Interview mit Claudia Kroner zum Thema Recherchieren

Die Bibliothek hat so einiges zu bieten. Es gibt nicht nur Regale bis oben hin voll mit Büchern – die „Bib“ oder „Bibo“, wie sie von Studierenden gerne genannt wird, bietet noch viele weitere Angebote. Von modernen Lernplätzen über Schulungen zum Recherchieren bis hin zu Veranstaltungen wie die „Lange Nacht des Schreibens“. Claudia Kroner, stellvertretende Leiterin des Sachgebiets Informationszentrum und Fachbibliotheken der Bibliothek der Universität Paderborn, gibt im Interview Tipps rund um das Thema Recherchieren in der Bibliothek.

Für Studienanfänger ist es oft eine Hürde, zum ersten Mal in die Bibliothek zu gehen… Wie findet man sich in der Bibliothek zurecht?

CK: Stimmt, am Anfang kann es für Studienanfänger ganz schön schwierig sein, sich in der Bibliothek zurecht zu finden. Wir haben aber verschiedene Angebote für Studierende, um die Bibliothek näher kennenzulernen. Mitarbeiter/innen der Bibliothek bieten z.B. Führungen für Studierende an. Es gibt z.B. eine kurze Einführung in die Bibliothek, die nur 30 Minuten dauert. Dabei bekommen Studierende einen Überblick darüber, was in der Bibliothek alles angeboten wird: wie man seinen Ausweis freischalten lässt, wo die Kopierer und die Gruppenarbeitsplätze sind, wie die Bücher aufgestellt sind und so weiter. Diese kurze Einführung kann gleichzeitig ein „Eisbrecher“ für den ersten Besuch in der Bibliothek sein. Der Katalog ist selbsterklärend. Wer jedoch darin effektiv Literatur suchen und auch ein paar Tipps mitbekommen möchte, ist in unserer Katalogschulung an der richtigen Stelle.

Welche Angebote gibt es für Studierende, die beispielsweise für eine Seminararbeit nach Literatur recherchieren müssen?

CK: Die Bibliothek bietet Studierenden natürlich auch Unterstützung bei der Literaturrecherche. Wenn man sich besonders mit der systematischen Literaturrecherche näher beschäftigen will, kann man beispielsweise Workshops zu diesem Thema besuchen. Die Workshops drehen sich darum, wie man nach der Themenfindung anfängt zu recherchieren und wie die Themensuche systematisch angegangen werden kann. Man lernt dabei auch die Fachdatenbanken kennen und wie man Aufsätze und weitere wissenschaftliche Literatur in Primo Central findet.

Und wenn man schon einige Quellen gefunden hat – wie organisiert man am besten die Flut an Informationen?

CK: Es gibt viele Möglichkeiten die gefundene Literatur, also die Quellen zu organisieren. Eine Möglichkeit ist, mit dem Programm Citavi zu arbeiten. Von diesem Programm haben sicher viele Studierende schon gehört. Es ermöglicht einem, eine Literaturliste zu erstellen, die Literatur zu strukturieren, Volltexte zu bearbeiten, Zitate zu erfassen und Kommentare zu schreiben und alles in die eigene schriftliche Arbeit zu integrieren. Das Programm kann Studierenden bei ihren Seminararbeiten eine große Hilfe sein – allein schon was das Zitieren und das Literaturverzeichnis angeht. Man muss nur wissen, wie man Citavi bedient. Dazu bieten wir auch Workshops an.

Was ist, wenn man relevante Literatur schon gefunden hat, aber Probleme hat, sie in die eigene Seminararbeit zu verarbeiten?

CK: Auch hier gibt es Möglichkeiten, in der Bibliothek Unterstützung zu finden. Es zahlt sich aus, dass wir in der Uni untereinander gut vernetzt sind: Für diejenigen, denen das wissenschaftliche Schreiben Probleme bereitet, gibt es wöchentliche Beratungszeiten vom Kompetenzzentrum Schreiben in der Bibliothek. Hier unterstützen die Ansprechpartner Studierende bei Fragen zum wissenschaftlichen Schreiben.

