Was wir im folgenden untersuchen, ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Entwicklung und als Kondensat bzw. Extrakt schwer verdaulich. Wir sollten darum kurz auf die historische Entwicklung eingehen.

Ursprünglich wurde hauptsächlich von der Angebotsseite her argumentiert. Preise wurden durch die Produktion und nach Möglichkeit nur durch diese bestimmt.

Man denke dabei an das Beispiel von den Bibern und den Hirschen, und an die Arbeitswertlehre bei Ricardo und besonders bei Marx. In all diesen Fällen werden die Preise durch die Produktion bestimmt.

Bei Smith und schon lange vorher bei Law und Locke taucht aber auch das Wertparadox auf: Wertvolle Sachen wie Wasser gibt es umsonst, andere wertlose wie Diamanten sind kostbar. Es wird dabei unterschieden zwischen Gebrauchswert und Tauschwert. Güter können also für Haushalte einen Wert darstellen, eine Vorform der Nutzentheorie.

Die Analyse der Preisbildung wird jedoch mit Hilfe von Angebots- und Nachfragefunktion durchgeführt, ohne die Bestimmungsgründe für die Nachfragefunktion zu suchen.

In dieser Tradition stehen die Ökonomen:

Im 19. Jahrhundert wurde dann die Nutzentheorie entwickelt. Zuerst stellt man sich das etwa so vor, dass der Haushalt Nutzen aus dem Güterbündel produziert, wie eine Firma aus den Inputs den Output produziert. Nutzen kann gemessen und verglichen werden. Es bleibt nur noch eine Methode zu finden, um diesen Nutzen zu messen. Dies war in etwa die Lehre der Utilitaristen um John Stuart Mill, 1806 - 1873. Aufbauend auf den utilitaristischen Ideen arbeiteten die folgenden Ökonomen:

In diesen Werken wurde gezeigt, dass für die allgemeinen Theoreme von Angebot, Nachfrage und Preisbildung kein absoluter Maßstab für Nutzen bekannt sein muss; es reicht vielmehr, den Nutzenzuwachs marginaler Einheiten bestimmen zu können, also den Grenznutzen.
Obwohl hierfür viel weniger erforderlich ist, als für eine Nutzenfunktion, gelingt es jedoch nicht, marginalen Nutzen, also Nutzenzuwachs exakt zu definieren.
Schließlich - im wesentlichen in 20. Jahrhundert - gelingt es zu zeigen, dass für Angebot- und Nachfragefunktionen, für Gleichgewichtsüberlegungen und Existenz von Gleichgewichtspreisen, das Konzept des Nutzen ganz entbehrlich ist. Hieran haben mitgewirkt

Es ist möglich, die Theorie auf Grundannahmen über das Wahlverhalten von Individuen zurückzuführen.
Diese Grundannahmen sind so gefaßt, dass möglichst wenige schwache Voraussetzungen die zu gewinnenden Aussagen sichern, dass aber eine weitere Abschwächung der Annahmen die Ergebnisse nicht erbringen würden.
Dies ist fast ein ökonomisches Prinzip: der Output an Ergebnissen wird mit einem minimalen Input an Voraussetzungen geschaffen. Dies bedeutet aber ein relativ komplizierten ``Produktionsvorgang'' bei der Gewinnung der Ergebnisse.
Es sollte noch angemerkt werden, dass die von uns gemachten Annahmen noch geringfügig weiter abgeschwächt werden können. Der zusätzliche Gewinn ist jedoch nicht bedeutend, verglichen mit der zusätzlichen Schwierigkeit.