, an einigen Stellen springt er leider zu stark zwischen den verschiedenen Themen sodass es für einen unerfahrenen Leser schwierig ist teilweise den Zusammenhängen zu folgen.  Die Themen werden an einigen Stellen sehr ausführlich bis in das kleinste Detail erläutert, was ich als sehr positiv empfunden habe um mein China Wissen zu erweitern. Die Informationsquantität des Buches ist sehr hoch.

Zusammenfassend liefert das Buch von Hernig einen guten Überblick über das traditionelle, wie auch das Moderne China. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Tradition und Moderne, Stadt und Land, Dorf und Metropole, Inländer und Ausländer werden ausführlich und lebendig gegenübergestellt und erweitern die Chinahorizonte des Lesers.

Als Einstiegslektüre in das Thema China, so wie ich dieses Buch genutzt habe, kann ich es auf jeden Fall weiterempfehlen.

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