V O T I N G
Team-Interview

Unser Kompetenz-Team steht Rede und Antwort zu PADIE:                                            

Katrin Biegert

Marcel Gebbe

Verena Kaiser

Cathrin Kribber

Pascal Schäfer

Felix Wenker

Herr K.: Frau Biegert, welche Potenziale neuer Medien sehen Sie in Ihrem Konzept verwirklicht?

Frau Biegert:
Im Allgemeinen schreibt man neuen Medien Potenziale zur Förderung von kooperativen und selbstgesteuerten Lernformen zu. Wir haben uns bei der Konzeption des Medienentwicklungskonzeptes PADIE natürlich darauf konzentriert, diese Potenziale zu berücksichtigen und mit einzubeziehen. Beispielsweise verfügen neue Medien über ein Informations- und Erkundungspotenzial. Dieses haben wir in PADIE durch ein Profiling des Lerners berücksichtigt. Entsprechend des Lerntyps bekommen die Lernenden unterschiedliche Zugänge angeboten. Hier werden auch neueste computergestützte Visualisierungstechniken berücksichtigt. Dies wird auch als Visualisierungspotenzial bezeichnet. Ein weiteres Potenzial sehen wir in der Unterstützung von Kommunikation und Interaktion durch neue Medien. Dieses Potenzial haben wir durch die Unterstützung von Kooperationsformen ausgeschöpft, indem wir entsprechende Sozialformen, Teamzusammenstellungen, Präsenzphasen und Werkzeuge in PADIE eingebunden haben. Ein Flexibilisierungs- und Individualisierungspotenzial haben wir durch eine offene Gestaltung der Lernumgebung selbst und den darin implementierten offenen Aufgaben umgesetzt. Insbesondere die Onlinephasen sollten ein differenziertes Lernen hinsichtlich individueller Lernwege, Lerntempi, Lernzeiten und Lernstrategien zulassen. Ein zentraler Bestandteil von PADIE ist die Einforderung der vollständigen Handlung im Rahmen der Medienentwicklung. Diese unterstützt eine Verwirklichung des Dokumentations- und Reflexionspotenzials. Aus diesem Grund stellt PADIE Werkzeuge, wie Foren, Chat, Weblog, Wiki standardmäßig zur Verfügung. Durch vielfältige Zugangsmöglichkeiten zu Lerninhalten und abwechslungsreiche Gestaltung der fachlichen Inhalte kann im Vergleich zu rein präsenzbasierten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen eine höher Motivation bei den Lernenden erzielt werden. Die dafür notwendige grundlegende Medienkompetenz erhalten die Lernenden in einem Einführungsworkshop. Abschließend möchte ich anmerken, dass durch die Umsetzung eines Blended Learning Konzeptes natürlich auch die Potenziale von Präsenzphasen in PADIE eingebunden sind. Dies bezieht sich beispielsweise auf die Vorteile der direkten Interaktion.

Genauere Informationen erhalten Sie aus diesem Zeitungsartikel, der sich detailliert mit der Umsetzung der Potenziale neuer Medien durch PADIE beschäftigt.

 

Herr K.: Herr Gebbe, mit Ihrer Plattform möchten Sie kooperative Lernformen als auch aktuelle technologische Entwicklungen neuer Medien berücksichtigen. Wo findet sich das in Ihrem Konzept wieder?

Herr Gebbe:
Kooperative Lernformen werden auf vielfältige Weise unterstützt. Durch ein vorheriges Profiling des einzelnen Lerners ermöglicht PADIE die Teamzusammensetzungen auf Wunsch des Dozenten neu zu generieren. Das Profiling spielt hierbei eine besondere Rolle. PADIE berücksichtigt das individuelle Lernprofil, um effiziente Gruppen zu erstellen. Der Dozent kann dabei auch bewusst Teamzusammenstellungen generieren lassen, die beispielsweise ein hohes Konfliktpotenzial aufgrund der Persönlichkeitsprofile einzelner Lerner mit sich bringen. In einem solchen Fall wird Effizienz in der Förderung von Konfliktlösungskompetenz gesehen. Neben diesem Potenzial werden auch gruppenübergreifende Kooperationsprozesse unterstützt.
Doch das ist natürlich nicht Alles. Beispielsweise bietet PADIE, sofern der Lerner die technische Infrastruktur zur Verfügung hat, auch bislang selten verwendete Kooperationswerkzeuge wie Videokonferencing und Whiteboards zwecks Kooperationsunterstützung an. Daneben gehören beispielsweise Weblogs und Chat zur dauerhaften Ausstattung in der Lernumgebung.

