Buchrezension: “No Longer Human” von Osamu Dazai

NOLONGBuchdetails

Titel: No Longer Human (dt. “Gezeichnet”)

Autor: Osamu Dazai

Ãœbersetzung: Donald Keene

Erschienen: 1948 (Englische Ãœbersetzung: 1958)

Seiten: 177

Verlag: New Directions

ISBN: 978-0-8112-0481-1

Autor

Osamu Dazai lebte von 1909-1948 und zählt zu den berühmtesten japanischen Schriftstellern. Er wurde als zehntes von elf Kindern in eine wohlhabende und gebildete Familie in Kanagi geboren. Als Sohn eines Abgeordneten des japanischen Parlaments verbrachte Dazai seine Kindheit in einem Haus mit 19 Zimmern. Schon in seiner Kindheit hat er gerne gelesen und begann mit 13 Jahren, eigene Geschichten zu schreiben. Dazai brach mehrmals sein Studium ab, verfiel einer Alkoholsucht und wurde später abhängig von Schmerzmitteln. Im Laufe seines Lebens hat Osamu Dazai mehrmals versucht, Selbstmord zu begehen, was ihm 1948 gemeinsam mit seiner damaligen Frau Tomie gelungen ist. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die sinkende Sonne“ und „No Longer Human“.

Motivation

Auf der Suche nach einem Buch für das Literaturforum bin ich auf den mir bis dahin unbekannten japanischen Schriftsteller Dazai Osamu gestoßen, welcher in Japan große Bekanntheit und Anerkennung genießt, jedoch außerhalb Japans relativ unbekannt zu sein scheint. In seinem Roman „No Longer Human“ werden im halb-autobiographischen Stil, mit dem er Teile seines persönlichen Lebens in seine Werke einfließen lässt, werden insbesondere seine Suizidversuche, Depressionen und Drogenabhängigkeit thematisiert. Besonders aufgrund der hohen Suizidrate in Japan haben diese Themen aktuell eine hohe Relevanz, weshalb ich mich für diesen Titel entschieden habe.  Auch der Titel der englischen Fassung dieses Romans „No Longer Human“ hat mein Interesse geweckt, was ein weiterer Grund für mich war, dieses Buch zu lesen.

Inhalt

Das Buch „No Longer Human“ ist in fünf Teile untergliedert. Hierbei bilden die drei hinterlassenen Aufzeichnungen des Protagonisten Oba Yozo den Hauptteil des Romans, welcher sich zwischen einem Prolog und Epilog des Erzählers einordnet.

Prolog

Im Prolog betrachtet der Erzähler drei Fotografien des Protagonisten Yozo, welcher in drei verschiedenen Lebensabschnitten, in der Kindheit zur Schul- und Studienzeit, sowie in einer Zeit danach, abgebildet ist. Hierbei kritisiert der Erzähler jede Aufnahme im Hinblick darauf, dass das Gesicht des Protagonisten ausdruckslos und nichtssagend sei, und sogar den Eindruck vermissen lässt, dass es das Gesicht eines Menschen ist.

Heft 1

Yozo merkt schon als Kind, dass er sich von den Menschen um ihn herum unterscheidet. Er versteht das Verhalten anderer Menschen nicht und es fällt ihm schwer mit Menschen zu interagieren. Aus Angst, für diesen Mangel verurteilt zu werden, versucht          Yozo, mittels „Clowning“ Akzeptanz und Anerkennung zu erlangen.

Heft 2

Nachdem ein Schulfreund Yozos „Clowning“ durchschaut, macht sich dieser zunehmend Angst davor, auch von anderen entdeckt zu werden. Zu dieser Zeit entdeckt Yozo auch seine Begeisterung für das Malen und möchte an eine Kunstakademie, geht aber auf Anweisung seines Vaters auf eine Hochschule in Tokio. Bei einem Zeichenkurs lernt er Horiki kennen, durch den er erste Erfahrungen Alkohol und Prostituierten macht. Dies wird schon bald zum Alltag für ihn, sodass er alkoholabhängig wird und in Geldnot ist. Bald darauf lernt er die ebenfalls unglückliche Tsuneko kennen und die beiden entschließen sich, zusammen Suizid zu begehen, jedoch überlebt Yozo, während Tsuneko ertrinkt.

Heft 3

Yozo wird von der Universität verwiesen und bei einem Freund der Familie untergebracht, der auf ihn aufpassen soll. Nach einiger Zeit flieht er von dort und besucht seinen alten Freund Horiki, wobei er die alleinerziehende Mutter Shizuko kennenlernt, durch die er an einen Job als Comiczeichner gelangt. Für kurze zeit lebt er mit Shizuko und ihrer Tochter, doch verlässt auch die beiden, nachdem er wieder angefangen hat übermäßig zu trinken. Wenig später lernt Yozo die junge und naive Yoshiko kennen, und beschließt auf ihren Wunsch hin, mit dem Trinken aufzuhören und heiratet sie im weiteren Verlauf. Nachdem Horiki ihn, beginnt Yozo wieder zu trinken. Eines Tages muss er ansehen, wie seine Frau Opfer eines sexuellen Übergriffes wird und verfällt der Alkohol- und Morphiumsucht. Nach einem Aufenthalt in der Nervenanstalt wird er durch seinen Bruder in die Heimat zurückgebracht, wo Yozo nun sein Leben in Isolation verbringt.

Epilog

Der Erzähler trifft auf die Frau aus Kyobashi, welche Yozo in seiner Stammbar bedient hatte, und erhält von ihr drei Fotografien und die Hefte, die Yozo ihr überlassen hatte.

 

Fazit

No Longer Human zeigt den verzweifelten Versuch eines isolierten Individuums, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Hierbei werden verschiedene Thematiken aufgegriffen, die auch heute von großer Relevanz sind. Insbesondere wird ein näherer Einblick auf die Introversion in Japan vermittelt. Der extreme Rückzug von der Gesellschaft stellt neben der hohen Suizidrate ein weiteres großes Problem der japanischen Gesellschaft dar. Weiterhin werden auch weltweit aktuelle Themen wie Depressionen und Drogenkonsum behandelt.

Zudem ist es interessant zu sehen, dass dieses Buch sehr viele Parallelen zum Leben des Autors aufweist, welches ebenfalls von Depressionen und Suizidversuchen geprägt war.

Die englische Fassung enthält zwar an einigen Stellen ungebräuchliches Vokabular, ist aber grundsätzlich angenehm zu lesen.

Ich kann dieses Buch jedem weiterempfehlen, der an japanischer Nachkriegsliteratur interessiert ist oder allgemein einen Einblick in die japanische Kultur erhalten möchte.

 

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Buchrezension: “GO” von Kazuki Kaneshiro

Buchdetails

GOTitel: GO

Autor: Kazuki Kaneshiro

Ãœbersetzung: Nora Bierich

Erschienen: 2000 (Original), 2016 (Deutsche Fassung)

Seiten: 208

Verlag: Cass Verlag

ISBN: 978-3944751108 

Motivation

Ich wurde während unseres Japanisch-Kurses am LSI in Bochum auf das Buch aufmerksam gemacht. Eine Teilnehmerin hatte gesehen, dass wir uns nach Büchern umgeschaut haben und mir daraufhin dieses Buch vorgeschlagen. Die Kurzbeschreibung auf der Rückseite alleine hatte mich dabei schon sofort überzeugt. Ich konnte mich direkt mit dem Protagonisten identifizieren, der aufgrund seiner ethnischen Herkunft eine Art Identitätskrise durchläuft. Aufgrund der russisch-deutschen Herkunft meiner Eltern, die nach Mauerfall von Russland nach Deutschland ausgewandert sind, und meiner Geburt in Deutschland, fällt es mir manchmal ebenfalls schwer, eine Zugehörigkeit zu empfinden. Ähnlich ergeht es Sugihara in dem Buch, der als in Japan lebender Koreaner (Zainichi Koreaner) darüberhinaus noch mit dem Rassismus der Japaner gegenüber Chinesen und Koreanern zu kämpfen hat.

