Buchrezension “Die Kunst des Krieges” von Marian Köhler

Buchdetails

Autor:                                 Sun Tsu
Erscheinungsjahr:           500 v. Chr.
Verlag:                               Nikol; Auflage: Nachdruck. (Januar 2008)
Originaltitel:                     孫子兵法 / Sūnzǐ bīngfǎ
Genre:                                Historisches Sachbuch
Seitenanzahl:                    160
ISBN:                                 978-3-93-787287-2
Preis:                                  4,95€

Buchcover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Motivation

Auf der Suche nach einem geeigneten Buch war es mir wichtig, dass dieses einerseits eine sehr gute Bewertung und dementsprechend auch für viele Menschen als prägendes Werk verstanden wird und andererseits auch heute noch eine praktische Relevant besitzt. Mit “Die Kunst des Krieges” von Sun Tsu habe ich einen Klassiker der Militär und Strategie Literatur gefunden, welches vor etwa 2500 geschrieben wurde. Trotz seines Alters ist es mühelos auch auf unsere heutige Zeit projizierbar und seine Relevant geht deutlich über seine ursprünglichen Entstehungshintergrund, der Kriegsführung, hinaus. Da ich selbst an Wirtschaft und Management im Unternehmen interessiert bin, habe ich mich für dieses Werk entschieden.

Autor

Der Autor Wu Sunzi lebte etwa 500 Jahre vor Christus und stammte aus dem Staat Qi. Nachdem er dieses Buch mit seinen 13 Kapiteln schrieb und großes Aufsehen erregte, wurde er von dem damaligen König Helus zu sich gerufen. Wu konnte mit seinen Fähigkeiten und seiner Erfahrung überzeugen und wurde mit sofortiger Wirkung zum General ernannt. Insgesamt 20 Jahre stand er im Dienst des Königs und verlor keine einzige Schlacht in seinem Namen. Nach dieser Periode starb Wu Sunzi und somit endete auch die erfolgreiche Ära der Armeen Chinas.

“Die Kunst des Krieges” wurde erstmals 1782 ins französische übersetzt und soll sogar Napoleon Bonaparte geholfen haben seine Schlachten taktisch auszurichten.

Inhalt

Das Buch gliedert sich in insgesamt 13 Kapitel. Angefangen mit der Planung (1), bis hin zum Einsatz von Spionen (13) werden taktische Schachzüge jeglicher Art erläutert und Verhaltensmuster des Gegners analysiert.

(1) Planung

Nach Sunzi besteht die Kunst des Krieges in der Berücksichtigung von 5 Faktoren: Dem Gesetz der Moral, welches Völlige Loyalität zum Herrscher fordert. Dem Himmel, also der Berücksichtigung von äußeren Einflüssen wie Tag/Nacht oder der Jahreszeit. Des Weiteren der Erde, welche das Terrain beschreibt. Außerdem der Befehlshaber der für Weisheit, Mut und Strenge steht. Letztendlich wird die Methode der Disziplin genannt, unter welcher die Gliederung der Armee und die militärischen Ausgaben verstanden werden kann.

Wer nach diesen 5 Faktoren handelt wird laut Sunzi siegreich sein, wer sie missachtet wird scheitern. Aber auch wenn diese Passagen ursprünglich für die erfolgreiche Kriegsführung geschrieben wurden, lassen sie sich mühelos auf das erfolgreiche Management in Unternehmen anwenden. Beispielsweise ist die Rede davon, viele Berechnungen vor dem Kampf anzustellen um somit alle möglichen Ausgänge hervorzusehen und sich anpassen zu können. Ähnlich würde man vor einer Verhandlung (Bewerbungsgespräche, Deals) auch mögliche Fragen oder Argumente durchspielen um optimal vorbereitet zu sein.