 

 

Herr K.: Frau Kribber, welchen Differenzierungsgrad weisen die in Ihrem Konzept verwendeten Medien auf?

Frau Kribber:
Die Learning Objects setzen sich bei unserem Konzept aus drei Datenbanken zusammen. Dabei stehen dem Dozenten dekontextualisierte Fachinhalte zur Verfügung. Hierunter können Sie sich z.B. eine Definition von Qualitätsmanagement vorstellen, die in verschiedenen Berufsfeldern gültig ist. Daneben existiert eine Situationsdatenbank, die zum einen allgemeingültige Situationen wie z.B. eine Arbeitsanweisung eines Vorgesetzten darstellt. Auf der anderen Seite beinhaltet die Situationsdatenbank aber auch Vorlagen für berufsspezifische Situationen. So ist es problemlos möglich Videos mit authentischen Stimmen zu hinterlegen und beispielsweise im Hintergrund eine Krankenhaussituation darzustellen. Dadurch werden auch jegliche Art von komplexen Lernumgebungen gefördert. Gerade bei der Umsetzung von komplexen Lernumgebungen spielt Authenzität eine zentrale Rolle. Diese kann durch den soeben beschriebenen Aufbau eines Learning Objects gewährleistet werden. Eine dritte Datenbank enthält durch Dozenten individuell entwickelte Learning Objects. Diese werden durch das Einstellen in die Methodendatenbank dem gesamten Netzwerk zur Verfügung gestellt. In identischen Ausbildungsgängen können diese wieder verwendet werden. In fremden Ausbildungsgängen können die methodischen Darstellungen Anregungen für die Entwicklung spezifischer Learning Objects darstellen.

 

 

Herr K.: Frau Kaiser, in der Medienentwicklung ist das Re-Usability-Paradoxon ein Problem. Wie geht das Konzept PADIE damit um?

Frau Kaiser:
Wie Frau Kribber gerade schon erläutert hat, verwendet PADIE eine neuartige Konzeption für die Bereitstellung von Learning Objects. Durch das Zusammenspiel der Datenbanken, die dekontextualisierte Fachinhalte, allgemeingültige Situationen und zudem auch noch berufsspezifischen Elemente enthalten, kann eine deutlich höhere Re-Usability als zuvor erzielt werden. Sollte der Dozent einmal nicht in der Datenbank fündig werden, kann er über einfach zu vollziehende Schritte neue Darstellungsformen entwickeln und in die jeweiligen Datenbanken einfügen. Hierdurch werden die Datenbanken sukzessive ausgebaut und auch der Kostenaspekt, der bei der Re-Usability hintergründig eine Rolle spielt, wird in seiner Bedeutung geschmälert. Darüber hinaus versuchen wir mit unserem Medienentwicklungskonzept nicht nur einen Lösungsansatz für die Re-Usability-Problematik einzelner Learning Objects aufzuzeigen; unser Medienentwicklungskonzept selbst ist wieder verwendbar. Das Konzept ist ausbildungsgangunspezifisch angelegt und kann daher zur Konzeption von Blended Learning Arrangements in sämtlichen Ausbildungsgängen verwendet werden. Einzige Voraussetzung ist die Umsetzung einer lernfeldorientierten Aus- und Weiterbildung innerhalb der einzelnen Lehrgänge.

 

 

Herr K.: Herr Schäfer, lassen sich in Ihrem Konzept entscheidende Schritte zur Medienentwicklung identifizieren?

Herr Schäfer:
Neben den bereits von meinen Kollegen genannten Aspekten ist sicherlich die einfache Bedienung ein großes Plus von PADIE. So kann jeder Dozent, der im Internet navigieren kann auch eine professionelle und didaktisch aufbereitete Lernumgebung gestalten. Daneben ermöglicht das Profiling jedes einzelnen Lerners die Problematik des impliziten Lerners zu berücksichtigen. Darüber hinaus ermöglicht ein Master-Bereich, so ähnlich wie er aus PowerPoint bekannt sein dürfte, dem Dozenten durch einmalige Eingabe von detaillierten Daten zum Unternehmen, Artikel und so weiter eine durchgängige Situierung. Natürlich kann er hierfür auch vorgefertigte Master-Elemente auswählen. Diese bestehen bereits für alle gängigen Berufsfelder.