Der Autor

Kazuki Kaneshiro, geboren am 29. Oktober 1968 in Kawaguchi, Japan ist ein japanisch-koreanischer Schriftsteller und Drehbuchautor. Kaneshiro gehört zu der nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan verbliebenen Minderheit der Zainichi-Koreaner. Später in seinem Leben erwarb er die japanische Staatsbürgerschaft. Sein Vater war Marxist-Leninist. Deshalb besuchte er zuerst Schulen, die mit der Chongryon, der Nordkorea nahestehenden Vereinigung der in Japan lebenden Koreaner, sympathisierten. Nachdem sich sein Vater später der Mindan, der mit Südkorea sympathisierenden Koreanervereinigung in Japan, zuwandte, besuchte er im Tokyoter Stadtteil Shibuya die Hozen-Oberschule.

Kaneshiro schloss sein Jura-Studium an der Keiō-Universität in Tokio ab. Für sein Werk GO erhielt Kaneshiro 2000 den Naoki-Preis, den bedeutendsten Preis Japans im Bereich der populären unterhaltenden Literatur.

Die Charaktere

Sugihara: 18-jähriger ehemaliger Zainichi-Nordkoreaner, der die Staatsbürgerschaft wechselte und Zainichi-Südkoreaner geworden ist, um auf eine japanische Oberschule zu gehen. In seiner Schule ist er als Schläger bekannt und hat bisher jeden Kampf gewonnen. Er hat ein großes Allgemeinwissen, mit dem er sein Umfeld immer wieder beeindrucken kann. Verliebt sich während der Handlung in Sakurai und verbringt daraufhin viel Zeit mit ihr.

Katou: Sugiharas Freund in der Japanischen Oberschule. Er veranstaltet öfters Partys und ist der Sohn eines Yakuzas.

Jong-Il: Sugiharas bester Freund aus der Japanisch-Koreanischen Schule, mit dem sich Sugihara über alles unterhalten kann. Bekannt als das „Genie der Schule“.

Hideyoshi: Sugiharas Vater und Zainichi-Koreaner der ersten Generation. Ehemaliger Profi-Boxer, der seinen Sohn sehr streng erzogen und hart trainiert hat.

Michiko: Sugiharas Mutter und Zainichi-Koreanerin der zweiten Generation.

Sakurai: Lernt Sugihara kennen und geht öfters mit ihm aus.

Die Handlung

Die Erzählung beginnt mit einem Flashback in die Zeit, in der Sugiharas Eltern beschlossen haben, die nordkoreanische Staatsbürgerschaft in die südkoreanische einzutauschen, mit dem langfristigen Ziel, nach der Rente nach Hawaii auszuwandern. In einem Monolog wird dem Leser offenbart, wie Zainichi-Koreaner in Japan diskriminiert werden. Schnell wird klar, dass Sugihara vom Konzept der Staatsangehörigkeit nicht viel hält. Er ist in Japan geboren, in Japan aufgewachsen, trägt einen japanischen Namen, spricht Japanisch wie ein Japaner. Aber er ist eben ein Ausländer. Und die japanische Gesellschaft lässt ihn das spüren, Tag für Tag: Schüler, Lehrer, die Umwelt, die Obrigkeit.

Die eigentliche Handlung setzt in der Gegenwart ein, als Sugihara während der Schulpause einen neuen Herausforder bekommt, der meint, ihn schlagen zu können. Ohne große Mühe ringt Sugihara ihn, auf teils brutale Art und Weise, nieder und verteidigt somit seinen makellosen Rekord von 25-0. Im Anschluss lädt sein Freund Katou ihn zu seiner Geburtstagsparty am selbigen Abend ein, auf die Sugihara nicht wirklich Lust hat. Nach einer hitzigen Diskussion mit seinem Vater am Nachmittag, in dem sie über das Prinzip des Konfuzianismus (unbeugsamer Respekt vor Ahnen und Lehrern) streiten, entschließt er sich, doch auf die Party zu gehen. Dort lernt er Sakurai kennen. Die beiden verlassen die Party sofort, und verbringen die Nacht damit, durch Tokyo zu spazieren. Anschliessend trennen sich die beiden an einer alten Grundschule und verabschieden sich mit einem Kuss.

Sugihara denkt vermehrt an seine Zeit in der Grund- und der Mittelschule zurück und wie oft er auf Grund seiner Nationalität und seines aufbrausenden Charakters in Schwierigkeiten geriet. Jedes mal bekam er dafür von seinem Vater eine Tracht Prügel, mit denen sein Vater ihm einerseits Lektionen erteilte, aber auch trainierte und abhärtete. Im Laufe der Zeit wurden Prügeleien zwischen den beiden quasi ein wichtiger Bestandteil der Vater-Sohn-Beziehung. Darüberhinaus erfährt der Leser mehr über Sugiharas besten Freund Jon-Il, der in erster Linie als genaues Gegenteil erscheint: ein eher schüchterner Junge, der mit schulischen Leistungen glänzt und sich mit seinem Status als Zainichi-Koreaner abfindet. Jedoch ist Jon-Il der einzige, mit dem Sugihara uneingeschränkt über alles reden kann: Philosophie, Anthropologie, Kunst, Musik, Filme und Mädchen.

Sugihara und Sakurai fangen an, sich regelmäßig zu treffen und zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Er wird in ihrem Elternhaus zum Essen eingeladen und hinterlässt bei Ihrer Familie einen sehr guten Eindruck, sehr zur Freude von Sakurai. Die beiden planen zu verreisen, um ihre erste gemeinsame Nacht an einem besonderen Ort zu verbringen und fangen an, mit Nebenjobs ein bisschen Geld zu verdienen. Dementsprechend fängt Sugihara an, auf Katous Partys als Sicherheitskraft zu arbeiten. Eines abends eskaliert die Situation jedoch so sehr, dass er einen Mitschüler vor den Augen aller Gäste auf der Tanzfläche bewusstlos schlägt. Angewiedert von sich selbst, verlässt er die Party und verbringt die regnerische Nacht an der Grundschule, an der sich Sakurai und er und zum ersten Mal küssten.

Ein paar Tage später erhält Sugihara einen Anruf von Jon-Ils Mutter. Es stellt sich heraus, dass durch ein Missverständnis eine Rangelei zwischen Jon-Il und einem anderen Zainichi-Koreaner entstanden ist, bei dem Jon-Il durch einen Messerstich ums Leben kam. Geschockt von der Nachricht, fällt Sugihara in ein tiefes Loch. Nachdem er sich tagelang nicht bei Sakurai gemeldet hat, geht er auf Jon-Ils Trauerfeier. Dort wird er von anderen Zainichi-Koreanern konfrontiert, die ihn für sein abtrünniges, verräterisches Verhalten verurteilen. Nach einem emotionalen Zusammenbruch rafft er sich wiederzusammen, und beschliesst, Sakurai von seiner Herkunft zu erzählen. Die beiden treffen sich spontan am Bahnhof und beschließen, sich ein Luxus-Hotelzimmer zu mieten, um ihre erste gemeinsame Nacht dort zu verbringen. Nach einer langen Phase der Liebkosung offenbart Sugihara im unpassenden Moment, dass er in Wirklichkeit Zainichi-Koreaner ist, woraufhin Sakurai in eine Art Schockzustand verfällt. Es stellt sich heraus, dass ihr Vater sie dazu erzogen hat, Koreaner und Chinesen als minderwertig zu betrachten. Da beide nicht mit der Situation umgehen können, verlässt Sugihara in aufgewühltem Zustand umgehend das Hotel und geht nach Hause. Er verbringt die Nacht damit, sich Bücher von Jon-Il durchzulesen.

