Ablenkung unerwünscht! Wie Du mit Aufschieben umgehen kannst.

KENNST DU DAS AUCH?

Du nimmst Dir vor, Dich für die Prüfung hinzusetzen, aber irgendwie tust Du immer etwas anderes? Das führt zum schlechten Gewissen und zur Erschöpfung, weil Du Dir erst erlaubst von Deinem Prüfungsvorbereitungsvorhaben abzulassen, wenn es nicht mehr geht und Du Dich kaputt fühlst?

Keine Sorge, da bist Du nicht die*der Einzige. So oder so ähnlich geht es vielen Studierenden. Etwas aufschieben zu können ist erstmal eine wichtige Fähigkeit: Wir befreien uns von dem Zwang, etwas jetzt tun zu müssen und verschieben es auf einen späteren Zeitpunkt. Problematisch wird dies erst, wenn wir wichtige Ziele nicht mehr erreichen und Nachteile entstehen. Wir alle schieben auf – Studierende durch das hohe Maß an Selbstorganisation im Studium jedoch etwas häufiger als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Neben der Anwendung von Tipps aus dem Zeitmanagement oder zur Motivationssteigerung gibt es einige Möglichkeiten, mit dem eigenen Aufschieben umgehen zu lernen. Aber steigen wir erstmal mit der Frage ein, womit man sich alles von Aufgaben ablenken lassen kann und warum wir das eigentlich alle so gern tun.

Soziale, gedankliche und alltägliche Ablenkungen

  • Surfen im Internet, soziale Medien
  • WhatsApp, E-Mails usw.
  • Computerspiele
  • Fernsehen
  • Telefonieren
  • Zeitschriften
  • Shoppen
  • Überraschende Treffen
  • Überhäufter Schreibtisch
  • Computerprobleme
  • Wartezeiten, Wegzeiten

Warum schieben wir auf?

Zwei Gründe fürs Aufschieben werden häufiger genannt: Erst kurz vor der Prüfung erleben manche Studierende den Druck, der sie zum Lernen aktiviert. Ein Nachteil dabei: „Auf den letzten Drücker“ ist nicht mehr so viel Stoff lernbar und man hat mehr Stress in der dann intensiven Lernphase. Vorteil dieser Vorgehensweise kann aber sein, dass man sich einen möglichen Misserfolg nicht selbst zuschreibt („Hätte ich ja gar nicht schaffen können!“), jedoch den Erfolg („Wow, sogar mit so wenigem, spätem Lernen habe ich es geschafft!“). Ein anderer Grund fürs Aufschieben kann darin liegen, dass das Lernen für die Prüfung mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist, was man vermeiden möchte und sich lieber nicht zum Lernen hinsetzt. Der Nachteil: man lernt wenig oder gar nicht. Möglicher Vorteil: kurzfristig bewirkt das Aufschieben, dass wir uns besser (oder weniger schlecht) fühlen. Das verstärkt die Tendenz, wieder aufzuschieben.

Und was kann ich gegen das Aufschieben tun? Hier drei Strategien:

  1. Welche Vor-und Nachteile hat Dein Aufschiebeverhalten? Teste Dich mit dem Vierfelderschema.

    Da es also neben den Nachteilen durchaus auch Vorteile haben kann aufzuschieben, lohnt es sich, sich die Folgen unseres Aufschiebens einmal nach einem Vierfelderschema bewusst zu machen, um etwas ändern zu können. Welche kurz- bzw. langfristigen Nachteile sowie Vorteile hat es, wenn ich etwas aufschiebe? Vielleicht gibt es gute Gründe aufzuschieben?!

    Hier ein Beispiel für ein Vierfelderschema, in dem Vor- und Nachteile zum Aufschieben eingeordnet sind. Wie würde Dein Vierfelderschema aussehen?

  1. Lass Dich nicht irreführen von irreführenden Gedanken

    Aufschieben wird oft begleitet von Gedanken, wie:

    Ich warte, bis ich in der richtigen Stimmung bin.“
    „Ich muss erst noch all die anderen Sachen erledigen.“
    „Fürs Lernen brauche ich große störungsfreie Zeitblöcke.“

    oder Sichtweisen wie:

    „Ich sollte nichts tun, solange ich nicht sicher bin, dass ich es nicht bereuen werde.“
    „Ich sollte nicht verzichten müssen, weil das gemein wäre.“
    „Ich sollte nur Lösungen akzeptieren, die ausschließlich Vorteile mit sich bringen.“

    Fallen einem solche Gedanken bei sich auf, kann man sie hinterfragen: Stimmt das, was ich denke? Ist dieser Gedanke hilfreich? Anschließend kann man diese Sätze umformulieren, so dass sie angemessener und hilfreicher sind.
  1. Wenn-Dann-Sätze formulieren

    Sicherlich kennst Du Formulierungen wie „Wenn am Wochenende die Sonne scheint, dann gehe ich mit meiner Familie wandern“ oder „Wenn ich genügend Geld gespart habe, dann fliege ich im Sommer in den Urlaub“. Diese Formulierungen beschreiben ein Verhalten oder eine Aktion (dann), wenn eine bestimmte Situation oder ein bestimmter Fall (wenn) auftritt.

Wenn-Dann-Pläne sind immer gleich aufgebaut und folgen diesem Schema: „Wenn eine bestimmte Situation eintritt, dann möchte ich ein bestimmtes Verhalten ausführen!“ Sie bestehen also aus:

  • der Definition einer Ablenkung, die auftauchen könnte (z. B. soziale/ gedankliche Ablenkungen) → „Wenn-Teil“
  • dem Festlegen eines Verhaltens, das auf die Ablenkung folgt und dabei helfen soll, ihr Ziel zu verfolgen → „Dann-Teil“

Praktische Beispiele können sein:

  • „Wenn mein Mitbewohner immer wieder das Gespräch mit mir sucht, während ich lernen möchte …dann sage ich ihm, dass ich in den nächsten zwei Stunden nicht gestört werden möchte!“
  • „Wenn ich denke, dass ich mal wieder meine Nachrichten anschauen könnte… dann sage ich mir, dass dafür auch später noch Zeit ist!“

Formuliere eigene Wenn-Dann-Pläne und versuche Dir Störungen beim Lernen so bewusst zu machen.

Bildquelle: ZSB Universität Paderborn

Textquelle:

https://www.fu-berlin.de/sites/studienberatung/psychologische_beratung/Texte/ressourcen_Textdokumente/Aufschieben-kurz-und-knapp.pdf; erweitert durch Jan-Martin Müller (Psychosoziale Beratung, ZSB Universität Paderborn)

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