(2) Kriegsführung

Die Quintessenz dieses Kapitels ist es in einer Schlacht nicht nur auf die eigenen Vorräte zurück zu greifen, sondern darüber hinaus die Vorräte des Gegners zu plündern. Dies Verschafft den Truppen einen enormen Vorteil, da diese gestärkt und der Gegner gleichermaßen geschwächt werden kann. Außerdem sollen diejenigen belohnt werden, die schnell und zuerst handeln und somit ein Ansporn für rasches Handeln geschaffen werden.

Ähnlich trägt es sich auch in der Wirtschaft zu, speziell wenn man beispielsweise die Verteilung von Marktanteilen betrachtet. Hier wird es immer vorteilhafter sein nicht nur seinen eigenen Marktanteil zu vergrößern, sondern dem Gegner (hier Mitbewerber) auf einem gesättigten Markt auch Anteile abzunehmen.

(3) Das Schwert in der Scheide

Sunzi predigt in seinem Werk, dass der Krieg dazu dient Frieden zu bringen. Dementsprechend wird in diesem Kapitel die Möglichkeiten beschrieben den Feind ohne Widerstand besiegen zu können. Dies ist nur möglich indem man dem Feind immer einen Schritt voraus ist. Außerdem ist es taktisch Wertvoll die Gefangenen zu desertieren zu bewegen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Kapitels ist Sunzis Definition von Anpassungsfähigkeit. So sagt er das jede Art von Mensch einen bestimmten Nutzen hat. “Der weise Mann” ist ambitioniert und darauf bedacht Verdienste zu erwerben. “Der tapfere Mann” hingegen wird seinen Mut im Kampf zu Beweis stellen. “Der habgierige Mann” sucht seinen Vorteil und deckt somit potenzielle Chancen auf und “Der dumme Mann” hat keine Angst vor Verlust oder dem Tod.

Wieder einmal findet sich eine Parallele zum erfolgreichen Management, denn jeder Mitarbeiter hat einen Nutzen für das Unternehmen – die Aufgabe besteht darin, die richtige Aufgaben zu finden.

(4) Taktik

In diesem kurzen Abschnitt widmet der Autor sich der Taktik. Jeder bevorstehenden Schlacht muss eine Taktik vorhergehen, damit diese erfolgreich ausgeht.

Adaptiert man dieses Kapitel auf die aktuelle Zeit wird klar, dass ohne eine entsprechende Vorbereitung keine Konfrontation bzw. Verhandlung gewonnen werden kann.

(5) Energie

Unter Energie versteht Sunzi die Schaffung unendlicher Methoden durch Kombination aus einem Pool endlicher Manöver. Sunzi sagt, dass aus nur fünf Grundfarben eine Vielzahl von Schattierungen erzeugt werden kann und bezieht dies auch auf die Kriegsführung.

Im Management  ist es deshalb essenziell aus einer kleinen Auswahl von Alternativen in Kombination viele Möglichkeiten zu schaffen und somit Auswege aus schwierigen Situationen zu finden.

(6) Schwache und starke Punkte

Das Wissen über die Stärken und Schwächen des Gegners können über Sieg und Niederlage entscheiden. Der Autor erwähnt verschiedene Möglichkeiten um mit diesem Wissen den Feind zu dominieren und seine Schwächen als eigene Stärke zu verwenden.

Ähnlich verhält es sich  selbstverständlich auch in der Modernen. Wer hier seine Taktik auf sein Gegenüber abstimmt, wird erfolgreich sein.

(7) Manöver / (8) Taktische Varianten / (9) Armee auf dem Marsch / (10) Terrain /
(11) Die neun Situationen / (12) Angriff durch Feuer

Diese sechs Kapitel möchte ich als “technische Kriegsführung” zusammenfassen, da dort sehr detailliert auf die eigentliche Ausführung eines Kampfes eingegangen wird. In dem erwähnten Mittelteil des Buches findet sich sein Jahrtausende alter Ursprung wieder. Viele der hier genannten Taktiken mögen aus heutiger Sicht verhaltet wirken.

