Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation – Der Rollentausch im Welthandel

Allgemeine Informationen:

Titel: Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation – Der Rollentausch im Welthandel

Autor: Wolf D. Hartmann, Wolfgang Maennig, Run Wang

Erscheinungsjahr: 2017

ISBN: 978-3956012242

Seitenanzahl: 214 Seiten

 

Autoren:

WOLF D. HARTMANN

Prof. Dr. Wolf D. Hartmann ist u. a. Vorsitzender des ifi-Instituts für Innovationsmanagement, international agierender Hochschullehrer und Autor sowie Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler.

WOLFGANG MAENNIG

Wolfgang Maennig ist Professor für Volkswirtschaftslehre am Fachbereich VWL der Universität Hamburg und war Gastprofessor u. a an der University of California Berkeley. Seine Forschungsarbeiten zur Verkehrswissenschaft sowie zur Stadt- und Regionalwissenschaft wurden in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Als Gutachter arbeitet er u. a.  für große Infrastrukturprojekte.

RUN WANG

Run Wang ist Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Hubei in der Stadt Wuhan. Als DAAD-Stipendiat hat er im Jahr 2001 am Institut für Geographie an der Universität Gießen promoviert. Seine Forschungsthemen umfassen nachhaltige Entwicklung und regionale Planung mit dem Schwerpunkt Wasser und Energie.

 

Motivation:

Auf der Suche nach einem geeigneten Buch für das Literaturforum bin ich ziemlich früh auf das Buch „Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation – Der Rollentausch im Welthandel“ gestoßen. Der Begriff Seidenstraße war mir nicht fremd, da ich nach meiner Zusage für einen ASBE Platz in Peking mehrere Dokumentationen über China gesehen habe, unter anderem über die damalige Seidenstraße, welche als neustes Projekt Chinas aufgebaut werden sollte. Daher fiel meine Entscheidung relativ schnell auf dieses Buch. Mir ist bewusst, dass der Westen Chinas sowie angrenzende Länder, wie Kasachstan und Kirgisistan wirtschaftlich und sozial deutlich schwächer aufgestellt sind, als die Küstenregion von China. Unbekannt war mir jedoch, dass der Plan und Ausbau der neuen Seidenstraße vorsieht, dieses Ungleichgewicht besser anzupassen, die Regionen zu erschließen und für den Handel zu öffnen. Um mehr über dieses gigantische Vorhaben zu erfahren, habe ich mich für dieses Buch entschieden.

Inhalt:

Das Buch „Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation – Der Rollentausch im Welthandel“ ist in fünf Kapitel gegliedert.  Zum Schluss beleuchtet ein abschließendes Kapitel den Forschungsstand zur historischen Seidenstraße.

Die Autoren beschreiben das Ziel des Buches wie folgt: „Die vorliegende Veröffentlichung soll bei der Beurteilung helfen, ob für die betroffenen Regionen die Chancen oder Risiken der Seidenstraße überwiegen.“

Im Verlauf des Buches werden relevante Fakten, Daten und Zahlen präsentiert sowie stringent in einen größeren Zusammenhang gebracht. Ergänzt wird diese faktenbasierte Literatur durch Kommentare und Einschätzungen der Autoren oder Vertretern der Presse.

Da jedes Kapitel so viele Informationen und Zahlen enthält, kann diese Zusammenfassung im Rahmen meiner Buchrezension diesen nicht gerecht werden. Deshalb gebe ich im Folgenden nur kurz und möglichst präzise Einblick in die einzelnen Kapitel.

Erstes Kapitel: Chinas neue Rolle in der Globalisierung

Im ersten Kapitel wird dem Leser die jüngste politische Entwicklung in den USA und die Schwächung Europas durch den Brexit näher erklärt. Des Weiteren wird aufgezeigt, dass das früher sonst so nach innengekehrte und verschlossene China zunehmend Anstrengungen unternimmt, sodass der freie Welthandel bestehen bleibt. Die neue Seidenstraße wird als Symbol für Kooperation statt Konfrontation beschrieben. Das Projekt sei eine „Win-Win“ Situation für alle Seiten und nicht nur China sei der große Nutznießer, der daraus wirtschaftliche und geopolitische Vorteile zieht.

