Der Masterplan: Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft

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Buchrezension: Der Masterplan: Chinas Weg zur  Hightech-Weltherrschaft (Stefan Dammer)

Autor: Stephan Scheuer
Erscheinungsjahr: 2018
Kapitel/Seiten: 10/212
Verlag: Herder Verlag
ISBN (E-Book): 978-3-451-81470-9
Preis: 16,99€


Motivation
Ich habe mich für das Buch entschieden, weil ich in meinem Alltag immer wieder mitbekommen habe, welche Geräte von chinesischen Firmen vorgestellt werden und dass diese sich von Mal zu Mal übertreffen, insbesondere im Bereich der Consumer-Technologien. Die Geräte kommen mit einer Leistung, die die der Top-Geräte amerikanischer und europäischer Geräte, zumindest in Benchmarks, übertrifft, kosten aber deutlich weniger. Laut kurzen Inhaltsbeschreibungen war mir bewusst, dass viele der namhaften chinesischen Unternehmen wie Huawei, Xiaomi, Alibaba und Co. vorgestellt werden und dass es meine Chance war, mehr über sie und deren Gründer zu erfahren.

Stephan Scheuer
Stephan Scheuer ist Autor und Journalist beim Handelsblatt. Er schreibt über die Telekommunikationsbranche, die IT-Wirtschaft und über chinesische Firmen in Europa. Er war fünf Jahre als Korrespondent in China tätig und hat International Relations und Sinologie in Berlin, London, Marburg und Peking studiert. Weltwirtschaftliche Entwicklungen, insbesondere im Technologiesektor und deren Auswirkungen auf Firmen und die Gesellschaft sind der Kernpunkt seiner journalistischen Arbeit (Scheuer, 2019).

Der Masterplan: Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft
Dieses politische Buch von Stephan Scheuer umfasst 12 Kapitel, inklusive Literaturverzeichnis und Karte. Viele Kapitel beleuchten die Regierung und die drei großen Tech-Konzerne Baidu, Alibaba und Tencent aus unterschiedlichen Perspektiven. Immer wieder kommt Stephan Scheuer auf die Gründer der Firmen zurück, zeigt ihre größten Erfolge und Niederlagen auf, kritisiert und lobt sie. Auch über die chinesische Regierung und ihre Entscheidungen schreibt er offen.

Chinas Masterplan
Xi Jingping entwickelt eine neue Weltordnung. In vielen Bereichen bringt China bereits heute weltweit führende Technologien hervor. Ab 2020 soll eine Billion Euro in den Ausbau des 5GNetzes investiert werden. Für westliche Firmen lautet die Devise, „Das Risiko, in China nicht dabei zu sein, ist größer als das Risiko, dabei zu sein“ (Scheuer, 2018, p. 30). Im Landesinneren will die Regierung die absolute Kontrolle. Heimische Tech-Konzerne sollen ihr dabei helfen (Scheuer, 2018, pp. 16–46).

Handel: Onlineshopping
eWTP (Electronic World Trade Platform) soll nach Jack Mas Plänen zum Schlagwort für die Revolution im weltweiten Handel werden. Bei Alibabas Gründung machte er von Anfang an klar, dass er einen globalen Anspruch hat. Jack Ma lockte keine großen Hersteller auf seine Plattform, sondern versuchte, die Plattform auf die Bedürfnisse von KMUs zuzuschneiden. Alibaba hat es geschafft, sich als entscheidendes Bindeglied zwischen Produzenten und Kunden zu positionieren. Künftig sollen Waren innerhalb von 72 Stunden in der ganzen Welt zugestellt werden. Der Handel über seine Plattform soll dabei weitestgehend von Zöllen befreit werden (Scheuer, 2018, pp. 47–66).

Smartphones und Tencent
Pony Ma schaute sich die Idee für seine Firma von ICQ ab, ging mit Tencent aber sofort dazu über, die Dienstleistungen auf den chinesischen Markt anzupassen. 2011 stellte Tencent WeChat vor, nach 14 Monaten hatte der Messenger über 100 Mio. aktive Nutzer. Heute können diese ihr gesamtes digitales Leben über den Kurznachrichtendienst abwickeln (Scheuer, 2018, pp. 67–84).

Bargeldlos Bezahlen
Bargeldloses Bezahlen ist in China so erfolgreich, weil die Staatsbanken sehr träge sind. Mit Alipay startete Jack Ma sein nachgemachtes PayPal. Tencent zog mit einer brillanten Marketingaktion nach und gewann Abermillionen Nutzer für sich, plötzlich war es angesagt, mit WeChat Geld zu verschicken. Die Konkurrenz zwischen Alibaba und Tencent ist zum wichtigen Innovationstreiber geworden. Der Erfolg des Online-Handels ist Grundlage für die Online-Kreditvergabe, Privatleute und KMUs haben nun ebenfalls eine Chance, Kredite zu bekommen. Nach dem Erfolg in China exportieren beide Firmen ihre Bezahlsysteme auch in die Welt (Scheuer, 2018, pp. 85–108).

