Buchrezension zu dem Titel “Fit für Studium und Praktikum in China. Ein interkulturelles Trainingsprogramm.”

Fit für Studium und Praktikum in China
Ein interkulturelles Trainingsprogramm

Von  Doris Weidemann und Jinfu Tan

Buchrezension von Sandra Vogel im Rahmen des Literaturforums des ASBE Programms.

Kurzinformation:

Autoren:                      Doris Weidemann, Jinfu Tan
Erscheinungsjahr:      2010
Taschenbuch:             188 Seiten
Verlag:                         Transcript
Sprache:                      Deutsch
ISBN:                           978-3-8376-1465-7
Preis:                          fit-fuer-studium-und-praktikum-in-china-090975460 17,80 Euro

Autoren:

Doris Weidmann

Weidmann (geb.1966) absolvierte ihr Grundstudium der Sinologie von 1987 bis 1989 in Freiburg und Taipeh. Im Anschluss legte sie von 1992 bis 1997 ein Psychologiestudium mit den Schwerpunkten Organisationspsychologie und Kulturpsychologie an der Universität Erlangen ab. Des Weiteren war sie an der Taiwan National University, der Universität Bremen und der Technischen Universität Chemnitz tätig, bevor sie im April 2006 begann an der Westsächsischen Hochschule Zwickau zu arbeiten.

Jinfu Tan

Tan arbeitete zwischen 1997 und 2009 an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Zunächst war er dort als Lehrbeauftragter tätig, bevor er als berufener Professor Chinesisch lehrte.

Stimmen zu Tan: „Er war ein Aushängeschild und Markenzeichen des Fachbereichs Sprachen […]“ (FH Zwickau, 2009). „Durch sein außerordentliches Engagement war und wird er auch in Zukunft ein echtes Vorbild für uns alle sein“ (ebd.).

Motivation

Da ich im Rahmen des Buddy-Programms eine chinesische Studentin fünf Monate betreut habe und ich das ein oder andere Mal über ihr Verhalten verdutzt war (und sie sehr wahrscheinlich auch über meins), war es wirklich an der Zeit, sich neben der interkulturellen Praxis nun auch einmal mit der entsprechenden Theorie zu beschäftigen. In China will ich schließlich gut vorbereitet sein! Meiner Meinung nach sollte man, wenn man in ein fremdes Land reist, sich mit den Sitten, Bräuchen, Regeln, Umgangsformen usw. auskennen. Besonders, wenn man dort nicht nur kurz Urlaub machen möchte, sondern länger bleibt. Daher war es für mich wichtig ein Buch zu lesen, welches aktuell ist und mir konkrete Hilfestellungen bietet, damit ich die Chinesen und ihre Kultur besser verstehen kann.

Somit habe ich im Katalog der Paderborner Universität nach Büchern zur Thematik „China“ gesucht. Innerhalb meiner  Recherche bin ich auf das Buch „Fit für Studium und Praktikum in China. Ein interkulturelles Trainingsprogramm“ gestoßen. Der Titel klang schon einmal vielversprechend,  Studium trifft bei mir ja zu 100 Prozent zu, Praktikum zwar momentan noch nicht, aber man kann ja nie wissen. Außerdem dachte ich mir, dass die Kapitel bezüglich des Praktikums bestimmt auch viele nützliche Informationen bereithalten würden.

Zielsetzung des Buches

Die Autoren liefern ein Werk, welches als Trainingsprogramm fungiert, um interkulturelle Fauxpas zu vermeiden. Der Leser soll sich mit Hilfe des Buches auf einen China-Aufenthalt vorbereiten können. Zudem soll der Leser einen Einblick in das Kommunikationsverhalten der Chinesen erhalten, um während des eigenen Aufenthaltes das erlangte Handlungswissen in der Praxis anwenden zu können.

Aufbau des Buches

Nach einer kurzen Einleitung folgen acht Hauptkapitel. Anschließend kommt das Literaturverzeichnis. Das Buch endet mit einer Danksagung der beiden Autoren an die am Buch beteiligten Wirtschaftssinologie-Studierenden der Westsächsischen Hochschule Zwickau.

Inhalt des Buches

Im ersten Hauptkapitel werden relevante Themen, wie „Wohnen“, „Freundschaften“ und „Einkaufen“ näher erläutert. Diese Beschreibungen dienen dem besseren Verständnis der chinesischen Kultur und geben viele praktische Tipps für den eigenen Aufenthalt. Im Unterkapitel „Wohnen“ werden bspw. Hinweise für die erfolgreiche Wohnungssuche gegeben. Zudem werden die Vor- und Nachteile des Lebens im Studentenwohnheim und in einer chinesischen Gastfamilie dargestellt.

