Buchrezension über das Buch „Gebrauchsanweisung für China“ von Kai Strittmatter.

Buchrezension über das Buch „Gebrauchsanweisung für China“ von Kai Strittmatter.

 

 

 

 

Fakten zum Buch:

  • Titel: Gebrauchsanweisung für China
  • Autor: Kai Strittmatter
  • Verlag: Piper Verlag
  • Erscheinungsjahr: 2008
  • Seiten: 272
  • ISBN: 978-3-492-27574-3
  • Preis: 14,99 €

 

 

 

Motivation:

Warum habe ich dieses Buch überhaupt gelesen? Ganz klar, weil ich es zum einen im Rahmen des ASBE-Programms musste zum anderen aber auch persönlich wollte! Als ich zu Beginn diesen Jahres (2014) die Zusage erhalten habe, ein Semester an der Chinesischen Partneruniversität Tongji zu studieren, ist mir schnell bewusst geworden, dass sich meine Kenntnisse über die Chinesen und ihr Land sich hauptsächlich auf die europäischen/deutschen Klischees beschränkt. Das ist keine gute Basis, um in dem „Land der Mitte“ ein Auslandssemester zu verbringen. Daher musste eine Literatur her, die mit den westlichen Vorstellungen aufräumt und mir einen möglichst guten Einblick in das Land, die Menschen und ihre Kultur gewährt. Hierzu fand ich es sehr sinnvoll Bücher zu wählen, die von Sinologen verfasst wurden, da diese sich im Studium und im Beruf mit China beschäftigen. Schnell ist mir klar geworden, dass dies nicht unbedingt bedeutet, dass alle Sinologen gute (Inhaltlich, sowie Fachlich) Bücher herausbringen. So habe ich vorab einige Bücher gelesen, wie etwa „China für Anfänger“ von Karl-Heinz Pohl, welches nach meiner Wertung (und scheinbar auch nach den anderen Lesern) eine sehr schlechte Einführung für Nicht-China-Kenner ist. Kurz daraufhin bin ich auf das Buch von Kai Strittmatter gestoßen und bin letztendlich sehr zufrieden mit diesem Buch! (Auch wenn man nach lesen des Buches auf keinen Fall von sich behaupten kann, dass man sich mit China auskenne)

 

 

Der Autor

Kai Strittmatter wurde 1965 geboren, hat in München und Xi’an und Taipeh Sinologie studiert. Chinesisch hält er für eine der einfachsten Sprachen der Welt. Acht Jahre lebte Kai Strittmatter als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Peking. Seine Reportagen sind u.a. in den Büchern „Atmen einstellen bitte!“ und „Vorwärts Genosse!“ versammelt. Im Jahre 2005 zog er als SZ-Korrespondent  in die Türkei, nach Istanbul, um von dort aus über die Türkei und Griechenland zu berichten. Seit 2012 ist er wieder Korrespondent in Peking. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Gebrauchsanweisung für Istanbul“

 

Inhalt

Dieses Buch von Kai Strittmatter besteht aus 270 Seiten und 54 Kapiteln. Jedes einzelne Kapitel behandelt ein eigenes Thema, sodass das vorherige Kapitel nicht zwingend gelesen/verstanden werden muss, um ein darauf folgendes zu verstehen. Einzelne Kapitel befassen sich mit Themen wie etwa dem Essen, der Bedeutung der Familie in China, die Bedeutung der Politik etc. Allgemein kann man hier drei Gruppen bzw. Oberthemen erkennen:

1)      Gesellschaft und Tradition

2)      Chinesische Küche (essen, trinken…)

3)      Politik

Hin und wieder gibt es ein kleines Kapitel, welches sich nicht ganz zu den o.g. Kategorien zugezählt werden kann wie etwa nützliche Tipps am Ende der Lektüre.

