Wissenschaftliche Lesetechniken

KENNST DU DAS AUCH?

In einem Kurs sollst Du innerhalb einer Woche 15 Seiten lesen, in einem anderen zehn weitere Seiten und für das Verfassen der nächsten Hausarbeit steht auch noch ein Kapitel an, das durchgearbeitet werden muss? Was zu Beginn viel wirkt, wird mithilfe verschiedener Lesetechniken zu bewältigbarem Stoff, den Du strukturiert durcharbeiten kannst. In diesem Blogbeitrag stellen wir Dir verschiedene Lesetechniken vor, die Dir die Lektüre erleichtern können und Dir dabei helfen sollen, den Lesestoff zu systematisieren und so besser bearbeiten zu können.

HINWEIS: Nicht jeder Schritt bzw. jede Technik ist für jeden Text nötig oder sinnvoll. Außerdem überschneiden sich einige der vorgestellten Techniken oder unterscheiden sich nur in Nuancen. Auch die hier dargestellte Reihenfolge ist nicht chronologisch verbindlich. Du solltest schauen, welche Technik am besten zu dem von Dir zu bearbeiteten Text und Deiner Art zu Lesen passt. 



SQ3R-Methode

SQ3R steht für Survey (Überblick über den Abstract, das Inhaltsverzeichnis und die Gliederung verschaffen), Question (Was ist das Ziel der Lektüre?), Read and Recite (Lektüre der wichtigsten Stellen und Erstellen von Notizen) und Review (nochmaliges Überfliegen des Textes, der Überschriften und der wichtigsten Punkte). Auf diese Weise kannst Du schnell den gesamten Text erfassen. Hier geht es um das Ver­ste­hen und Be­hal­ten von In­hal­ten. Die SQ3R-Methode beinhaltet einige Schritte, die im Folgenden auch bei anderen Techniken vorkommen. Wundere Dich also nicht über eventuelle Dopplungen. Zum ersten Erfassen eines Textes ist diese Methode gerade deshalb sehr hilfreich, weil sie verschiedene Techniken prägnant vereint. Wenn Du mehr dazu wissen möchtest, schau doch mal hier.

Scannen

Beim Scannen beschränkst Du Dich auf wichtige Wörter oder Ausdrücke, die Du vorher festgelegt hast und die Deiner Meinung nach zum Verständnis des Textes beitragen. Diese suchst Du dann im Text und bekommst so einen guten Überblick. Hier erfasst Du allerdings – wie auch beim Diagonalen Lesen – noch keine Details und tiefergehende Informationen.

Punktuelles Lesen

Beim Punktuellen Lesen springst Du im Text und liest somit nicht alle Kapitel bzw. Teile eines Textes, sondern nur die, die Du Dir vorher anhand des Inhaltsverzeichnisses und/oder der Kapitelübersicht ausgesucht hast. Wichtig: Diese Technik heißt nicht, dass Du den Text überfliegst. Die Kapitel, die Du Dir vorher ausgesucht hast, solltest Du auch aufmerksam lesen! Das Punktuelle Lesen ist vor allem für Internettexte geeignet, in denen weiterführende Literatur verlinkt ist und so ein Springen durch verschiedene Texte zum selben Thema möglich ist. Auch für einzelne Kapitel in Monografien eignet es sich.

Diagonales Lesen

Hier liest Du nur bestimmte Teile eines Textes und überfliegst diese. Dabei solltest Du vor allem auf Überschriften oder das Fazit eines Kapitels achten, damit Du die wichtigsten Informationen aufnehmen kannst. Diese Art von Lesetechnik gibt Dir einen ersten Überblick, allerdings erfasst Du auf diese Weise keine bzw. nicht alle Zusammenhänge oder wichtigen Details. Wenn Dir ein Kapitel besonders wichtig erscheint, kannst Du während des Diagonalen Lesens auch zum Punktuellen Lesen (s.o.) wechseln oder zum Kursorischen Lesen übergehen.