Diesbezüglich lässt sich nur weniges aus diesen Kapiteln nutzen, um einen Mehrwert in unserer heutigen Zeit zu erhalten. Allerdings finden sich im Kapitel 9  wertvolle Tipps zum Thema Mitarbeiterführung und Motivation wieder.

(13) Der Einsatz mit Spionen

Dieses letzte Kapitel widmet sich dem Einsatz von Spionen und weitergehend der Informationsbeschaffung. Sunzi hat diesem Kapitel eine ganz besondere Relevanz zugeschrieben, indem er der Informationsbeschaffung höhste Priorität einräumt. Nachdem die Arten von Spionen klassifiziert wurden wird erklärt, dass die Ausgaben für diese notwendig sind und hier nicht gespart werden darf. Des Weiteren können feindliche Spione dazu genutzt werden durch das Vertrauen welches sie beim Feind genießen sensible Informationen zu beschaffen.

Und auch heutzutage sind Informationen der Schlüssel zum Sieg. Können diese beschafft werden, ist es ein leichtes Gespräche in die gewünschte Richtung zu lenken und seinem Gegenüber einen Schritt voraus zu sein.

Fazit:

Das Buch “Die Kunst des Krieges” ist meiner Meinung nach uneingeschränkt zu empfehlen, sei es für die Kriegsführung, im Management oder als Lektüre für Studenten. Die Tatsache, dass es in Russland als Pflichtlektüre in der Politik und im Militär verwendet wird zeigt seine aktuelle Relevanz. Sunzi hat es geschafft vor 2500 Jahren ein Buch zu schreiben, welches zeitlos und auf jegliche Art der Kriegsführung anwendbar ist. Somit gibt es einen guten Einblick in die Militärkultur Chinas. Allerdings versteht es Sunzi in einem neutralen Stil zu schreiben und seine Erkenntnissen können somit leicht auf viele berufliche bzw. private Situation bezogen werden. Im weitesten Sinne ist alles im Leben ein Kampf, solange es Gewinner und Verlierer gibt. Somit können die 13 Kapitel auf ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch, das Führen von Mitarbeitern, die Verhandlung mit Lieferanten oder auch die Eroberung eines potenziellen Partners angewandt werden.

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One Response to Buchrezension “Die Kunst des Krieges” von Marian Köhler

  1. MadeleineH says:

    Hallo Marian,
    vielen Dank für Deine Buchrezension. Als ich schon Deine Motivation zur Auswahl der Literatur gelesen habe, war ich gespannt, wie ein Werk, welches schon vor 2500 Jahren mit dem Hintergrund der Kriegsführung für die Strategie von Unternehmen und insbesondere im Rahmen dieser Vorstellung interessant sind. Es hat mir besonders gut gefallen, dass Du alle einzelnen Kapiteln in ihrer Reihenfolge vorgestellt hast. Dies hat zu einer schönen Übersicht geführt.
    Dabei hat es mich sehr überrascht, Gemeinsamkeiten zwischen einer strategischen Kriegsführung und der Wirtschaft zu sehen. Besonders hervorgebracht hast Du dies an dem Beispiel von der strategischen Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen. Auch die Darstellung der verschiedenen „Männer“ hat einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Sichtweisen der „der weise Mann“, „der dumme Mann“ und „der tapfere Mann“ gegeben. Vor allem fand ich die vielfältigen Einsatzbereiche sehr interessant und überzeugend, um mir diese Literatur selber zu kaufen und auch durchzulesen. Ich bin sehr gespannt die polnische Pflichtliteratur selber zu lesen.
    Gerne hätte ich mehr über die Tipps zu der Motivation und Mitarbeiterführung von vor über 2500 Jahren erfahren.
    Es hat mir eine große Freude bereitet, Deine Rezension zu lesen und bedauere es sehr, persönlich nicht anwesend gewesen zu sein.
    Bei weiteren Rückfragen bin ich selbstverständlich jederzeit für Dich erreichbar.
    Liebe Grüße,
    Madeleine

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