Die Kapitel haben jeweils eine chinesische Überschrift (in Zeichen sowie auch Pinyin) und eine sinngemäße deutsche Übersetzung. Beginnend mit Shi, der Anfang, folgen Kapitel wie Zhong guo, Das Reich der Mitte. Oder: Sich selbst genug sein, Gang bei, Prost! Oder: Ex!, Ren, Erdulden, aushalten, bis hin zu Zhong, Ende. Die Aneinanderreihung der Kapitel wie sie in dem Buch vorgenommen worden sind finde ich sehr praktisch. Auf eine kurze Erzählung, Beschreibung oder eine Geschichte folgt in vielen Fällen eine etwas längerer und ausführlichere, die über mehrere Seiten verläuft. Somit werden dem Leser immer wieder kleine Häppchen vorgelegt, die einfach zu lesen sind und motivieren, weiterzulesen. Eines jedoch haben die Abschnitte gemeinsam und zwar die Beseitigung der Vorurteile, die wir gegenüber den Chinesen haben und näherbringen ihrer Kultur, Geschichte und Denkstrukturen.

Bereits nach den ersten Kapiteln ist klar, dass der Autor seine „Storys“  auf eine sehr angenehme, verständliche und unterhaltsame Art und Weise rüberbringen möchte. Dies gelingt ihm so ziemlich in jedem Abschnitt. In vielen Fällen erkennt man, dass der Autor selbst einen gefallen daran hatte, das Buch zu verfassen und es ihm spaß gemacht haben muss (entgegengesetzt des Buches welches ich anfangs erwähnte). Immer wieder tauchen überraschend lustige Begegnungen zwischen ihm und den Chinesen, die z.B. zu Verwirrung beider Seiten führen und dem Leser witzig verkauft werden. Somit erklärt sich auch der nächste Punkt quasi von selbst und zwar dass die erzählten Geschichten wohl kaum ausgedacht sein können, da sie mit einer gewissen Eigendynamik und einem Humor rübergebracht werden, bei dem es sich um selbsterlebte Ereignisse und Bekanntschaften handeln muss (welches bei einer Wohndauer über mehrere Jahre in China auch durchaus vorstellbar ist).

 

Fazit

Alles in allem finde ich dieses Buch sehr gut und bewerte es an dieser Stelle positiv!

Besonders gut ist meiner Meinung nach die Einteilung der Kapitel. Im Inhaltsverzeichnis kann der Leser sich die für ihn wichtigen und interessanten Themen heraussuchen und lesen, ohne die vorgelagerten Kapitel gelesen zu haben. Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich das ganze Buch durchzuarbeiten, da man immer wieder auf Stellen trifft, die für uns deutsche interessant und wichtig sein könnten, wenn wir uns in China aufhalten.

Ferner gestaltet sich das Buch dadurch interessant, dass der Autor das Buch geschrieben hat, als er noch relativ jung war und daher eine Sprachewahl gewählt hat, die sich gut lesen lässt.

Kurz zu dem Titel: Jeder kennt eine Gebrauchsanweisung für ein z.B. technisches Gerät. Der Benutzer ließ sich diese durch und ist mit der Bedienung und Handhabung vertraut. Anders ist es hier. Der Leser sollte nicht davon ausgehen, dass er nach durcharbeiten des Buches mit den chinesischen Normen, der Kultur etc. vertraut ist. Dies ist bei einem Land wie China (und auch wahrscheinlich bei jeder anderen Nation auch) mit einem Buch nicht so einfach getan. Jedoch erlangt man nach dem Lesen einen groben Umriss und bekommt einige Tipps an die Hand, die einem im Alltag mit den Chinesen hilfreich sein können.

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3 Responses to Buchrezension über das Buch „Gebrauchsanweisung für China“ von Kai Strittmatter.

  1. warneckec says:

    Hallo Emre,

    ich kann mich meinen beiden Vorrednerinnen nur anschließen und mich für eine Rezension bedanken!
    Zunächst einmal finde ich es wichtig, dass du in deiner Rezension explizit darauf hinweist das ein erfolgreiches Lesen der Lektüre keinesfalls eine allumfassende “China-Gebrauchsanweisung” liefert.

    Dein Ansatz, einen Autor zu wählen der sich bereits aktiv mit dem Land auseinandergesetzt hat (sei es durch ein Studium oder / und durch einen längeren Aufenthalt in China) gefällt mir sehr gut. So werden die Geschichten authentischer und glaubhafter.
    Besonders die von dir thematisierte Kapitelstruktur, bei der man sich nach Lust und Laune ein passendes Thema (Essen, Gesellschaft / Tradition) herauspicken kann, gefällt mir gut. So bekommt der Leser gemäß seiner Interessen einen Einblick in die chinesische Kultur.
    Ähnlich wie Lisa hätte ich mir zum besseren Vorstellen ein solch humorvolles und lebendig beschriebenes Vorurteil oder Erlebnis als Beispiel in deiner Rezension gewünscht. Dies würde dem Leser eben dieser ein genaueres Auseinandersetzen mit den Inhalten des Buches ermöglichen.
    Darüber hinaus würde mich interessieren, inwiefern sich diese “Gebrauchsanweisung für China” positiv von dem ebenfalls von dir gelesenen Buch von Karl Heinz Pohl unterscheidet. Sind es die dargestellten Erlebnisse und die Inhalte oder gar die Schreibweise?