Eine Woche später erfährt Sugihara, dass Katou beim Drogenhandel erwischt wurde und somit vorerst ins Gefängnis muss, was beide allerdings mit Humor nehmen. Später am gleichen Abend, erhält er einen Anruf seines Vaters, der sich betrunken hat, weil er eines seiner zwei Pachinko-Geschäfte verloren hatte und außerdem auch sein Bruder in Nordkorea verstorben ist, von dem er über 20 Jahre nichts gehört hat. Als Sugihara ihn abholen will, kommt es zwischen den beiden wieder zu einer hitzigen Diskussion, bei dem sich Sugihara alles von der Seele redet, was ihm in letzter Zeit ergangen ist. Es kommt in einem Park zu einer Prügelei zwischen den beiden, bei dem sich Sugihara seine erste richtige Niederlage einfängt. Nachdem die beiden sich aufgerafft haben, sitzen sie noch eine Weile zusammen und reden. Beim Gespräch mit seinem Vater wird Sugihara klar, dass er tatsächlich unabhängig ist und er kommt zu der Erkenntnis, dass er weder Koreaner, noch Japaner ist. Er sieht sich selbst als entwurzelt und löst sich von allen Konventionen.

An den letzten Tagen vor Weihnachten begegnen ihm alle Personen wieder, mit denen er die letzten Monate zu tun hatte. Dabei gelingt es ihm, mit allen freundschaftlich zu verbleiben und mit vielen auch einen Abschluss zu finden. Am Weihnachtsabend trifft er sich an der Grundschule mit Sakurai, die sich mittlerweile damit abgefunden hat, dass Sugihara ein Zainichi-Koreaner ist und der es egal ist, was ihr Vater davon hält. Die beiden verbringen etwas Zeit miteinander, bevor sie sich auf den Weg machen, einen Ort zu suchen, an dem sie die Nacht miteinander verbringen können.

Fazit

Go ist ein Buch, dass trotz seiner recht bodenständigen Handlung spannend bleibt. Es handelt von der Suche nach der eigenen Identität. Zwar verkündet Sugihara im anfänglichen Dialog, dass es sich hierbei um seine Liebesgeschichte handelt, dennoch wirkt es mehr wie eine Coming-of-age-story, in der die Themen Exklusion, Separation, Fremdenfeindlichkeit, Heimatlosigkeit und Ignoranz einen großen Raum einnehmen. Kaneshiro gelingt es, durch das regelmäßige Aufgreifen dieser Themen und durch das Erzählen einer glaubhaften Liebesgeschichte ein interessantes und stimmiges Setting zu schaffen, in dem man sich schnell zu recht findet.

Vorallem Sugiharas Charakter sticht dabei heraus, der auf den ersten Blick den Eindruck eines brachialen Schlägers macht, in Wirklichkeit aber sehr emotional sein kann, im Sanften sowie im Brutalen. So ist er auf der einen Seite durch das Training seines Vaters ein abgehärter Kämpfer, auf der anderen Seite aber ein Liebhaber von klassicher Musik und Büchern.

Der Schreibstil ist sehr modern gehalten. Kurze, abgehackte Sätze und häufiger Gebrauch von Umgangssprache machen den Fluss von Sugiharas Erzählweise greifbar und lassen das Buch an keiner Stelle langweilig wirken. Wenn man bedenkt, dass das Buch viele autobiographische Züge Kaneshiros enthält, lässt es die Perspektive von Sugihara noch interessanter wirken. Unterm Strich lässt sich das Buch sehr angenehm und schnell lesen.

Ich kann GO von Kazuki Kaneshiro uneingeschränkt weiterempfehlen, da es Probleme aufgreift, von denen so ziemlich alle Gesellschaften heutzutage leider noch betroffen sind. Kaneshiro behandelt die Theme Migration und Integration auf eine sehr allgemeine und dennoch anspruchsvolle Art und Weise, durch die das Buch eine Relevanz erhält, die weit über die Grenzen Japans hinaus geht.

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Buchrezension: “Japan sinkt” von Sakyo Komatsu

Buchdetails

Cover
Titel: Japan sinkt
Autor: Sakyo Komatsu
ISBN: 3-353-00119-0
Verlag: Volk und Welt; 1. Auflage. (1981)
Genre: Roman
Seiten: 261
Preis: 10€ + 3€ Versand

 

 

Motivation

Meine Entscheidung für den Roman Japan sinkt war im Wesentlichen auf zwei Kriterien aufgebaut. So wollte ich einen Roman wählen, der tatsächlich von Japanern gelesen wird. Gerade weil es in Deutschland selten Science-Fiction aus dem asiatischen Raum gibt, ist es umso interessanter Einblicke in die Literaturauswahl des japanischen Volkes zu bekommen. Diese ermöglicht es die Atmosphäre des Landes zu empfinden.
Das zweite Kriterium war die Thematik des Buches. Japan ist regelmäßig Erdbeben ausgesetzt. Mit Hinblick auf das Tohoku-Erdbeben 2011 kann jedoch bei weitem nicht von einem alltäglichen Ereignis gesprochen werden. Vielmehr besteht immer wieder die Gefahr einer Katastrophe. Japan sinkt skizziert sehr beeindruckend und wissenschaftlich genau ein solches Unheil. Darüber hinaus beschreibt der Autor eindrucksvoll Einzelschicksale zu einer landesweiten Ansicht kombiniert, um die Mentalität der Japaner vom Alltag bis zu Extremsituationen darzustellen.

 

Autor

Der japanische Schriftsteller Sakyō Komatsu wurde am 28. Januar 1931 in Osaka als Minoru Komatsu geboren. Komatsu studierte italienische Literatur an der Universität Kyōto und arbeitete nach seiner Promotion im Jahre 1954 in verschiedenen Berufen: Er war Reporter einer Handelszeitung, Bauaufseher, leitender Angestellter in der Fabrik seines Vaters sowie Reporter für das Radio Osaka. Es entstand der Gedanke, dass moderne Literatur und Science-Fiction im Grunde dasselbe seien. So erschien seine erste eigene Science-Fiction-Erzählung Chi ni wa Heiwa o (Friede auf Erden) 1962.  Seitdem folgten mehr als achthundert Kurzgeschichten und Romane. Sein wohl bekanntestes Werk ist der Roman Japan sinkt, welcher verfilmt wurde und für den er 1974 den Seiun-Preis, einen renommierten japanischen Literaturpreis, erhielt. Komatsu starb am 26. Juli 2011 in einem Krankenhaus nahe Ōsaka an einer Lungenentzündung. Er wurde 80 Jahre alt.

