Buchrezension “Ãœberleben unter 1,3 Milliarden Irren” – Sebastian Erber

Buchrezension: “Ãœberleben unter 1,3 Milliarden Irren – Der alltägliche Wahnsinn in China” von Jan Aschen

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Buchdaten:

Titel: Ãœberleben unter 1,3 Milliarden Irren – Der alltägliche Wahnsinn in China

Autor: Jan Aschen

Verlag: Wilhelm Heyne Verlag München

Erscheinungsjahr: 2014

Umfang: 253 Seiten

ISBN: 978-3-453-60277-9

Preis: 8,99€

Meine Motivation

Bei meiner Recherche nach einem passenden Buch für das Literaturforum bin ich schnell auf das Buch von Autor Jan Aschen gestoßen. Vom ersten Blick auf das Buch, das Cover ist nicht leicht zu übersehen, war mir klar, dass der Autor eine humoristische Herangehensweise an das Buch gewählt hat.

Gerade der Titel und das Cover verweisen darauf dass das Buch sich mit den Vorurteilen von Deutschen gegenüber Chinesen beschäftigt, was sehr interessant ist, wenn man selbst noch nicht in China war. Es gibt einem die Chance zu erfahren, welche Vorurteile stimmen und welche nicht, was einem einen ersten Eindruck gibt, was man selbst in China erwarten kann. Ebenfalls ist es interessant zu sehen, wie ein anderer Deutscher, der nach China ausgewandert ist, sich in diesem Land zurecht findet und welche Erfahrungen er mit der chinesischen Kultur gemacht hat. Ebenfalls gibt es einem die Möglichkeit gewisse Vorbereitungen zu treffen vor dem Auslandsaufenthalt und bereits Tipps zu bekommen von jemandem, der den gleichen Prozess durchgemacht hat, den man als Deutscher der bald in China lebt, ebenfalls beginnt. Die Motivation hinter der Auswahl dieses Buches ist daher einen ersten Einblick zu bekommen, was mich in China erwartet. Außerdem ist es sehr interessant zu sehen, wie Expats in China leben, da ich selber als Student in einem international ausgerichteten Studiengang vielleicht einmal die Möglichkeit haben werde, längere Zeit im Ausland zu arbeiten.

 

Der Autor

Der Autor des Buchen, Jan Aschen, wurde 1973 in Darmstadt geboren und ist Marketingstratege, Buchautor und Blogger. Nach seinem Abitur folgte für Jan Aschen das Studium der Betriebswirtschaftslehre und arbeitete anschließend als Unternehmensberater. Bevor er 2010 nach China auswanderte, war er Stratege in einer Werbeagentur. Seit er mit seiner Frau nach China ausgewandert ist und Shanghai seinen Wohnort nennt, arbeitet er als Markenstratege. Seine Aufgabe ist es, das Verhalten von Verbrauchern nachzuvollziehen und zu erschließen, was chinesische Kunden zum Kauf bewegt. Seit seiner Ankunft in China steht er dem Land und seinen Einwohnern zwiegespalten gegenüber, das es einerseits das beste Land der Welt sein kann, andererseits ihn zum verzweifeln bringt. In seinem Buch „Überleben unter 1,3 Milliarden Irren“ beschreibt er seine persönlichen Erfahrungen als Expat in China und geht dabei genau auf die beiden Seiten von China ein, die er in seinem täglichen Leben erfährt. Neben seinem Buch ist er auch als Autor und Blogger für The Huffington Post tätig.

 

Der Inhalt

Inhaltlich ist das Buch in vier Teile unterteilt, wobei jeder Teil eine Phase im Prozess des Einlebens des Autors in Shanghai wiederspiegelt.

Die einzelnen Teile des Buches lauten wie folgt:

Teil 1: „Ist das toll hier!“

Teil 2: „Habt ihr sie eigentlich noch alle?“

Teil 3: „Drollig“

Teil 4: „Zurückgehen wird schwierig“

Dabei bezeichnet der Autor die einzelnen Teile des Buches auch als Honeymoon, Krise, Erholung und Anpassung. Die vier Phasen beziehen sich auf die vier Phasen eines Kulturschocks, die immer ähnlich, aber unterschiedlich lang für verschiedene Individuen sein können.