    Das Buch wird euch sicher helfen, Situationen und Erlebnisse in China im Rahmen eures Auslandssemesters angemessen zu beurteilen und zu handhaben. Ich bin gespannt, inwiefern ihr ähnliche oder gar gänzlich unterschiedliche Erfahrungen machen werdet.

    Viel Spaß beim “eintauchen” in die chinesische Kultur !

  2. weidenkellerm says:

    Hallo Emre,

    ich würde mich deinem Fazit vollkommen anschließen, dass der Leser dieser Lektüre nicht davon ausgehen sollte, dass er eine jederzeit funktionierende Gebrauchsanweisung für das Land zur Hand hat. Solch eine Anweisung ist für ein Land wie China ist unmöglich zu verfassen. Jedoch erscheint mir das Buch Strittmatters eher wie eine Aufklärung über das „Reich der Mitte“ durch eine Ansammlung von Anekdoten, die dem Autor persönlich passiert sind. Dies macht das Lesen sicherlich amüsant und unterhaltsam.

    Auch aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass es kaum möglich erscheint eine Anweisung über China zu schreiben. Während eines 1-monatigen Aufenthalts in China durfte ich selbst erfahren, wie gegensätzlich das Land ist und auf welcher wirtschaftlichen Überholspur es sich befindet. Jedoch ist eine Aufklärung bestimmt hilfreich um gewissen Fettnäpfchen aus dem Weg gehen zu können, bzw. Situationen besser einschätzen zu können.

    Mich würde nun interessieren, inwiefern sich meine Erlebnisse in China mit denen von Strittmatter ähneln. Ich bin auf jeden Fall neugierig auf das Buch geworden.

  3. scheibnerl says:

    Danke für deine Rezension.
    Ein Aufräumen mit Vorurteilen finde ich als Thema sehr interessant, da man ja immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert wird. Manchmal muss man schon lachen, was andere Länder von fremden Kulturen denken.

    Ich denke, dass das Buch einen guten Einblick in die chinesische Kultur geben kann. Gut finde ich dabei die beschriebene Kapitelstruktur, da der Leser sich somit die Themen raussuchen kann, welche ihn besonders interessieren. Das Buch ist mit Sicherheit eine gute Vorbereitung auf ein Auslandssemester in China!

    Interessant würde ich noch finden, um welche Vorurteile es sich genau handelt. Ein paar Beispiele in deiner Rezension hätte ich hier noch sehr spannend gefunden. Aber wahrscheinlich beabsichtigst du nur, uns neugierig zu machen, sodass wir das Buch selbst lesen (Was auch funktioniert hat ;)).

    Ich hätte ein paar Beispiele spannend gefunden, da Vorurteile doch oft etwas Wahres an sich haben (auch wenn man sie differenziert betrachten muss, denn nicht jeder Mensch ist gleich). Wenn ich an Vorurteile mit der deutschen Kultur denke, dann fallen mir bspw. ein: “Deutsche reservieren mit ihren Handtüchern immer Poolliegen, essen immer Sauerkraut, sind immer pünktlich, usw.” (Zumindest wurde ich immer schon öfters in Urlauben gefragt, ob dies stimmt). Wahrscheinlich hat jeder von uns Freunde und Bekannte, welche diese Klischees erfüllen. Aber genauso kennt jeder Personen, auf welche diese Klischees überhaupt nicht zutreffen. Was ich damit sagen möchte – spannend ist es definitiv herauszufinden, woher diese Vorurteile kommen und wieviel Wahrheit wirklich in ihnen steckt. Vielleicht kannst du uns ja nach deinem Auslandsaufenthalt davon berichten und sagen, welche Themen des Buches nun wirklich Vorurteile sind und welche nicht.

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