 

Inhalt

Ausgehend vom Erscheinungsjahr spielt der Roman „Japan sinkt“ in einer nahen Zukunft Ende der 1970er Jahre. Zu Beginn des Romans versinkt eine kleine japanische Insel im Meer. Da Japan auf vier Interkontinentalplatten liegt, sind die Verschiebungen von Landmassen, Erdbeben sowie vulkanische Aktivitäten keine allzu ungewöhnlichen Aktivitäten. Wenn eine komplette Insel verschwindet, könnte dies jedoch öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Somit wird ein kleines Team von Wissenschaftlern ausgesucht, um dieses Ereignis zu untersuchen. In diesem Team wird unter anderem Toshio Onodera als Tauchpilot des Untersuchungs-U-Boot integriert. Bei den Untersuchungen stellt sich heraus, dass die Insel innerhalb von kurzer Zeit ungewöhnlich schnell gesunken ist.
In den folgenden Tagen finden einige weitere ungewöhnliche Ereignisse statt: So kommt es zu Vulkanausbrüchen, schweren Erdbeben und Überschwemmungen. Nicht zuletzt aufgrund dieser Ereignisse kommt Professor Yusuke Tadokoro zu dem Schluss, dass Japan im Meer versinken wird. Jedoch fehlen ihm für seine Hypothese die nötigen Beweise. Somit wird er zunächst von seinen Kollegen und von der Regierung ausgelacht. Dennoch bleibt Professor Tadokoro bei seiner These und sucht händeringend nach einem Untersuchungs-U-Boot für eine Expedition und trifft schließlich auf Onodera, der bei der Marine für die Meeresbodennutzung arbeitet. Dieser muss ihn jedoch zunächst enttäuschen, da zurzeit kein japanisches U-Boot zur Verfügung steht. Außerdem muss Onodera sich in der Zwischenzeit bei diversen arrangierten Treffen mit Frauen herumschlagen, da sein Chef von ihm verlangt, dass er heiratet und Kinder bekommt. Hierdurch soll er seine „Vertrauenswürdigkeit sowohl in öffentlicher als auch in privater Hinsicht noch erhöhen“ (S. 44).
Schließlich bekommt Professor Tadokoro Unterstützung von Professor Yukinaga, welcher den Kontakt zum äußerst mächtigen alten Mann Herrn Watari herstellt. Dieser scheint „hinter den Kulissen zweier wesentlicher Welten zu arbeiten: der Politik und dem Kapital“ (S.84). Er hat besonders gute Kontakte zum Premierminister, da dieser aus dem gleichen Dorf kommt. Durch den Willen von Herrn Watari startet somit eine geheime Expedition mit Namen „Plan D“. Diese besteht zunächst aus fünf Personen unter der organisatorischen Leitung von Herrn Yukinaga, der wissenschaftlichen Leitung von Professor Tadokoro und der operativen Leitung von Herrn Onodera.
Das Team hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, wie der knappen Zeit, Naturkatastrophen, bürokratische Hemmnisse, dem ständigen Drang die Untersuchungen vor der Öffentlichkeit zu verbergen, um eine Panik zu vermeiden und nicht zuletzt ideologischen Differenzen. Obwohl das Team Beweise für Tadokoros Hypothesen findet, gehen Vorschläge sogar soweit, dass in Bezug auf die bevorstehende Katastrophe vorgeschlagen wird: „Es wäre am besten, gar nichts zu unternehmen“ (S. 167), während Politiker „den Wert menschlichen Lebens predigen, tatsächlich viel intensiver damit beschäftigt waren, Pläne für die Erhaltung der finanziellen und industriellen Macht dieser Nation zu machen“ (S.189).
Schließlich kommt es zur Entscheidung Japan zu evakuieren. Allerdings machen die späte Entscheidung sowohl die Verteilung der Flüchtlinge, als auch die eigentliche Evakuierung äußerst schwierig.

 

Interpretation und Analyse

Das Thema, mit dem sich der Roman beschäftigt, ist die Kritik an der japanischen Gesellschaft – in diesem Fall durch eine unausweichliche Katastrophe zum Untergang verurteilt. Es können hierbei mehrere Querbezüge zu dem dreißig Jahre späteren Tōhoku-Erdbeben 2011 hergestellt werden. Bereits vor der Katastrophe gab es Wissenschaftler, die ein starkes Erdbeben am gleichen Ort vermuteten wie das große Kantō-Erdbeben 1923 [1]. Dennoch wurde ein Atomkraftwerk an eben jenen Ort erbaut. Nach Meinungen von Experten hätte das Unglück verhindert werden können [2]. Der entsprechende Wissenschaftler im Buch mit der Prognose wird durch Herrn Professor Tadokoro verkörpert. Er hat von Anfang an die richtige Vermutung bezüglich der Naturkatastrophe. Jedoch wird er nicht ernst genommen, bis das prognostizierte Ereignis wirklich eintritt. Dies wird unter anderem dadurch begründet, dass er sich nicht an das Idealbild der japanischen Gesellschaft anpassen will: „Er ist ein Genie, vorschnell und eigensinnig. In diesem Land ist er deshalb für die Gelehrten eine Persona non grata.“ (S.66) Ebenso wie im Buch schienen die wirtschaftlichen Interessen über den Menschenleben zu stehen.
Desgleichen wird die Vetternwirtschaft angeprangert. Tadokoro findet erst Gehör nachdem der mächtige Herr Watari sich für ihn einsetzt. Dieser zieht seine Macht aus persönlichen Kontakten. So hört der Premierminister auf ihn, da sie aus dem gleichen Dorfe kommen. Politische Entscheidungen werden durch private Freundschaften beeinflusst: „Ich appelliere an eine Freundschaft, die weit bis hin in unsere gemeinsame Schulzeit zurückreicht […]“ (S. 190). Generell wird angeprangert, dass der persönliche Stand höher gewichtet wird als echte Gründe. So wird Onodera von seinem Chef dazu genötigt, Frau und Familie zu finden, damit er auch beruflich Erfolg haben kann. Liebe und Qualifikation spielen hierbei keine Rolle für seinen Chef.
Als schließlich die Krise eintritt, muss die japanische Gesellschaft dieser Einstellung Tribut zollen. Im Buch dauerte es viel zu lange bis die Situation begriffen wurden. Anschließend vielen die Entscheidungen nur schleppend. Dabei können die im Buch bemerkten Schwächen der japanischen Kultur auch beim gescheiterten Krisenmanagement bei der Naturkatastrophe von Fukushima beobachtet werden. So gab es überforderte Mitarbeiter [3], fehlende Entscheidungskraft [4] und schlechte Informationspolitik [5]. Sowohl im Roman als auch in der Realität wird dabei die Öffentlichkeit als Gefahr angesehen.
Auffällig ist außerdem, dass die Protagonisten einen starken Hang zum Alkohol haben. Bei fast jedem außergeschäftlichen Ereignis wird ein alkoholisches Getränk konsumiert. Die berauschende Wirkung wird zwar positiv dargestellt, jedoch werden die negativen Folgen ebenso skizziert: „Trunken enthemmt und zugleich besorgt, dass er in diesem Zustand etwas Unverantwortliches getan haben könnte, fühlte sich Onodera sehr niedergeschlagen.“ (S. 180) Der Alkoholkonsum könnte im Zusammenhang mit der Überarbeitung stehen, welche im Roman ausführlich beschrieben wird. So wird es als normal erachtet, dass Japaner Tag und Nacht durcharbeiten. Dabei stellt der Autor die negativen Folgen in Form von äußerlicher Alterung und kollabieren am Arbeitsplatz heraus.
Besonders interessant fand ich hierbei die Präzision der Beschreibung der Vorgänge und Verhaltensweisen zeigen Wertschätzung und Bewunderung. Die wissenschaftlichen Vorgänge wurden auf eine Art und Weise beschrieben, dass sie einem Leihen verständlich sind. Die detaillierte Beschreibung gerade im Hinblick auf die Fukushima Katastrophe scheinen die dort vorgestellten Hypothesen und Szenarien nicht weit hergeholt zu sein. Das Scheitern der Japaner an ihren versteiften Strukturen verdeutlichen kritische Sichtweise des Autors. „Japan sinkt“ erscheint somit nicht nur als spannende Geschichte, sondern vielmehr als Spiegel der Gesellschaft.