Zweites Kapitel: Meilensteine und Dimensionen der Neuen-Seidenstraße-Initiative Chinas

In diesem Kapitel wird die Vision der neuen Seidenstraße genauer vorgestellt und der mögliche Weg zur Wirklichkeit skizziert. Es wird aufgezeigt welche strukturellen Herausforderungen auf dem Festland sowie entlang der Küsten entstehen und welche Dimensionen diese annehmen. Es wird von dem weltweit größten Projekt gesprochen. Die Finanzierung nimmt dabei eine der zentralsten Rollen ein. China schien der Weltbank und anderen global agierenden Finanzinstituten nicht zu vertrauen und gründete die „Asian Infrastructure Investment Bank“ (AIIB). Diese soll mit anderen internationalen Finanzinstituten sowie speziellen Fonds die Vorhaben der neuen Seidenstraße-Initiative finanzieren. Des Weiteren werden aktive Realisierungsschwerpunkte auf dem Land sowie im maritimen Bereich der neuen Seidenstraße angeführt, die im Nachgang durchaus kritisch beleuchtet werden.

Drittes Kapitel: Erfolgsbeispiele und Probleme chinesischer Innovationsstrategien

Das dritte Kapitel wendet sich thematisch von der Seidenstraße ab und erläutert welche Herausforderungen China im Landesinneren zu lösen und bewältigen hat. Der 13. Fünfjahresplan von China wird vorgestellt und die notwendige Zielsetzung erläutert, die wie folgt lautet: eine Umstrukturierung der chinesischen Volkswirtschaft von einer investitions- und exportorientierten zu einer innovationsgetriebenen.

Viertes Kapitel: Herausforderungen über das Seidenstraßen-Projekt hinaus

Das vierte Kapitel knüpft thematisch am dritten an und konkretisiert die Herausforderungen. Die zentralen Themen sind die sozialen und ökologischen Probleme sowie die Überkapazitäten in verschiedenen Branchen. Die Solarindustrie wird als exemplarisches Beispiel für Überkapazitäten angeführt, da diese Branche erheblichen Einfluss auf die deutsche Solarindustrie hatte und sie letztendlich komplett zerschmetterte. Die „1-Kind“ Politik und ihre Folgen werden beispielhaft für soziale Probleme, der Klimaschutz und das Problem mit dem Smog als ökologische Probleme dargestellt.

Fünftes Kapitel: Möglichkeiten und Grenzen der neuen Seidenstraße

Das letzte Kapitel gliedert die beiden vorangegangenen Kapitel und führt sie in Bezug auf die neue Seidenstraße zusammen. Die Möglichkeiten und Grenzen, die die neue Seidenstraße mit sich bringt, werden hier beleuchtet und zusammenfassend reflektiert. Im Verlauf des Kapitels wird die Betrachtung zuerst auf China und den Fünfjahresplan gerichtet und anschließend auf die Europäische Union. Abschließend wird die geopolitische Bedeutung der neuen chinesischen Seidenstraßen-Initiative und der Rollentausch im Welthandelt beleuchtet.

Fazit:

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Buch die Planung und den Aufbau der Seidenstraße, sowie die damit verbunden Chancen und Herausforderungen, darstellt und dem Leser einen tiefgründigen Einblick in das Themenfeld ermöglicht. Zuerst wird Chinas neue Rolle in der Globalisierung, sowie eine Einordnung der aktuellen Geschehnisse vorgenommen. Im zweiten Kapitel wird die neue Seidenstraße anhand ihrer Vision und den daraus folgenden Dimensionen vorgestellt. Überraschend waren für mich Kapitel drei und vier, in denen der Leser sehr viel über China, dessen Innovations- und Investitionsstrategien sowie Herausforderungen erfahren hat. Erst im Laufe des fünften Kapitels ergab die Anordnung der Themen einen Sinn und der roten Faden war zu erkennen, indem die beiden ersten Kapitel mit dem dritten und vierten verknüpft wurden.

Es bleibt abschließend zu sagen, dass ich im Verlauf dieses Buches viel Neues und Wissenswertes gelernt habe, dass ich so in diesem Ausmaß nicht erwartet habe. Ich dachte im Vorfeld relativ viel über die Seidenstraße und das Vorhaben zu wissen, jedoch waren mir diese Dimensionen nicht bewusst. Das Weiteren wurden viele Fakten und Zahlen über China erwähnt, die mir überhaupt nicht bekannt waren und den steigenden Einfluss Chinas auf das Weltgeschehen im politischen sowie wirtschaftlichen Bezug darstellen. Das Buch bildet eine Art Momentaufnahme von China und gleichzeitig stellt es das Vorhaben der neuen Seidenstraße vor. Ich kann jedem empfehlen dieses Buch zu lesen, der an einem oder beiden dieser Themen interessiert ist.

Als einziger Kritikpunkt bleibt anzumerken, dass kritische Themen in Bezug auf China zwar genannt, aber meist nur kurz angerissen wurden. Die übliche Ausführlichkeit habe ich in Bezug auf die kontroversen Themen vermisst.

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