Darüber hinaus kann auch das Event die „Lange Nacht des Schreibens“ Studierenden einen Motivationsschub für ihr Schreibprojekt geben. Dieses Highlight findet jedes Jahr im März in der Bibliothek statt und gibt Studierenden die Möglichkeit, eine ganze Nacht lang an ihren Arbeiten zu schreiben. Während der Langen Nacht des Schreibens finden auch begleitende Angebote statt: Yoga, Vorträge z.B. zum Thema Stressbewältigung, eine individuelle Schreibberatung oder Workshops zu Citavi.

Welche Besonderheiten gibt es beim Recherchieren an der Uni im Vergleich zur Schule?

CK: Wenn Schüler für schulische Projekte recherchieren, ist die Recherche meist klar umrissen: Die Quellen sind manchmal schon vorgegeben und insgesamt müssen viel weniger Quellen untersucht werden.. Die Anforderungen an Studierende sind da deutlich höher. Studierende müssen ihre Quellen selbstständig suchen und sich viel mehr mit unterschiedlichen Quellentypen auseinandersetzen, Quellen vergleichen, bewerten usw. Studierende gehen außerdem wesentlich systematischer, d.h. wissenschaftlicher vor, auch weil sie formal mehr Vorgaben haben.

Welche Schwierigkeiten haben Studierende oft bei der Recherche?

CK: Viele Studierende haben besonders Schwierigkeiten bei der Suche nach Zeitschriftenaufsätzen, vor allem weil diese in Fachdatenbanken zu finden sind. Studierende der MINT-Fächer fragen auch nach ISO- oder DIN-Normen, die sie für ihre Arbeiten brauchen. Dafür gibt es spezielle Datenbanken. Manchmal liegen die Schwierigkeiten schlicht am fehlenden Wissen, wie man eine Datenbank bedient. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek sind aber sehr hilfsbereit und unterstützen Studierende gerne auch bei der Suche.

Welche Tipps gibt es bei der Recherche bzw. wie fängt man am besten an?

CK: Ein guter Tipp, um mit der Recherche zu starten, ist in Lexika oder Handwörterbüchern (egal ob gedruckt oder elektronisch) nachzuschauen, um Definitionen und Synonyme herauszusuchen und um sich einen kurzen Überblick über das Thema zu verschaffen. Hierfür eignet sich auch das Erstellen einer Suchmatrix – das heißt, man erstellt eine Wortliste mit Synonymen, Über- und Unterbegriffen, Abkürzungen, englischen Übersetzungen und anderen zum Thema passenden Begriffen. Also zum Beispiel: In meiner Themenstellung kommt der Begriff „Kundenservice“ vor. Als Synonyme kann ich nehmen: Kundendienst, Kundenbetreuung, Kunden-Hotline. Ein Überbegriff wäre Marketingmanagement, ein Unterbegriff z. B. Beschwerdemanagement. Als englische Übersetzungen kommen in Frage: customer service und after-sales service. Man glaubt zu Anfang gar nicht, wie viele Begriffe einem einfallen… Danach folgt die Suche mit diesen Begriffen im Katalog der Bibliothek in Paderborn, später dann in Primo Central und in Fachdatenbanken. Dabei findet man weitere Begriffe, die man in die Suchmatrix eintragen und mit denen man suchen kann. Im Katalog der Uni kann man einsehen, welche Bücher und Zeitschriften vorhanden sind und wo sie in der Bibliothek stehen. Über Primo Central kann man auf  Daten aus vielen Fach- und Volltextdatenbanken zugreifen, häufig direkt die digitalen Volltexte einsehen oder einen Nachweis in unserem Katalog erhalten.

Manchmal kommt es natürlich auch vor, dass wir bestimmte Literatur nicht vor Ort haben. Wenn man dann Bücher oder Zeitschriftenaufsätze findet, die in der Uni Paderborn nicht vorhanden sind, kann man auch über die Fernleihe gehen und sich das Werk gegen eine geringe Gebühr aus einer anderen Bibliothek bestellen. Man kann aber auch Erwerbungsvorschläge einreichen. Das heißt, die Bibliothek erwirbt die gewünschte Literatur, die man später ausleihen kann.

CK: Claudia Kroner
Durchgeführt im Mai 2019

Bildquelle: ZSB Universität Paderborn

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