 

Fazit

Für all diejenigen, die eine einfache Lektüre erwarten oder die durch den Roman einfach nur unterhalten werden wollen, empfehle ich dieses Werk nur bedingt, da der Handlungsstrang oft komplex werden. So werden Episoden eingestreut, in den auf Einzelschicksale eingegangen wird und von denen man nicht weiß, wie sie in den Gesamtkontext passen. Auch die etwas sprunghafte Handlung macht den Leser etwas unsicher. Zudem könnte ein deutscher Leser Probleme beim Behalten der japanischen Namen haben. Die wissenschaftliche Genauigkeit und die unterschwellige Kritik an der japanischen Gesellschaft stehen in diesem Werk im Vordergrund. Für all diejenigen anderen, die einen Roman zum Nachdenken suchen, empfehle ich somit Japan sinkt wärmstens.

 

Literaturverzeichnis

[1] Richard A. Lovett (2011): Japan Earthquake Not the “Big One”? https://news.nationalgeographic.com/news/2011/03/110315-japan-earthquake-tsunami-big-one-science/. Abgerufen am 13.05.2018.
[2] Kiyoshi Kurokawa, Katsuhiko Ishibashi, Kenzo Oshima, Hisako Sakiyama, Masafumi Sakurai, Koichi Tanaka, Mitsuhiko Tanaka, Shuya Nomura, Reiko Hachisuka, Yoshinori Yokoyama (2012): The Fukushima Nuclear Accident Independent Investigation Commission. https://web.archive.org/web/20120710082826/http:/naiic.go.jp:80/wp-content/uploads/2012/07/NAIIC_report_lo_res2.pdf.
[3] The Mainichi Daily News (2011): TEPCO documents reveal chaos at Fukushima nuke plant after quake, tsunami. https://www.webcitation.org/5ynQVHDLI?url=http://mdn.mainichi.jp/mdnnews/news/20110517p2a00m0na010000c.html. Abgerufen am 13.05.2018.
[4] JAIF, NHK (2011): Earthquake Report – JAIF. https://www.webcitation.org/5zX4yJsDE?url=http://www.jaif.or.jp/english/news_images/pdf/ENGNEWS01_1308388162P.pdf. Abgerufen am 13.05.2018.
[5] Kai Biermann (2011): Tepcos Kultur der Desinformation. https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-03/fukushima-krisenkommunikation. Abgerufen am 13.05.2018.
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Buchrezension: Soziale Sicherung in China РBestandsaufnahme und Ausblick von Matthias B̦sch

Allgemeine Informationen

Titel: Soziale Sicherung in China – Bestandsaufnahme und Ausblick

Autor: Matthias Bösch

Erscheinungsjahr: 2012

ISBN: 978-3-8288-2869-8

Seitenanzahl: 79

 

Motivation:

Für meine Buchrezension habe ich das Buch „Soziale Sicherung in China – Bestandsaufnahme und Ausblick“ von Matthias Bösch aus dem Jahr 2012 gewählt, da ich mehr über die sozialen Verhältnisse und die Gesetzeslage in China erfahren wollte. Jeder weiß, dass es in China große Unterschiede zwischen der ländlichen und der städtischen Bevölkerung gibt. Ich wollte mehr über dieses bekannte Phänomen wissen und erfahren, wie es sich entwickelt, seit China sich in vielen Bereichen immer mehr an westlichen Ländern orientiert.

 

Inhalt:

Nachdem in den 1950er Jahren erstmals richtige Gesetze zur sozialen Sicherung eingeführt wurden, hat sich in China einiges verändert. Bestand die soziale Sicherung bis dahin nahezu ausschließlich aus der Unterstützung innerhalb der eignen Familie, wurden in dieser Zeit die ersten Sozialleistungen per Gesetz eingeführt. Das Problem war jedoch, dass nur ein kleiner Personenkreis in den Genuss dieser Leistungen kam. Die Landbevölkerung, sowie Wanderarbeiter wurden ausgeschlossen, dabei machten sie mit Abstand den größten Teil der Bevölkerung aus.

Das kommunistische China in dieser Zeit stagnierte wirtschaftlich. Im Jahr 1977 war die Getreideproduktion pro Kopf auf dem selben Stand wie 20 Jahre zuvor, 1/3 der staatlichen Industriebetriebe, welche die größten Arbeitgeber waren, schrieben rote Zahlen, die Staatskassen waren leer. Daraufhin fand Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre ein politischer Wandel statt. Unter Deng Xiaoping wurde eine Modernisierungspolitik eingeführt, man wandte sich von dem System der Planwirtschaft ab und führte eine soziale Marktwirtschaft ein. Erstmals konnten sich auch ausländische Unternehmen in China niederlassen. Ab dem Jahr 1984 konnten Unternehmen erstmalig selbst über die Verwendung ihrer erzielten Gewinne entscheiden. Betriebliche Sozialleistung wurden eingeführt, welche aber gleichzeitig erhebliche Nachteile für einige Unternehmen mit sich brachten, da die nun zu leistenden Rentenzahlungen eine große finanzielle Herausforderung darstellten. Ebenfalls im Jahr 1984 wurde das Migrationsgesetz gelockert, erstmalig konnten Chinesen vom Land in die Städte kommen, um dort zu Arbeiten. Außerdem wurden die Rechte der Arbeitgeber gestärkt, so konnten nun Arbeiter entlassen werden. Da die Regierung zu dieser Zeit erstmals das Problem der Arbeitslosigkeit anerkannte, konnten von da an Arbeitslosenversicherungen abgeschlossen werden. Seit dem Jahr 1980 bietet die Volksversicherungsgesellschaft wieder Versicherungen an, nachdem sie ihre Arbeit im Jahr 1959 gänzlich eingestellt hatte.

Die 1980 eingeführte Ein-Kind-Politik brachte eine starke Veränderung der Altersstruktur mit sich. Die Kombination aus diesem Gesetz und der steigenden Lebenserwartung durch den medizinischen Fortschritt führte dazu, dass das Land heute laut UNO Richtwert als überaltert gilt.

Ein weiteres Problem, das mit dem Wachstum seit den 1980er Jahren einherging, war die Einkommensentwicklung. Die Stadtbevölkerung profitierte viel mehr als die ländlcihe Bevölkerung, ebenso profitierten Menschen im Osten Chinas mehr als Menschen im Westen.

Das heutige System der sozialen Sicherung hat seine ursprünglichen Wurzeln im Jahr 1995. In diesem Jahr trat das laodong fa in Kraft, welches den grundsätzlichen Rahmen der Sozialpolitik Chinas vorgibt. Ein Problem des Gesetzes ist dabei jedoch die sehr allgemeine Formulierung. Das zu dieser Zeit eingeführte System zur sozialen Sicherung lässt sich in die formelle und informelle Sicherung unterteilen. Die formelle Sicherung sind Versicherungen wie wir sie in Deutschland ebenfalls kennen, allerdings sind Wanderarbeiter davon ausgeschlossen. Die informelle Sicherung besteht aus privater Vorsorge und ich dementsprechend freiwillig. Die in den 1980er Jahren bereits eingeführte Rentenversicherung besteht ebenfalls aus einem freiwilligen und einem gesetzlichen Teil, wobei der freiwillige Teil bis heute kaum genutzt wird. Frauen sind ab 55 Jahren rentenberechtigt, Männer ab 60 Jahren. Da die Renten regional sehr unterschiedlich ausfallen, hat die Bevölkerung nur bedingt Vertrauen in dieses System.