 

 

Herr K.: Herr Wenker, welche Aufgaben sieht das Konzept dabei für Medienbereitsteller, Medienentwickler (Dozenten) und Medienverwender (Lernende) vor?

Herr Wenker:
Wir sehen uns, das PADIE-Team, als Medienbereitsteller. Wir haben die Aufgabe zum einen ein schlüssiges Konzept zu entwickeln, auf der anderen Seite aber auch in ständiger Kooperation mit Universitäten, Dozenten und Lernenden PADIE den Bedürfnissen entsprechend weiterzuentwickeln. Um den Anspruch der kontinuierlichen Weiterentwicklung erfüllen zu können, sind alle Institutionen und Beteiligte, welche PADIE zur Konzeption von Blended Learning Maßnahmen einsetzen, über ein Netzwerk mit einander verbunden. Innerhalb dieses Netzwerkes können die Fach-, Situations- und Methodendatenbanken gemeinsam genutzt werden. Dies erleichtert zum einen die Entwicklungsarbeit für den einzelnen Dozenten und bietet zum anderen Möglichkeiten bestehende Learning Objects bzw. deren Bestandteile weiterzuentwickeln und somit auch wieder zu verwenden.

Für uns als die Medienbereitsteller ergibt sich somit die Aufgabe der ständigen Evaluation der gewünschten Funktionen und Möglichkeiten eines Entwicklungskonzeptes. Zum anderen ist es unsere Aufgabe, die identifizierten Anforderungen technisch in PADIE zu integrieren, so dass diese dem gesamten Netzwerk zur Verfügung stehen.

Aufgabe der Dozenten ist die tatsächliche Konzeption konkreter Blended Learning Maßnahmen mit Hilfe von PADIE. Dies beinhaltet natürlich auch eine kritische Reflexion der bisherigen Möglichkeiten und eventueller Schwachstellen. Die Dozenten sollen uns dies im Rahmen eines Evaluationsverfahrens mitteilen. Zu den konkreten Aufgaben der Medienentwicklung im Rahmen einer Blended Learning Maßnahme gehören:

  • Ausgestaltung der Lernfelder, Lernsituationen, Sequenzen und einzelnen Situationen entsprechend der Verfahrensweise von PADIE
  • Wahl der Veranstaltungsform, das heißt es muss eine Entscheidung getroffen werden, welche Phase in präsenzbasierter Form und welche virtuell stattfindet
  • Berücksichtigung der vollständigen Handlung, das heißt der Dozent muss jeder Situation einen Bestandteil der vollständigen Handlung zuordnen
  • Wahl geeigneter Sozialformen innerhalb der Situationen
  • Erstellung der in der Situation verwendeten Learning Objects mit Hilfe der Fach-, Situations- und Methodendatenbank
  • Organisation des Profilings der Lernenden zu Beginn einer jeden Blended Learning Maßnahme und dessen Wiederholung im Verlaufe der Maßnahme
  • Organisation und Durchführung eines Einführungskurses bzgl. des Umgangs mit neuen Medien und der Plattform im Speziellen

Die Lernenden haben dann die Aufgabe, die zur Verfügung gestellte Lernumgebung, welche sowohl Onlineelemente als auch Präsenzelemente beinhaltet zu nutzen. Dies beinhaltet hohe Ansprüche an die Selbststeuerung von Lernprozessen. Generell ist die Lernumgebung offen gestaltet, das bedeutet, dass der Lernende Wahlmöglichkeiten bezüglich der Nutzung verschiedener Werkzeuge zur Verfügung gestellt bekommt. Des Weiteren sind die Aufgaben offen gestaltet. Hier ist es Aufgabe der Lernenden Lernziel, Lernzeit, Lernort und Lernstrategie selbstständig festlegen. Ziel ist hierbei ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Instruktion durch die Lehrperson oder neue Medien und Konstruktion durch den Lernenden zu gewinnen. Bei der Konstruktion durch den Lernenden, stellen neue Medien Werkzeuge zur Förderung der Lernprozesse dar. Mit unserem Medienentwicklungskonzept haben wir versucht sowohl die Medienentwicklungsebene der Dozenten zu berücksichtigen, als auch die Medienverwendung durch den Lernenden zu betrachten.