China als neue Auto-Nation
Nirgendwo werden mehr E-Autos verkauft als in China. Im Wettrennen um die besten E-Autos spielen chinesische Firmen ganz vorne mit. Der Baidu-Gründer Robin Li baut den Prototypen eines selbstfahrenden Autos. Mit Apollo hätten Entwickler die Möglichkeit, PKWs in selbstfahrende Autos umzuwandeln. Die Volkswirtschaft will einen gläsernen Autofahrer und bringt besonders deutsche Hersteller in eine schwierige Situation (Scheuer, 2018, pp. 109–128).

Innovationen am laufenden Band
Prototypen lassen sich für lokale Firmen innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen anfertigen. Techniker können diese sofort ausprobieren und die verbesserten Versionen in Auftrag geben. Lei Jun, der Gründer von Xiaomi, nutzte dies für sich aus und hatte damit großen Erfolg. Er ließ Scouts ausschwärmen und investierte in Start-Ups, um ihre Ideen in den Xiaomi-Kosmos aufzunehmen. Auch DJI, der Weltmarktführer bei unbemannten Flugdrohnen machte sich die kurzen Fertigungszyklen zunutze. 70% der weltweit verkauften Drohnen sind von DJI (Scheuer, 2018, pp. 129–146).

Die Regierung und Big Data
Alles wird überwacht. Im Pilotprojekt in Shanghai ist das System so schnell, dass es in einer Sekunde Daten von drei Milliarden Menschen auswerten kann: in weniger als einer halben Sekunde wird das Gesicht aller chinesischen Bürger erkannt. Peking will die Bürger dazu erziehen, sich zum Allgemeinwohl, freiwillig dem System unterzuordnen. Gute Bürger werden belohnt, Vertrauensbrechern wird das Leben schwer gemacht. Alibaba, Tencent, Baidu und Co. helfen der Regierung bei diesem Vorhaben (Scheuer, 2018, pp. 147–176).

Die Expansion
Raoul Rossmann verschaffte Alipay ein Sprungbrett in Deutschland, heute wird die digitale Bezahlmethode von über 10.000 Einzelhändlern akzeptiert. „Made in Germany“ ist bei Chinesen sehr beliebt. Marktanteile werden von chinesischen Firmen erkauft. Pony Ma und Jack Ma investieren mehrere Milliarden Euro in westliche Firmen, investieren in heimische Firmen aber deutlich mehr. Auch deutsche DAX-Unternehmen werden ins Visier genommen. Noch hängen chinesische Investoren zurück, bringen aber viel Geld mit, dies könnte sich bald ändern (Scheuer, 2018, pp. 177–188).

Keine Reaktion von Europa
Die Chinesen sind selbstbewusster als je zuvor. Jack Ma lässt verlauten: Wir werden kommen, egal ob es den Regierungen gefällt oder nicht. Die jungen Leute werden den Wandel treiben (Scheuer, 2018, p. 195). US-Amerikanische und chinesische Firmen dominieren die Internetwirtschaft, entscheidende Zukunftstechnologien werden in den USA und China geschaffen. Europa hat keine Vision und keinen langfristigen Plan. Die EU setzt auf Abschottung, was im besten Fall nur etwas Zeit gewinnt. In Europa müssen nach chinesischem Vorbild auch unkonventionelle Methoden möglich sein. Der Netzausbau in Deutschland ist ein Symbol für die Trägheit der EU. In Deutschland wird Digitalisierung weiterhin wie ein Stückwerk behandelt. Europa braucht eine digitale Agenda, die die ganze EU umfasst. Made in Germany kann auch im Internet zum Qualitätssiegel und zu einem Wettbewerbsvorteil werden. Wer in der Wirtschaft der Zukunft eine Rolle spielen will, muss Veränderungen in großen Dimensionen vorantreiben. Die drei chinesischen Tech-Konzerne weiten ihre Angebote auf immer mehr Länder aus (Scheuer, 2018, pp. 189–212). „[…] nur wer jetzt in Vorleistung tritt, kann sich in [der] disruptiven Internetwirtschaft behaupten“ (Scheuer, 2018, p. 212).

Fazit
Eine Klare Weiterempfehlung. Das Buch ist leicht zu lesen, steckt voller interessanter Fakten über die chinesischen Unternehmen und die Männer, die dahinterstehen. Man kommt leicht in einen Lesefluss hat nach dutzenden Seiten immer noch nicht das Gefühl, dass man vom Lesen müde wird oder das Buch weglegen müsste.

Literaturverzeichnis
Scheuer, S., 2019. . Stephan Scheuer. URL https://www.stephanscheuer.de/
Scheuer, S., 2018. Der Masterplan: Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft. Herder, Freiburg.

 

 

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