Seit dem Jahr 1999 gibt es einen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanzierten Fond, aus dem die Arbeitslosenversicherungen bezahlt werden. Eine solche Unterstützung ist aber auf maximal 24 Monate beschränkt. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass dieses System den Herausforderungen der Zukunft nicht gewachsen sein wird. Ebenfalls 1999 wurde die „Bestimmung zur Sicherung des Existenzminimums“ erlassen. Das Problem daran ist jedoch, dass diese Sicherung gerade einmal die Kosten für Lebensmittel abdeckt. Kleidung, medizinische Versorgen oder Miete können davon nicht bezahlt werden. Viele Politiker und Experten in China sind der Auffassung, dass Armut nur ein vorübergehendes Problem während dem wirtschaftlichen Wandel ist und sich dementsprechend von alleine lösen wird.

Veränderungen des sozialen Sicherungssystems finden zunehmend statt. Aktuelle Probleme liegen beispielsweise darin, dass selbst in den Städten die Teilbereiche der Sozialversicherung nicht so viele Menschen erreichen, wie sie eigentlich sollten. Außerdem ist die Gesetzgebung (Stand 2012) veraltet, Gesetze aus dem Jahr 1995 bestimmen den Rahmen, in dem Sozialpolitik betrieben wird. Auf dem Land wurde noch weniger für die soziale Sicherung getan, gleichzeitig sinkt aber auch die Unterstützung innerhalb der Familien, da die Auswirkungen der Ein-Kind-Politik natürlich stark spürbar sind. In den letzten Jahren (vor 2012) betrugen die Aufwendungen für die soziale Sicherung auf dem Land mit 40 Milliarden Yuan gerade einmal 0,5% des Bruttoinlandsprodukts.

China ist natürlich noch immer kein Sozialstaat nach westlichen Maßstäben. Zur Bestimmung der Einflussfaktoren auf die zukünftige Sozialpolitik des Landes zieht der Autor das Buch „Fighting Poverty in the US and Europe – A World of Difference“ (Alesina, Glaeser, 2004) heran. Grundsätzlich geht diese Arbeit davon aus, dass der Ausbau des Sozialstaates stark von der ethnischen Homogenität eines Lands abhängt. China ist allerdings sehr heterogen. Obwohl 90% der Bevölkerung Han-Chinesen sind, unterscheiden sich diese stark in Sprache und Religion. Außerdem wird die Bevölkerung durch die Tatsache gespalten, dass Armut hauptsächlich bei ethnischen Minderheiten ein Problem ist.

Abschließend hält Bösch fest, dass sich die Sozialversicherungen in keinem Teilbereich flächendeckend durchgesetzt hat. Teilweise funktionieren die eingeführten Gesetze in der Praxis nicht so, wie erhofft. Ein Fehler der chinesischen Regierung in den 1990er Jahren waren die – relativ betrachtet – viel zu geringen Investitionen in die soziale Sicherung der Landbevölkerung. Da es erst seit ca. 20 Jahren eine Sozialpolitik in China gibt ist es nicht verwunderlich, dass die Durchsetzung der einzelnen Teilbereiche noch lange nicht so effektiv funktioniert, wie in westlichen Ländern. Erfahrung von westlichen Ländern zeigen, dass es wohl noch einige Zeit dauern wird, bis das System der sozialen Sicherung in China flächendeckend und effektiv von der Regierung durchgesetzt wird. Allerdings kann niemand wirklich beurteilen, inwieweit sich das Verhalten der chinesischen Regierung in Zukunft anhand westlicher Erfahrungen vorhersagen lässt.

 

Kritik:

Obwohl das Buch im Jahr 2012 veröffentlich wurde, sind die verwendeten Quellen auf dem Stand der frühen 2000er Jahre. Gerade ein Land wie China verändert sich sehr schnell, sodass es wichtig ist, möglichst aktuelle Zahlen zu verwenden. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es zu diesem Thema in den letzten knapp 15 Jahren keine Publikationen mehr gab, auf die man hätte zurückgreifen können. Daher ist die eingeschränkte Aktualität der Arbeit von Matthias Bösch in meinen Augen ein negativer Kritikpunkt.

Andererseits ist das Buch sehr strukturiert aufgebaut und beeindruckt mit vielen mit Daten untermauerten Argumenten. Außerdem wird nicht nur die politische Entwicklung betrachtet, sondern auch der kulturelle Hintergrund Chinas behandelt, sodass es dem Leser oft etwas leichter fällt, Dinge trotz der westlich geprägten Sichtweise zu verstehen.

 

Fazit:

Spätestens nachdem man dieses Buch gelesen hat weiß man, vor welchen sozialpolitischen Herausforderungen China steht. Die Überalterung der Gesellschaft, das rapide wirtschaftliche Wachstum und die immer größer werdenden Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung, sowie die Annäherung an den Westen bringen Probleme mit sich, die dringend gelöst werden müssen, damit sie sich nicht verschlimmern. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich dieses große und wichtige Land in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickelt und wie die Menschen dort mit diesen Veränderungen umgehen werden.

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Blauäugig in Tokio, Meine verrückten Jahre bei Mitsubishi von Niall Murtagh

Titel:                      Blauäugig in Tokio, Meine verrückten Jahre bei Mitsubishi

Autor:                    Niall MurtaghBild_3

ISBN:                    978-3-430-20002-8

Verlag:                  Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2006

Auflage:                3. Auflage 2007

Seitenanzahl:        290

Preis:                    8,95€

 

Motivation

Die passende Wahl für die Vorstellung einer Literatur fiel mir sehr schwer auf Grund der vorhandenen Bandbreite. Lange überlegte ich, ob ich „Soul of Japan – The visible Essence“ von A, B und C vorstellen soll. Es ist ein Buch, welches die Blüte und Schönheit von Japan auf eine sehr bildhafte Art und Weise darstellt.

Dabei werden Begriffe, wie Harmonie, Vertrauen, Loyalität, Traditionen sowie der Weg in einer japanischen Perspektive betrachtet. Diese wird mit ausgewählten Grafiken sowie kurze Texte unterstrichen. Diese Literatur ist ganz besonders, da sie den Leser auf eine persönliche und sehr spirituelle Art erfasst. Der Leser hat das Gefühl, Teil dieser Traditionen, Harmonie und Loyalität zu sein.

Im Folgenden wird eine Leseprobe zur „Loyalität“ vorgestellt:

„The concept of chuu means respecting and serving a person (often of high rank) from whom one has received a favour. In feudal times, when rank and position were more clearly defined than today, chuu was thus a more important ethical norm than it is now. It can still be seen in the loyality Japanese people have for their companies, and their willingness to sacrifice themselves for the good of the group.“ (Seite 52)

Während des Sprachkurses am LSI in Bochum stöberte ich gerne in der vorhandenen Bibliothek und las einige Bücher über Japan. Als ich das Buch „Blauäugig in Tokio“ von Niall Murtagh entdeckte, packte mich der Lesergeist. Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen und meine Neugier stillen, ob seine und meine Erlebnisse bei Mitsubishi deckungsgleich sind? Habe ich vielleicht andere Dinge erlebt als er und was habe ich nicht erlebt, was er dort erlebt hat? Sein humorvoller Schreibstil weckte oft ein Lächeln in mein Gesicht und verzauberte mich zurück in die Zeit, als ich selber in Tokio lebte und eins für Mitsubishi arbeitete.