Im ersten Teil des Buches, geht der Autor darauf ein, welche neuen ersten Erfahrungen er macht, was besonders anders in Shanghai ist als in Deutschland und welche Vorurteile von Deutschen gegenüber Chinesen stimmen. Da sowohl die Sprache nicht leicht zu lernen ist und Shanghai auf den ersten Blick für den Autor keine Wohlfühloase zu sein scheint, beschreibt er die ersten Tage nach dem Auswandern als schwierig. Unter seine ersten Eindrücken fallen unter anderem die Vielfalt des Essens und dessen geringer Preis, Erfahrungen mit seinem Facility Manager und wie lange der Prozess dauert, bis Reparaturen erfolgen, und das Leben in den sogenannten „Ausländergettos“. Ebenfalls berichtet der Autor von anfänglichen Lieblingsorten der Stadt, wie z.B. der Bund, der einerseits durch Kolonialbauten und andererseits mit der Skyline von Pudong wirbt. Besonders erstaunt scheint der Autor von dem Vorurteil, dass Chinesen friedlich und ruhig sind, zu sein, da Handgreiflichkeiten keine Seltenheit in der Öffentlichkeit sind. Zusätzlich geht er auf die Esskultur ein, und nimmt dem Vorurteil, dass Chinesen ausschließlich exotisches Essen zu sich nehmen, seine Gültigkeit.

Der zweite Teil des Buches handelt von neuen Erfahrungen, die den Autor verärgern und er berichtet von den für ihn negativen Seiten des Kulturschocks in China. Unter Anderem fällen in diese Kapitel Eigenschaften von Chinesen, mit denen der Autor Schwierigkeiten hat. Hierzu zählen die, für Shanghai typischen großen Menschenmassen an öffentlichen Orten, Guanxi, teure Preise für globale Marken und typische Treffpunkte für Expats, an denen junge weibliche Chinesen hoffen, ältere westliche Männern kennenzulernen. Ebenfalls ist das Konzept vom Verlieren des Gesichts für den Autor schwer verständlich, da man es aus Deutschland gewohnt ist, offen kritisieren zu können. Dabei verwundert ihn, dass Gesicht geben einfach ist, Chinesen jedoch niemals öffentlich das Gesicht verlieren wollen.

Der dritte Teil des Buches beschäftigt sich damit, was der Autor an China und seinen Einwohnern faszinierend findet und zwar nicht erste Eindrücke, sondern Eigenschaften, die ihm über längere Zeit aufgefallen sind und ihn amüsieren. Zusätzlich fängt der Autor an, seine Lebensumstände zu akzeptieren und Verständnis für Chinesen zu zeigen. Da der Autor sich in seinem Job damit beschäftigt, das Kaufverhalten von Chinesen zu untersuchen, ist er besonders beeindruckt von der chinesischen Art des Marketings. Als Beispiel nennt er eine Werbung für einen Schokoriegel, in welcher ein Gorilla in dem Schokoriegel Musik von Phil Collins hört. Anders, aber dennoch beeindruckend und wirksam. Außerdem berichtet er davon, dass Deutsche in China aufgrund ihrer Autos, der Bundesliga und deren Fleiß sehr beliebt sind. Karaoke darf in China natürlich auch nicht fehlen und der Autor beschreibt seine Erfahrungen damit als unausweichlich.

In dem letzten und auch kürzesten Teil des Buches berichtet der Autor von verschiedenen Charakterzügen und Verhaltensweisen, die er sich in China angeeignet hat, was es so schwierig macht, das Land irgendwann wieder zu verlassen. Von Hamsterkäufen und daraus resultierenden vollen Tiefkühlschränken, bis hin zum „Ignorieren der eigenen Sterblichkeit“ aus Erfahrungen mit Taxiunternehmen, berichtet der Autor auch von Dingen, die er in China nicht vermisst, zum Beispiel Schlager. Abschließend beschreibt der Autor die Tatsache, dass er durch seinen Auslandsaufenthalt auf den Geschmack gekommen ist, weitere Städte Chinas sein zu Hause zu nennen und ist voller Freude, weiterhin neue Orten und Facetten des Landes zu entdecken.

