Das neue China – von den Opiumkriegen bis heute –

Titel: Das neue China von den Opiumkriegen bis heute

Autor: Helwig Schmidt-GlintzerCover

ISBN-10: 3406662927

Verlag: C.H.Beck; Auflage: 6 (12. Februar 2014)

Motivation

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da ich persönlich leider nicht sonderlich Vertraut mit der reichhaltigen Geschichte Chinas bin. Um nicht zu viele Informationen auf einmal verarbeiten zu müssen, erschien mir dieses Buch als besonders geeignet, da es ausschließlich von den letzten 150 Jahren der chinesischen Geschichte erzählt. Generell halte ich es für äußerst sinnvoll sich mit der Geschichte eines Landes auseinanderzusetzen, wenn man vor hat dort einige Zeit zu leben, denn es hilft dabei Land und Leute besser zu verstehen. Der Grund für bestimmte Verhaltensmuster verschiedener Völkergruppen liegt häufig in ihrer Geschichte, somit erhoffe ich mir die Chinesen besser einschätzen zu können, wenn mir bewusst ist, was dieses Volk in den letzten 150 Jahren alles erlebt hat.

Autor

Helwig Schmidt-Glintzer war von 1993 bis 2015 Professor für Ostasiatische Literatur und Kulturwissenschaft an der Georg-August Universität Göttingen. Er studierte Sinologie, Philosophie, Ethnologie, Soziologie und Politikwissenschaften und hielt sich schon während seines Studiums des öfteren in China auf. Als Autor veröffentlichte er zahlreiche Werke, die sich nicht nur mit der Geschichte Chinas beschäftigen, sondern auch viel mit Ihrer Literatur und Ideologie. Der Autor erschien mir deshalb als geeignet, da ich mir erhofft habe die Geschichte Chinas nicht nur aus der Sicht eines Historikers erzählt zu bekommen, sondern von jemandem, der über den Tellerrand hinausschaut und auch etwas über die Reaktionen der Bevölkerung zu erzählen hat.

Inhalt

Das Buch ist in sechs Kapitel und mehrere Abschnitte unterteilt. Es beginnt mit dem ersten Opiumkrieg und dem Ende des Kaiserreichs (1839-1911) im gesamten Buch wird besonders deutlich, unter wie vielen kriegerischen Auseinandersetzungen die chinesische Bevölkerung in den letzten 200 Jahren leiden musste.

China war in dieser Zeit insgesamt fünf Bürgerkriegen und fünf Angriffskriegen ausgesetzt. Besonders die Bürgerkriege hatten verheerende Auswirkungen auf das Chinesische Volk. Nach Schätzungen sind von 1900-1949 19 Millionen chinesische Zivilisten durch politische Verfolgung, 9 Millionen durch Krieg und Revolution und 15 Millionen an den Folgen von Hungersnöten und Naturkatastrophen zugrunde gegangen. Zwischen 1947 und 1987 soll es über 35 Millionen Opfer der kommunistischen Verfolgung und zudem 27 Millionen Hungertote allein während der von Mao Zedong mit der Politik des „Großen Sprungs nach vorn“ verursachten Hungerkatastrophen der Jahre 1959 bis 1961 gegeben haben. Im ersten Abschnitt des Buches wird besonders die Niederlage im ersten chinesisch-japanischem Krieg im April 1895 hervorgehoben die für die Bevölkerung eine Schmach war, da Japan bis dorthin als untergeordneter Teil der chinesisch kulturellen Einflusssphäre betrachtet worden war. Japans Ansehen in der Welt wuchs durch den vernichtenden Sieg während Chinas Schwächen und insbesondere die Ineffizienz der Politik offenbart wurden. Zusätzlich wird am Beispiel des Opiumkrieges deutlich gemacht, wie sehr China anderen Mächten, in diesem Fall den Engländern ausgesetzt war. Ebenso wird klar, dass sich China als Vielvölkerstaat versteht und der Gedanke einer gemeinsamen Nation noch relativ jung ist und

Der Zweite Abschnitt trägt den Titel „Politische Wirren und die Suche nach einem Neuanfang“ und beschreibt die Zeit von 1912 bis 1927. Es wird auf die nationale Volkspartei Chinas (GMD) eingegangen, die 1912 zum ersten Mal eine chinesische Republik ausruft. 1921 wird die bis heute regierende Kommunistische Partei Chinas gegründet, schon am Gründungsprozess ist ihr späterer Anführer Mao Zedong maßgeblich beteiligt. Um dem japanischem Expansionsdrang Einhalt zu gebieten, schlossen sich beide Parteien zunächst zu einem Bündnis zusammen, welches allerdings 1927 aufgrund verschiedener Interessenskonflikten aufgehoben wird und im Blutbad von Shanghai im April 1927 sein grausames Ende findet.