Schon das Cover des Buches hatte mich sehr angesprochen, da es nicht die mysthische und beeindruckende Natur Japans, sondern den täglichen Kampf in der Metro darstellt. Die kühle und ehrliche Wahrheit von der täglichen Fahrt zur Arbeit und wieder zurück.

Mir war es besonders wichtig, einen kulturellen Bezug mit der ausgewählten Literatur zu gewährleisten. Daher habe ich mich für das „Blauäugig in Tokio“ von Niall Murtagh entschieden, da es nicht nur kulturelle Aspekte miteinbezieht, sondern auch autobiographisch seine Erlebnisse beschreibt. Ich habe mich von den ersten bis zu den letzten Zeilen des Autors gepackt gefühlt. Es war ein Vergnügen dem Autor Niall Murtagh auf seiner Reise mit einem Blick seiner tiefen und kritischen Gedanken auf dem Weg zur „Ameise“ zu begleiten.

Der Autor

Niall Murtagh ist ein Weltenbummler aus Dublin. Er machte dort im Jahr 1979 seinen Abschluss an der Universität. Da er noch nicht nach seinem Universitätsabschluss beginnen wollte zu arbeiten, da er nicht wusste, was, entschied er sich für eine Weltreise. Die Weltreise ging durch Europa nach Asien und Afrika hinweg und vollzog sich von 1979-1986.

Bild_4

1986 erhielt er die Möglichkeit mit einem Stipendium eine Promotion an der Tokodai Universität in Tokio zu beginnen, welche er annahm und auch abgeschlossen hatte. Nach diesen ersten Jahren in Tokio war das Interesse für diese neue Kultur, die japanische Kultur weiterhin vorhanden und führte durch mehrere Vorstellungsgespräche zu einem Jobangebot bei Mitsubishi. Wo er einst anfing und bis zu einer lebenslangen Arbeitsvertrag als Manager erhielt. Seit 1986 lebt Niall Murtagh in Japan und veröffentlichte mehrere Publikationen über Reisen, Technologie und Corporate Culture in Japanisch und Englisch. Heute arbeitet er als Übersetzer und hält Vorlesungen an der Hosei Universität in Tokio.

Gliederung

„Blauäugig in Tokio“ gliedert sich in 13 Kapitel und einem Epilog.

Jede Kapitelüberschrift besteht aus einem japanischen Sprichwort, welches zuerst in Kanji, dann in der Umschrift (Furigana) sowie der deutschen Übersetzung dargestellt wird. Jedes Sprichwort ist eine Einleitung und Übergang zu seinen persönlichen Erlebnissen.

Im Folgenden möchte ich Euch diese 13 Sprichwörter vorstellen:

  1. 御に入っては御に従え (Go ni itte wa, go ni shitagae)

Wenn du in ein Dorf gehst, richte dich nach seinen Gepflogenheiten

  1. 井の中の蛙大海を知らず (I no naka no kawazu taikai o shirazu)

Der Frosch in seinem Brunnen weiß nichts vom Ozean

  1. 住めば都 (Sumeba miyako )

Wo immer du dich niederlässt, da ist die Hauptstadt

  1. 急がば回れ (Isogaba maware)

Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg

  1. 裏には、裏がある(Ura ni wa, ura ga aru)

Hinter der Fassade steckt eine weitere Fassade

  1. 生描法は大怪我のもと(Nama byoho wa okega no moto)

Eine militärische Taktik, die nicht mit Umsicht geplant ist, führt zu hohen Verlusten

  1. 袖摺り合うも他生の縁 (Sode suriau mo tasho no en)

Auch ein zufälliges Treffen ist vom Schicksal vorherbestimmt

  1. のある鷹は爪を隠す(No aru taka wa tsume o kakusu)

Ein kluger Falke zeigt seine Krallen nicht

  1. 十人十色 (Ju nin to iro)

Zehn Menschen, zehn Farben

  1. 七転び、八起き(Nana korobi, ya oki)

Wenn du siebenmall hinfällst, musst du achtmal aufstehen

  1. 貧乏暇なし(Bimbo hima nashi)

Die Armen haben keine Zeit für Müßiggang

  1. 地震、雷、火事、親父 (Jishin, kaminari, kaji, oyaji)

Erdbeben, Gewitter, Feuer und Vater

  1. 雨降って地固まる (Ame futte ji katamaru)

Wenn der Regen fällt, wird der Boden härter

  1. Epilog

Inhalt

Diese Literatur befasst sich mit einer autobiografischen Darstellung der Beweggründe für den Aufenthalt in Japan sowie eine Darstellung der Erlebnisse und Empfindungen. Vor allem befasst es sich mit der Thematik, was mit einem Weltenbummler passiert, wenn er den Entschluss fasst, sesshaft zu werden und dies in einem Land, welches durch (unausgesprochenen) Regeln besteht. Welche Potenziale und Schwierigkeiten entstehen mit diesem Beschluss. Was passiert mit der individuellen Anpassungsfähigkeit sowie dem Verständnis dieser neuen östlichen Kultur.

Zuerst wird vonBild_2 den Erlebnissen der Weltreise erzählt und von der Herkunft sowie den Beweggründen für die Weltreise des Autors. Diese dazu führt, dass das nächste Reiseziel immer weiter entfernt und voller neuer Herausforderungen steckt. Eine Erfahrung führte zur nächster und eine Möglichkeit führte zu einer Promotionsstelle an der Tokodai Universität in Tokio. Ein erste Besichtigung der Sesshaftigkeit durch ein Vorstellungsgespräch bei großen japanischen Unternehmen bei Sony, Hitachi, Toshiba und Mitsubishi führte zu einer Festeinstellung bei Mitsubishi. Mitsubishi wollte sich1990 internationaler aufstellen und stellte den Autor zu einem japanischen Angestelltenverhältnis ein. Dieser Schritt sollte nun alles verändern

Mit Hilfe eines Stipendiums lernte Niall Murtagh die japanische Sprache kennen, welches vor allem die ersten Schritte bei Mitsubishi unterstützte. Er wurde fließend in der Sprache schon während seiner Zeit im Studium. Dort lernte er einige Freunde kennen, die ihm einen lebenlang begleiten. Auch seien spätere Frau lernte er an der Universität kennen. Durch eine zufällige Begegnung lernte Niall seine späteren Schwiegereltern kennen. Dem Schwiegervater fiel es anfangs schwer, einen Ausländer zu akzeptieren. Erst nach einer Musterung und Beantwortung vieler Fragen, hatte Niall bestanden und durfte seine Tochter, Miyuki heiraten. Erst wollten sie nur eine kleine Hochzeit feiern. Doch später wurde es doch eine größere Feier ganz im Sinne der japanischen Traditionen. Auch die zweitätige “Flitterwochen”, welche von Mitsubishi gesponsert wurden, wurden angetreten.

Besonders spannend ist, wie Niall die jährlichen Gesundheitschecks im Unternehmen vorstellt. Jedes Jahr müssen alle Mitarbeiter einen 10 Seitigen Fragebogen bezüglich der Gesundheit ausfüllen. Dabei werden teilweise auch sehr persönliche Fragen gestellt beispielsweise „Wie nehmen Ihre Mitmenschen Ihren Mundgeruch wahr?“. Niall stand diesen Gesundheitschecks sehr negativ und kritisch gegenüber und fragte seinen Vorgesetzten über die Sinnhaftigkeit dieser nach. Der Grund dieser Gesundheitschecks war, dass es für die Unternehmen ab einer gewissen Größe gesetzlich verpflichtend war, diese durchzuführen. Ein anderer Grund ist, dass es für das Unternehmen günstiger ist, wenn seine Mitarbeiter gesund sind, als wenn sie krank sind. Für Niall war es klar, dass all diese Fragen einen finanziellen Hintergrund hatten und erlies diese Gesundheitschecks teilweise mehrmals im Jahr über sich ergehen.