 

 

Mein Fazit

Alles in allem fällt mein Fazit für das Buch gut aus. Das Buch ist sowohl unterhaltsam, als auch lehrreich, was es daher sehr empfehlenswert für jemanden macht, der bald ein Auslandssemester in China macht, oder beruflich dorthin zieht. Zusätzlich ist das Buch leicht zu lesen und durch die Umgangssprache, die oft benutzt wird, fühlt man sich nach einer Zeit, als würde man den Autor persönlich kennen, was dazu führt, dass man sich besser in die Lage eines Deutschen in China reinversetzen kann. Man kann das Buch dadurch mehr genießen und nimmt für sich selber mehr mit, als wäre das Buch rein informativ und weniger unterhaltsam.

Da das Buch den Prozess eines Kulturschocks und dessen Phasen beschreibt, bereitet es einen auf seinen eigenen Anpassungsprozess in China und auf die einzelnen Phasen vor, so dass man in China nicht komplett überrumpelt wird von allem, was man nicht kennt. Man kann sagen, es nimmt einem auf unterhaltsame Art und Weise die Angst vor dem Schritt nach China zu gehen. Das Buch zeigt sowohl negative, als auch positive Seiten des Auswanderns, kommt am Ende aber zu dem Punkt, dass man sich in jeder Stadt und in jedem Land sein eigenes Zuhause machen kann und lernen kann, mit fremden Kultur erfolgreich umzugehen und dass man sich einzelne Facetten von jeder Kultur sein eigen machen kann. Der Autor geht sehr realistisch darauf ein, dass viele Deutsche in Expat-Vierteln wohnen und beschreibt sehr gut, was einen als Expat erwartet. Dieser Faktor ist andererseits ein Kritikpunkt, da der Autor ausschließlich in den westlichen Vierteln Chinas gelebt hat und dadurch nicht völlig in die Tiefe der chinesischen Kultur eintauchen konnte.

Zusammenfassend kann ich das Buch jedem der nach China geht empfehlen, da es einem einen ersten Eindruck gibt, wie ein anderer Deutscher es geschafft hat, sich China zu seinem Zuhause zu machen.

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One Response to Buchrezension “Ãœberleben unter 1,3 Milliarden Irren” – Sebastian Erber

  1. MadeleineH says:

    Hallo Sebastian,
    vielen Dank für Deine Buchrezension. Das Lesen Deiner Buchrezension hat mir nicht nur viel Freude bereitet, sondern mich auch neugierig auf China gemacht.
    Besonders amüsant ist der Titel, welches einen verlockt, das Buch zu lesen. Auch die Wahl der Kapitel ist anders, als in anderer Literatur, welches eine sehr positive Wirkung auf mich hat.
    Es ist sehr spannend zu sehen, welche Phasen ein Deutscher, welcher aus beruflichen Perspektiven das Land wechselt und nach China reist, erlebt. Vor allem fand ich es sehr amüsant zu lesen, dass die einzelnen vier Phasen zweimal definiert wurden mit „Honeymoon, Krise, Erholung und Anpassung“.
    Nun hast Du die Möglichkeit, zu schauen, ob Du während Deines Auslandssemesters in China dieselben Phasen erlebst oder ob sich diese vom Autor unterscheiden und auch, wie Du diese dann definieren wirst.
    Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass Du während Deiner persönlichen Vorstellung das Buch mit der ganzen Fülle der witzigen Beschreibungen darstellen konntest und ich finde es sehr schade, dass ich dies leider nicht persönlich miterleben konnte. Deine ausgewählte Literatur ist ein super Einstieg und Vorbereitung für das anstehende Auslandssemester ist.
    Schließlich bleibt nur noch die Frage aus, ob der Autor, Jan Aschen, wohl in China leben bleibt oder eines Tages wieder zurück nach Deutschland kehrt?

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