Der dritte Abschnitt beschreibt im Wesentlichen wie es zum immer größeren Bruch zwischen Republikanern und Kommunisten gekommen ist. Zwischendurch werden auch immer wieder die ausländischen Einflüsse beispielsweise durch die Russen genauer erläutert. Vom Juli 1937 bis zum August 1945 kam es zu einem erneuten Krieg mit den Japanern, welche sich in China so grausam verhielten, dass innerhalb der Chinesischen Bevölkerung ein durchaus nachvollziehbarer Hass gegenüber Ihnen aufkeimte. Der gemeinsame Feind Japan trug dazu bei, dass sich ein gewisser Nationalitätsgedanke im Volk bildete und war somit einer der Gründe, warum kurz danach 1949 die Volksrepublik China gegründet werden konnte. Dieser im vierten Abschnitt des Buches beschriebene Staatsgründung geht ein langer Bürgerkrieg von 1927-1945 voraus bei der es schließlich den Kommunisten gelang die durch die Amerikaner unterstützen GMD Partei zu besiegen. Somit ging eine lange Periode politischer Ungewissheit, territorialen Kämpfen und ständig wechselnden Regierungen zu Ende und China wurde zum ersten Mal einigermaßen stabil. Im weiteren Verlauf des Buches wird auf die bereits angesprochene Kampagne Maos „Großer Sprung nach vorn“ eingegangen, die dazu beitragen sollte den Rückstand zu den westlichen Industrienationen endgültig aufzuholen. Ursprünglich sollte die Kampagne von 1958 bis 1963 laufen, sie scheiterte allerdings schon 1961 im Wesentlichen durch wirtschaftliche Fehlentscheidungen wie die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und endete in der größten Hungerkatastrophe der Menschheitsgeschichte bei der zwischen 15-45 Millionen Menschen verhungerten. Hinzu kamen in dieser Zeit auch noch zahlreiche schwere Überschwemmungen und Dürren.
Einer der letzten im Buch angesprochenen Aspekte ist die chinesische Kulturrevolution von 1966-1976 die zunächst auf Anklang innerhalb der Chinesischen Bevölkerung stieß und dazu gedacht war den Staat von Missständen zu befreien. Insgesamt kann man sich die Kulturrevolution als eine Aneinanderreihung vieler verschiedener politischer Kampagnen vorstellen. Sie wurde von Mao dazu benutzt seine politische Führungsebene auszutauschen und somit auf die innerparteilichen Spannungen zu reagieren.

Abschließend wird im Buch noch auf Macao Hongkong und Taiwan eingegangen, sowie auf die zunehmende Urbanisierung und der damit verbundenen Landflucht.

Rezension

Ich muss leider sagen, dass ich von dem Buch etwas enttäuscht bin. Für jemanden wie mich, der zuvor nicht besonders viel über die Chinesische Geschichte wusste war das Buch sehr schwierig und mühselig zu lesen. Dies liegt zum einen daran, dass der Autor zuweilen zwischen verschiedenen Zeitpunkten hin und her springt und nicht alles chronologisch erzählt. Zum anderen wird meiner Meinung nach vom Leser einiges an Vorwissen verlangt um das Buch flüssig lesen und verstehen zu können. So musste ich während ich das Buch las immer wieder das Internet zur Hilfe nehmen um alle Abläufe richtig verstehen zu können. Und selbst jetzt bin ich mir nicht über alles im Klaren, was eventuell aber nicht nur am Autor liegen könnte, sondern auch an der sehr turbulenten Gesichte Chinas. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Fokus auf Persönlichkeiten, so werden teilweise ganze Kriege in 1-2 Sätzen beschrieben und im Gegenzug einige Personen über 2 Seiten. Nichtsdestotrotz ist das Buch eine gute wenn auch sehr knappe Zusammenfassung der Geschehnisse in China der letzten 150 Jahre und für jemanden, der sich mit China gut auskennt und nochmal alles zusammengefasst haben möchte durchaus empfehlenswert.

 

Martin Fenkl 6702498

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