Interview mit dem Kompetenzzentrum Schreiben

Wie funktioniert eigentlich das Schreiben von wissenschaftlichen Texten? Vor allem die Frage nach dem sogenannten „roten Faden“ aber auch die Herausforderung, ein Schreib-Projekt erstmal zu beginnen, können manchmal Kopfschmerzen bereiten. Zu diesen und weiteren Themen bietet das Kompetenzzentrum Schreiben Angebote, die allen Studierenden zur Verfügung stehen. Welche Angebote das genau sind und wie man diese wahrnehmen kann, haben wir in einem Interview mit Dr. Andrea Karsten, der Koordinatorin des Kompetenzzentrum Schreiben, besprochen.

Was ist das Kompetenzzentrum Schreiben und welche Angebote gibt es?

Das Kompetenzzentrum Schreiben ist die Serviceeinrichtung an der Universität, zu der man mit allen Fragen rund um das wissenschaftliche Schreiben und Arbeiten kommen kann. Wir haben kostenlose Workshop- und individuelle Beratungsangebote und Events zum gemeinsamen Schreiben und Arbeiten für Studierende, Promovierende und Lehrende aller Fakultäten im Programm. Unser Thema ist also, kurz gesagt, das Schreiben in Studium, Forschung und Lehre.

Mit welchen Fragen oder Anliegen kann man zu euch kommen?

Wir sagen „Schreiben“, aber wir meinen eigentlich viel mehr: Bei uns sind Studierende mit allen Fragen von der ersten Idee (oder der fehlenden zündenden Idee…) für ein Schreibprojekt oder eine Schreibaufgabe bis hin zum Umgang mit Rückmeldung, die sie zu ihren Texten im Studium bekommen, willkommen. Das heißt, in unseren Workshops und Beratungen geht es zum Beispiel um Themenfindung, das Lesen wissenschaftlicher Literatur, die Konzeption und Strukturierung von Schreibprojekten (egal ob Hausarbeit, Abschlussarbeit, Bericht, Exposé oder Essay), das Zurechtfinden mit den Textkonventionen und Erwartungen in verschiedenen Fächern, die Organisation längerer Schreibprojekte inklusive der eigenen Motivation und Zeitplanung, das eigentliche Schreiben und Umschreiben von Textteilen, das immer wieder nötige Überarbeiten des Geschriebenen, um die eigenen Gedanken verständlicher zu machen und auf sinnvolle Art mit zitierten Texten zu verknüpfen, und schließlich um den Nutzen von Lesereaktionen und Textfeedback für die Weiterentwicklung des eigenen Texts.

Wann finden eure Angebote statt?

Sowohl die Beratungen als auch die Workshops finden vor Ort an der Uni oder digital während des ganzen Semesters – auch in der vorlesungsfreien Zeit – statt. Meistens dauern sie einen Tag, aber wir haben auch kürzere oder längere Veranstaltungen im Programm.

Zur individuellen Beratung kann man einfach einen Termin mit uns vereinbaren und uns dann online oder in unseren Büros auf dem Campus im Gebäude N treffen. Unsere Studentische Schreibberatung – als Beratung von Studis für Studis zum akademischen Schreiben – trifft man einmal die Woche auch ohne Termin in der Universitätsbibliothek.

Alle Termine und Orte findet man ganz leicht über unsere Veranstaltungsübersicht.

Was hat es mit eurem Podcast „Hinter den Schreibkulissen“ auf sich?

Mit diesem Podcast möchten wir vor allem zeigen, wie unterschiedlich und individuell das wissenschaftliche Schreiben und Arbeiten sein kann. Wir haben mit Menschen aus verschiedenen Fächern und Kontexten gesprochen. Manche sind erfahrene Wissenschaftler*innen, andere sind Schreibexpert*innen und wieder andere sind selbst noch Student*in und machen Tag für Tag die gleichen Erfahrungen mit dem wissenschaftlichen Schreiben im Studium wie unsere Hörer*innen. Es ist also alles in allem ein großes Aus-dem-Nähkästchen-Plaudern und Teilen von Erfahrungen und zeigt: Du bist nicht allein mit scheinbar verrückten Angewohnheiten rund um das wissenschaftliche Schreiben und mit den Fragen und vielleicht auch Schwierigkeiten, die du diesbezüglich hast.

Wem würdet ihr eure Erstsemester-Beratung empfehlen?

Unsere Erstsemester-Beratung empfehle ich ja, ehrlich gesagt, einfach allen Erstis – auch wenn wir dann vielleicht irgendwann Terminprobleme bekommen… 😉

Gerade für Erstsemester-Studierende mit Fächern, in denen das Schreiben auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders wichtig erscheint, ist es total sinnvoll, mit uns gemeinsam darüber nachzudenken, wo Schreiben und der Umgang mit wissenschaftlicher Literatur quasi durch die Hintertür hereinkommt: zum Beispiel in Übungen oder Berichten, die regelmäßig eingereicht werden müssen oder beim Lernen für Klausuren. In all diesen Bereichen ist es dann wichtig zu wissen: Was für verschiedene Texte gibt es eigentlich in meinem Fach (Lehrbücher, Paper, Vorlesungsunterlagen etc.) und welche Rolle spielen sie für meine Wissenschaft und mein Studium? Inwiefern ist das Schreiben an der Uni anders als in der Schule (Spoiler: Es ist sehr anders!)? Wann geht es in meinem Fach eigentlich los mit dem „richtigen“ wissenschaftlichen Schreiben – erst bei der Bachelorarbeit oder schon vorher? Wie viel muss ich im Studium lesen, mitschreiben, selbst schreiben und woher kann ich diese Infos bekommen?

Und natürlich gelten diese und andere Fragen auch für Menschen, die schon wissen, dass sie in ihrem Studium eine ganze Menge Texte lesen und selbst verfassen müssen. 

Wann sollte ich mich für eine individuelle Schreibberatung entscheiden?

Uns ist es ganz wichtig, dass die individuelle Schreibberatung nicht nur für „Problemfälle“ da ist – im Gegenteil. Wir sind der Überzeugung, dass das Sprechen über Schreiben (und über Literatur, Aufgabenstellungen, Ideen, Fragen, erste eigene Forschungserfahrungen etc.) immer hilfreich sein kann, egal ob man dem eigenen Text nur den letzten Schliff verleihen will oder ob man feststeckt und gerade gar nicht weiß, wie man weitermachen oder überhaupt erst anfangen soll. Man braucht nicht einmal ein konkretes Anliegen oder eine konkrete Frage, um zu uns zu kommen. Manchmal geht es nur darum, das bisher Gedachte und Geschriebene einmal einer freundlichen Person zu zeigen – die dann aber ganz bestimmt doch noch eine gute Frage zurückstellt, über die man selbst noch gar nicht nachgedacht hat.