Kursorisches Lesen 

Beim Kursorischen Lesen steht das aufmerksame Lesen des gesamten Textes oder sogar des ganzen Buchs (inkl. Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Vorwort/Nachwort usw.) im Vordergrund. Hilfreich ist hier, vorher schon einmal diagonal gelesen zu haben (s.o.). Beim Kursorischen Lesen kannst Du wichtige Teile eines Textes markieren und Dir notieren, wenn Du zu bestimmten Punkten Fragen hast. Es ist ebenfalls möglich, den Artikel in Sinnabschnitte zu gliedern, sodass Du später genau weißt, wo welche Information im Text steht. 

Sequenzielles Lesen

Das sequenzielle Lesen bezeichnet das lineare, vollständige Durchlesen eines kompletten Textes mit dem Ziel dem Inhalt gut folgen und die Zusammenhänge verstehen zu können. Bei dieser Technik solltest Du sorgfältig und langsam lesen, um auf wiederholtes Lesen einzelner Abschnitte zu verzichten.

Intensives Lesen

Beim Intensiven Lesen gehst Du insbesondere auf die Textsorte und ihre Absichten ein. So kannst Du beispielsweise rhetorische Mittel oder Ähnliches herausfiltern. Bei dieser Lesetechnik kannst Du Dir auch Notizen zum Thema, Aufbau oder der Argumentation der*des Autorin*Autors machen. Anders als beim Kursorischen Lesen, bei dem lediglich der Inhalt im Vordergrund steht, geht es hier auch um den Textaufbau und die Argumentation der*des Autors*Autorin.

Rekapitulierendes Lesen

Der letzte Leseschritt ist das Rekapitulierende Lesen. Zum Abschluss der Lektüre kannst Du den Text noch einmal überfliegen und hier insbesondere auf den roten Faden achten, sodass Du Dir diesen noch mal vergegenwärtigen kannst. Hierbei kannst Du auch überprüfen, ob Du alles richtig verstanden hast, und Du hast die Möglichkeit, deine Notizen zu ergänzen oder abzuändern. Diese Technik ist vergleichbar mit dem Review-Schritt in der SQ3R-Methode (s.o.). 

    TIPP:

    Um Dir die Textarbeit zu vereinfachen und die wichtigen Aspekte herauszuarbeiten ohne Dich zu lange mit einzelnen Texten/Textteilen aufzuhalten, solltest Du die vorgestellten Techniken kombinieren oder die Techniken nutzen, die zur jeweiligen Textsorte und zum individuellen Lese- bzw. Bearbeitungsziel passen. So bringt die SQ3R-Methode Dir eine Menge, um Dich schon frühzeitig auf Prüfungen vorzubereiten. Für das kurzfristige Lesen vieler Texte ist sie eher weniger geeignet, da sie sehr zeitintensiv ist. Hierfür wäre dann beispielsweise das Scannen sinnvoller. Wenn Du allerdings weniger Literatur durcharbeiten möchtest, bringt Dir das Kursorische Lesen vielleicht einen Mehrwert, da Du hier schon wichtige Stellen markierst und Dir Fragen notierst, sodass das Intensive Lesen Dir später leichter von der Hand geht.

Wenn Dir dieser Beitrag geholfen hat, schau Dir gerne auch unseren Beitrag zur ‚Fünf-S-Methode‘ an, die Dir zeigt, wie Du mit einem Text arbeiten kannst, um die für Dich relevanten Informationen herauszuziehen und Dir hilft, Texte überblicken zu können und Zusammenfassungen zu erstellen.

Weitere Informationen zum Thema Lesen und Lesetechniken und Unterstützung für die Anwendung findest Du auch in den Workshops und den Beratungsangeboten des Kompetenzzentrum Schreiben.


Bildquelle: ZSB Universität Paderborn

Textquellen:

https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/59989387/A07_SQ3R_Lesetechnik.pdf

https://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/535780-0004-2.pdf

https://www.uni-greifswald.de/storages/uni-greifswald/fakultaet/phil/germanistik/Mitarbeitende/Siebenpfeiffer/Merkblatt__4_Lesetechniken.pdf

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