Die Hauptkapitel 2 bis 6 sind von Fallgeschichten geprägt, wobei sich der Leser in die Lage eines deutschen China- Besuchers versetzt. Die Fallgeschichte beginnt immer mit einem Ereignis, welches den Deutschen verwirrt und woraufhin der Leser herausfinden muss, warum der Chinese so gehandelt hat. Diese authentischen Situationsbeispiele können vom Leser selbstständig bearbeitet werden. Es gibt jeweils die Antwortmöglichkeiten a bis d, um das Verhalten der chinesischen Person zu begründen. Doch nicht nur die konkrete Antwort auf die Situation wird im Absatz „Erläuterungen“ aufgezeigt, sondern auch das entsprechende Hintergrundwissen wird vermittelt, sodass das Verhalten der Chinesen besser nachvollzogen werden kann. Zum Abschluss gibt es stets den Absatz: „Was tun?“ Hier wird beschrieben, wie sich der deutsche Besucher „im besten Fall“ verhalten sollte.

Das dritte Kapitel „Universität“ weist bspw. folgende fünf Fallgeschichten auf: „Wieder in der Grundschule?“, „Trubel auf der Weihnachtsfeier“, „Kein Zimmer im Wohnheim“, „Konfrontation mit der Geschichte“ und „Im Studierendensekretariat“. Letzteres handelt von Justus, der im Sekretariat nachfragt, ob er sein Zeugnis zwei Tage vor dem regulären Termin abholen kann, da er eher abreist. Die Sekretärin Frau Ma sagt ihm zu und trägt seinen Namen im Terminkalender ein. Als Justus sein Zeugnis abholen möchte, sagt ihm Frau Ma, dass dies nicht möglich sei, woraufhin Justus verwirrt ist. Er besteht darauf, dass die Sekretärin ihren Kalender aufschlägt, indem sein Name vermerkt ist. Frau Ma schlägt den Kalender zu, ignoriert Justus und wendet sich einem anderen Studenten zu. Was war passiert? Hier lautet die Frage an den Leser: „Warum bekommt er erst eine positive Auskunft, wenn das Zeugnis doch gar nicht früher ausgestellt werden kann? Und warum wird er nach dem Blick in den Terminkalender einfach ignoriert und bekommt keine weitere Auskunft mehr? Die Auflösung dieser Fallgeschichte werde ich an dieser Stelle nicht verraten, für den Fall, dass sich der ein oder andere mit diesem Buch auf den China-Aufenthalt vorbereiten möchte.

Das Kapitel „Interkulturelle Begegnungen in China: Das Wichtigste in Kürze“ stellt eine Zusammenfassung, in der die wesentlichsten Unterschiede im Kommunikationsverhalten zwischen Deutschen und Chinesen untersucht werden, dar. Hierbei gibt es keine konkreten Beispiele wie in den Kapiteln davor, sondern vielmehr werden Forschungsergebnisse bezüglich deutsch-chinesischer Begegnungen und den in Auslandsaufenthalten erfahrenen Lernprozessen dargestellt.

Das achte Kapitel verweist auf weiterführende Lektüren und Internetpräsenzen.

Kritik und Fazit

Das Buch kann durch die gelungene Übersichtlichkeit und den spannenden Schreibstil sehr flüssig gelesen werden. Es ist toll, dass der Leser die Möglichkeit hat, seine eigene interkulturelle Kompetenz zu überprüfen, in dem er die Fallgeschichten bearbeitet. Dadurch fühlt man sich direkt in die realistischen Situationen hineinversetzt, was das Lesen noch spannender gestaltet. Da ein Chinese und eine „China-Fachfrau“ das Buch verfassten, wirken alle Fallgeschichten extrem authentisch. Auch die hinzugezogenen Erfahrungen der deutschen Studenten in China bereichern diesen Realitätsbezug. Auch wenn die Situationen sehr alltagstauglich sind, so wird jedoch leider auf nähere Details zum Land China verzichtet. Der Leser erfährt kaum etwas über weitere landesspezifische Informationen, da der Fokus hier wirklich auf dem Interkulturellem liegt. Die Auflistung von weiterer Literatur und wichtigen Webseiten am Ende erscheint daher äußerst sinnvoll. Meiner Ansicht nach wäre es jedoch empfehlenswert, das siebte Kapitel  an den Anfang des Buches zu setzen, da hier wichtige Theorien und Begrifflichkeit, die in Zusammenhang mit Kultur und Kommunikation stehen, erläutert werden. Der Leser könnte sich somit erst die Theorie aneignen und danach das Gelernte anhand der Fallgeschichten anwenden und überprüfen.