Es wird immer wieder deutlich, dass sich das Unternehmen, also Mitsubishi sehr um seine Mitarbeiter kümmert. Besonders deutlich wird dies, dass es mehrere Sicherheitsunterweisungen gibt, welche selbstverständlich verpflichtend für alle Mitarbeiter sind. Dabei müssen die Mitarbeiter beispielsweise mögliche Gefahrenquellen im Unternehmen aufzeigen, nicht vor dem Gebäude, sondern nur die, im Gebäude. Sogar Hausaufgaben erhalten die Mitarbeiter. Denn sie müssen eine Skizze von ihrem täglichen Arbeitsweg von zu Hause bis zur Arbeit in einer Karte aufzeichnen und alle möglichen Gefahrenquellen aufzeigen und beschreiben, wie diese Gefahrenquellen umgangen werden können. Nach einigen Jahren fällt Niall auf, dass sein Sohn in der Schule die gleiche Hausaufgabe erhält, wie er bei der Sicherheitsunterweisung. Er lächelt und sieht den Zusammenhang. Schon im Kindesalter wird diese Übung durchgeführt und vollzieht sich Jahr ein und Jahr aus bis zum Rentenalter.

Niall hatte nach einiger Zeit seiner Anstellung die Möglichkeit, seine englische Sprache in einem internationalen Projekt zu nutzen. Dieses Projekt wurde vom Ministerium unterstützt und beinhaltete viele Reisen nach USA, Europa. Auf Konferenzen wurde nach Unterstützung gesucht, vor allem bei den großen Konzernen. Denn große Konzerne sind immer positiv angesehen beim Ministerium. Das Projekt „Genosis“ überstand einige Jahre, bis das Urteil zum Auslaufen des Projektes vom oberen Management verkündet wurde, welche keinen Sinn mehr in ihm sahen.

Dies hatte zur Folge, dass Niall nach kurzer Zeit erhielt Niall die Information, dass er den Standort wechseln sollte. Vielen Mitarbeitern bei Mitsubishi wurde zwei Wochen vor der Versetzung von der Versetzung informiert. Bei ihm wurde eine Ausnahme gemacht und er erhielt einen Monat zuvor Bescheid. Er schreibt auch, dass dies ein ganz natürliches Phänomen ist und jeder der lebenslang eingestellten Mitarbeiter eine Versetzung ohne Wiederrede annimmt bzw. annehmen muss. Egal, wie die persönlichen Umstände aussehen. Seine Frau reiste mit ihm mit. Die Versetzung war von Tokio nach Osaka.

An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass Niall Murtagh es als erster internationale Arbeitskraft es geschafft hat von einem jährlich verlängerbaren Vertrag es geschafft hat, die Karriereleiter Schritt für Schritt hochzusteigen. Von einer normalen Arbeitskraft, zu einer mit mehr Verantwortung und erhielt sogar den Rang eines Managers und schließlich eine lebenslangen Anstellung bei Mitsubishi. Bis heute ist er der erste und letzte Internationale, der diese Möglichkeit erhalten hat.

Bild_1Vor allem zeigt dieses literarische Werk eine authentische Einblicke in die Hierarchie in traditionellen Unternehmen. Es zeigt, wie lange Veränderungsprozesse dauern und in welcher Art und Weise diese bei wem positioniert werden müssen. Dabei zeigt es vor allem, wie schwer es ist, eine Veränderung durchzuführen. Dies wird noch einmal im Epilog besonders deutlich, in dem Niall Murtagh noch einmal darstellt, welche Rückmeldung er nach seiner Kündigung von seiner lebenslangen Einstellung von seinen Kollegen erhalten hat. Sowie, welche Rückmeldung er erhielt, nachdem sein Werk in die japanische Sprache übersetzt wurde und 2005 in Japan erschien. Viele seiner Kollegen bewunderten Niall für seinen Mut, den Schritt der Kündigung zu wagen, und ein neues Leben, eine zweite Chance wahrzunehmen, als Freelancer.

Kritik

An dieser Stelle möchte ich auf das fehlende Inhaltsverzeichnis aufmerksam machen, welches mir fehlte, um eine anfängliche Übersicht des Werkes zu erhalten.

Hingegen gefiel es mir sehr, dass jedes Kapitel mit einem japanischen Sprichwort begann, welches eine Einleitung und einen thematischen Schwerpunkt über die nachfolgenden Worte lieferte. Jedes japanische Sprichwort wurde mit einer deutschen Übersetzung angezeigt, sodass man als Leser beide Seiten einmal lesen konnte:

  1. Die Kanji-Schreibweise
  2. Die Umschrift in Furigana (Hiragana/ Katakana)
  3. Und die deutsche Ãœbersetzung

 

Fazit

„Blauäugig in Tokio“ ist eine sehr amüsante und belebte kurze Autobiographie eines Weltenbummlers, der sich wagt in Tokio, Japan sesshaft zu werden. Es zeigt, welche kritischen Gedanken ihn auf seinen Schritten begleiteten, wie er den Weg vom Kulturschock überwunden hat und das positive in seinen einst kritischen Gedanken gefunden hat.

Die Literatur lebt vom Humor sowie von Erkenntnissen eines Europäers in dem Land der aufgehenden Sonne von Niall Murtagh.

„Blauäugig in Tokio“ ist nicht nur ein pures Leseerlebnis, sondern auch eine Reise durch die Gedankenwelt des Autors. Es zeigt, welche Potenziale ihm in Japan aufgetreten sind, wie schwer er zunächst dachte, diese zu bewältigen sind und wie sich herausstellt, dass die einst gedachte Last der Einzelnen zu einem Ort der Harmonie und Einigkeit geworden sind.                                                                                                                                                            Es zeigt vor allem, wie sich die Gedankengänge im Prozess geändert und mit der Zeit entwickelt haben. Diese Entwicklung wurde finalisiert, indem von dem einst gedachten kurzen Aufenthalt, der kurzen Lebensphase ein neuer Lebensabschnitt  und dauerhaften Wohnsitz wurde.

Ich kann diese Literatur jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt, eine berufliche Tätigkeit in Japan nachzugehen. Denn dieses Werk gibt einen authentischen und ehrlichen Einblick in den Alltag eines Salaryman. Dabei gibt der Autor, Niall Murtagh, seine Wahrnehmung wieder. Es zeigt der Weg, den jeder Japaner durchgeht, wie entschieden wird und vor allem wer entscheidet, welcher der Studenten bei welchem Unternehmen sein Schicksal einer lebenslangen Anstellung erhält. Dabei werden alle Schritte aus einer persönlichen Perspektive dargestellt, von der Auswahl der Universität, zur Auswahl des Arbeitgebers und der dort auszuführenden Position.

Niall MurtBild_5 (002)ag zeigt dabei, welche Hürden es alles zu überwinden gibt und wie er diese gemeistert hat. Vor allem gibt er sehr tiefe Einblicke in das hierarchische und traditionelle Unternehmen Mitsubishi. Einblicke, die einem sonst verschwiegen werden und hier auf eine amüsante Art und Weise dargestellt werden

Daher kann ich jedem, der Japan in der Tiefe kennen lernen möchte, sowohl als Vorbereitung für ein Auslandssemester oder für einen längeren Aufenthalt im Sinne einer Arbeitstätigkeit in Japan sehr empfehlen.

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