Dieser Abschnitt soll dazu dienen, dass Sie sich die zuvor angeeigneten Kenntnisse noch einmal veranschaulichen. Aus diesem Grund wird Ihnen ein Tâtonnement-Prozess vorgeführt. Dieser Prozess baut auf den Kenntnissen auf, die Sie in den vorstehenden Abschnitten erworben haben. Diese Kenntnisse sollten Sie darum als erstes rekapitulieren. Vergegenwärtigen Sie sich insbesondere:
  1. Die Anzahl der Individuen und ihre Präreferenzen.
  2. Anfangsausstattung und Einkommenserziehlung.
  3. Die Nachfragebestimmung.
  4. Das Marktgleichgewicht.
  5. Die zugehörigen grafischen Konzepte wie Indifferenzkurven, Tauschkurven und Edgeworth-Box.
Eine Möglichkeit in einer Tauschökonomie ein Gleichgewicht zu erreichen besteht darin, dass man einen Auktionator einführt, der in einem iterativen Prozess Gleichgewichtspreise bestimmt. Der Auktionator geht dabei wie folgt vor:

Er nennt für jedes Gut einen Preis, woraufhin die Haushalte ihre Nachfrage nach den verschiedenen Gütern bestimmen und sie im Anschluss dem Auktionator mitteilen. Dieser aggregiert die Nachfrage auf allen Märkten und prüft, ob Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind. Besteht auf einem Markt eine positive Übernachfrage, so erhöht der Auktionator den Preis des betreffenden Gutes, da dieser offensichtlich - im Verhältnis zu den Preisen der anderen Güter - zu niedrig angesetzt wurde. Anschließend teilt er den Haushalten die neuen Preise mit, woraufhin der zuvor beschriebene Prozess wiederholt wird. Der Auktionator verändert solange die Preise, bis auf keinem Markt mehr eine Übernachfrage besteht.

Die zuvor geschilderte Preisanpassung wird auch als Tâtonnement-Prozess bezeichnet. Die Idee, zur Erreichung des Gleichgewichts einen Auktionator einzuführen, geht auf Walras zurück. Im Folgenden wird dieser Prozess in einer Tauschökonomie demonstriert, bei der die zwei Individuen i (i=1,2) bezüglich der beiden Güter j (j=1,2) jeweils Cobb-Douglas-Präferenzen besitzen. Die Nachfragefunktionen sind dann wie in Aufgabe \ref{aufg:NachfragePreiseTauschkurve} bestimmt, gegeben durch NOCH KORRIGIEREN % $x_{i1}=\frac{a_{11}I_1}{(a_{11}+a_{12})p_1}$ $$x_{ij} = \frac{a_{ij}(p_1w_{i1} + p_2w_{i2}) }{ p_j(a_{i1}+a_{i2})} = \frac{a_{ij} I_i }{ p_j(a_{i1}+a_{i2})} $$
Gut 1 Gut 2
Anf. Preis $p_1^0$ $p_2^0$
Preis $p_1 $ $p_2 $
Haushalt 1 $w_{11}$ $w_{12}$ $I_1=p_1w_{11}+p_2w_{12}$
Haushalt 2 $w_{21}$ $w_{22}$ $I_2=p_1w_{12}+p_2w_{22}$
Haushalt 1 $x_{11}=\frac{a_{11}I_1}{(a_{11}+a_{12})p_1}$ $x_{12}=\frac{a_{12}I_1}{(a_{11}+a_{12})p_2}$
Haushalt 2 $x_{21}=\frac{a_{21}I_2}{(a_{21}+a_{22})p_1}$ $x_{22}=\frac{a_{12}I_2}{(a_{21}+a_{22})p_2}$
Übernachfrage       $z_1=x_{11}+x_{21}-w_{11}-w_{21}$       $z_2=x_{12}+x_{22}-w_{12}-w_{22}$      
Anpassung $p_1^n= p_1 +e\cdot \max(0,z_1) $$p_2^n= p_2 +e\cdot \max(0,z_2)$

Die Übernachfrage auf den Gütermärkten ist gegeben durch $$z_j = x_{1j} +x_{2j} - (w_{1j}+w_{2j})$$ Der Tâtonnement-Prozess läuft folgendermassen ab: Zu gegebenen (Anfangs-)Preisen werden die von den Individuen nachgefragten Mengen und dann dazu die Übernachfrage für beide Individuen bestimmt. Ist die Übernachfrage zu hoch, so ist das Gut zu billig, der Preis muss erhöht werden.

Ist die Übernachfrage negativ, so ist das Gut zu teuer (oder es handelt es sich um ein freies Gut, bei dem auch bei einem Preis von Null das Angebot größer als die Nachfrage ist). Bei bestimmten Preisanpassungsprozessen wird bei negativer Übernachfrage der Preis erniedrigt. Wegen des Gesetzes von Walras sind allerdings auch Preisanpassungsprozesse denkbar, die nur Preise bei positiver Übernachfrage anpassen.