Das Buch hat meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt. Dank der vielen Fallgeschichten und theoretischen Begründungen, konnte ich einen verbesserten Einblick in die chinesische Kultur gewinnen und somit auch viele Handlungen Yuanyous im Nachhinein besser nachvollziehen. Für mein Auslandssemester und die dort anstehenden interkulturellen Situationen wird mir das erlangte Wissen sicherlich nützlich sein, da sich bestimmt viele ähnliche Situationen ergeben werden. Natürlich ist eine 1:1-Übertragung nicht möglich, jedoch bekommt man durch das Lesen ein gewisses Gespür für das Handeln und die Reaktionen der Chinesen. Obwohl der Titel des Buches auch als Hilfe für Praktika in China wirbt, gibt es nur ein recht knapp gehaltenes Kapitel dazu. Für mich war das nicht schlimm, da ich in Shanghai studieren und nicht arbeiten werde.

Als Einstieg und „erste Hilfe“ im Umgang mit Chinesen finde ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlenswert, da das Werk eine Mischung aus konkreten Beispielen und wissenschaftlich fundierten Theorien darstellt. Ich bin schon sehr gespannt wie viele der gelesenen Situationen mir in China begegnen werden und wie ich in diesen dann reagieren werde.

Quelle: FH Zwickau, 2009. PDF unter: http://www.fh-zwickau.de/fileadmin/ugroups/sprachen/Materialien-FB-Seite/Allgemein/Top_News/Artikel_Abschied_Tan.pdf

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45 Responses to Buchrezension zu dem Titel “Fit für Studium und Praktikum in China. Ein interkulturelles Trainingsprogramm.”

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  44. weidenkellerm says:

    Hallo Sandra,

    sicherlich ist dein ausgewähltes Werk vom großen Nutzen für deinen bevorstehenden Auslandsaufenthalt. Es sensibilisiert dich auf bestimmte Verhaltensweisen der Chinesen und lehrt dich die bedeutenden Kommunikationstheorien. Dieses Wissen kannst du vor Ort im Studium und evtl. in einem Praktikum gezielt einbringen.

    Warum ich jedoch kein Freund von Fettnäpfchenführern und Ratgebern bin ist, dass diese bereits eine Art Verhaltensempfehlung beinhalten. Wenn ich jedoch mit einer für mich unverständlichen Situation konfrontiert bin, möchte ich selbst einen Lösungs- und Kommunikationsweg ausarbeiten. Selbstverständlich sollte man sich im Voraus, wie du bereits beschrieben hast, über die landestypischen Bräuche, Traditionen und Kulturen informiert haben. Aber wenn sich der Leser solch einer Lektüre ständig auf den gegeben Lösungsweg beruft, nimmt er sich sicherlich selbst ein wenig den Spaß und das Abenteuer im Ausland. Ich habe die Erfahrung im Ausland gemacht, dass die Einwohner des jew. Landes viel toleranter sind, wenn es um Fauxpas geht. Das soll jedoch nicht implizieren, dass man rücksichtlos und mit Anlauf jedes Fettnäpfchen mitnehmen soll.

    Ich bin gespannt auf deine Berichterstattung aus China und wünsche dir eine tolle Zeit.

  45. scheibnerl says:

    Liebe Sandra,

    schön, dass du einen Ratgeber für China ausgewählt hast. Auch ich habe für Japan eine Art Fettnäpfchenführer gelesen, um mich mit dem Land und seiner Kultur zu befassen, in welchem ich bald ein halbes Jahr leben werde. Dabei kann man nicht nur eine Menge lernen, sondern muss auch an vielen Stellen schmunzeln, in wie vielen alltäglichen Situationen es zu Missverständnissen und sogar Verwirrungen kommen kann. Der Vorteil an dieser Art von Ratgebern ist gewiss, dass nicht nur Alltagssituationen und Fauxpas geschildert werden, sondern auch Tipps und Tricks für ein angemessenes Verhalten gegeben werden.

    Die von dir genannten Kapitel decken alle erste und wichtige Schritte im Gastland ab, weshalb du nun sicherlich um einiges besser auf deinen Auslandsaufenthalt vorbereitet bist, als vor dem Lesen. Von ehemaligen ASBE’lern habe ich bereits gehört, dass sich bspw. die Wohnungssuche in China als äußerst schwierig erweisen kann, deshalb hoffe ich dass du nützliche Hinweise für dich mitnehmen konntest.

    Ich denke, dass du durch den Ratgeber einen entscheidenden Vorteil erlangt hast. Du hast dich intensiv mit der chinesischen Kultur befasst und kannst nun einige „typische“ chinesischen Reaktionen und Verhaltensmuster einordnen und besser verstehen. Für viele Chinesen, welchen du während deines Auslandsaufenthaltes begegnen wirst, wird es bestimmt um einiges schwieriger sein dein Verhalten zu interpretieren. Schließlich werden sich nur die wenigsten mit der deutschen Kultur befasst haben ;). Ich hoffe du findest in vielen Situationen einen angemessenen Weg die Kommunikation und den Umgang mit Kommilitonen, Mitbewohnern, Professoren, etc. zu gestalten und bringst niemanden dazu sein oder ihr Gesicht zu verlieren (wie es in dem Beispiel mit der Sekretärin passiert ist).

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