Bushido – Der Ehrenkodex der Samurai

Details zum Buch:

Titel: Bushido – Der Ehrenkodex der SamuraiBuch_Bushido

Im Original: Bushido – The Soul of Japan

Autor: Inazo Nitobe

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten

Verlag: Anaconda (31. Januar 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 386647024X

 

Ãœber den Autor:

Inazo Nitobe ist japanischer Autor der Anfang des 20sten Jahrhunderts lebte. Er Inazo_Nitobeentstammt einer japanischen Samurai Familie wodurch er schon in frühster Kindheit mit den Traditionen der Samurai vertraut gemacht wurde. Er studierte Landwirtschaft ab 1877 an der Landwirtschaftsschule Sapporo und wechselte später an die Universität Tokio. Von dort wechselte er wiederum an die John-Hopkins Universität in USA, wo er erstmals seinen Erfahrungshorizont gen Westen öffnete und die westliche Welt erlebte. In dieser Zeit entschied er sich zum Quäkertum zu konvertieren, und lernte in den USA seine spätere Frau kennen. Nach einem weiteren Auslandsaufenthalt in Deutschland wurde er zuerst Professor an der Landwirtschaftsschule Sapporo gefolgt von verschiedenen Stellen. Unter anderem war er Vizegeneralsekretär des Völkerbundes und gründete die Frauenhochschule Tokio.

Schließlich erkrankte er im Alter von 37 Jahren schwer und zog sich nach Kalifornien zurück, wo er das Buch Bushido – The Soul of Japan schrieb. Sein Leben war geprägt von einem ständigen Konflikt zwischen den Lehren der Samurai und die der christlichen Welt. Dies spiegelt sich auch in seinem Buch wider, in dem er versucht, Parallelen zwischen den Idealen anderer Religionen mit denen der Samurai zu vergleichen.

Motivation:

Ich habe dieses Buch gewählt, um ein besseres Verständnis für die Ursprünge der japanischen Kultur zu erlangen. Da die Samurai das Rückgrat des alten Japans bildeten, erschien mir ihr Lebensweg am geeignetsten, um ein solches Verständnis hervorzurufen und zu verstärken. In dem Buch werden unter anderem die sieben Prinzipien vorgestellt, nach denen ein Samurai handeln und leben sollte. Elemente dieser Prinzipien finden sich auch in der modernen japanischen Gesellschaft wieder und bilden die Grundlagen für die ethischen Wertevorstellungen der Japaner. Da der Autor selber viele Jahre in der westlichen Welt lebte und sogar zum Christentum konvertierte, reflektiert das Buch einen Konflikt zwischen der westlichen Welt und der japanischen.

Ich denke, dass ich, ein Austauschstudent, nicht mit ähnlichen Konflikten zu kämpfen haben werde, jedoch erhoffe ich mir ein besseres Verstehen der japanischen Kultur, wenn ich diesen inneren Konflikt erkenne. Bereits in der Zeit der Industrialisierung in Japan entstand ein solcher Konflikt in der Gesellschaft und hat zu einer Vermischung von westlichem und östlichem Kulturgut geführt. Dieser Prozess ist sogar heute noch überall in Japan zu erkennen.

Inhalt:

Nitobe Inazoe beschäftigt sich in seinem Buch mit dem sogenannten Bushido. Wörtlich übersetzt steht Bu-shi-do für „Wege soldatischer Ritter“. Hierbei bezieht sich diese 3b201d0ab8Lebensweise besonders auf die der soldatischen Oberklasse, welche im mittelalterlichen Japan für Recht und Ordnung zuständig waren. Der Ursprung und die Quelle dieser Ritterlichkeit, sowie ihr Lehren und dessen Einfluss auf die breite Bevölkerung werden in diesem Buch beschrieben.

In der Geschichte war der Bushido eine Sammlung von wenigen Leitsätzen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Daher hat sich der Kodex über die Generation verändert und ist somit konstant gewachsen. Vermutlich ist der Bushido in der feudalen Gesellschaft des mittelalterlichen Japans entstanden, eine genaue Festlegung des Ursprunges ist jedoch nicht möglich. Jene, die diesem Kodex folgten, wurden Samurai genannt.

Der Bushido hat verschiedene Quellen in der japanischen Gesellschaft. Aus dem Buddhismus hat der Kodex das ruhige Vertrauen ins Schicksal entnommen. Der Schintoismus hingegen liefert die Grundlagen für die Loyalität gegenüber seiner Herrscher, sowie den Respekt gegenüber seiner Ahnen und anderen Menschen. Die ethnischen Grundsätze entstammen aus den Lehren des Konfuzius. Beim Erlernen des Bushido ist es wichtig zu beachten, dass Wissen nicht das Ziel ist. Vielmehr sollte man Weisheit erlangen und das Erlernte zu seinem Eigen machen. Der Bushido sagt hier, “dass ein Mensch, der beim einfachen Wissen stehen bleibt, nicht viel mehr wert ist als eine Maschine”.

Die ersten und wichtigsten Vorschriften des Bushido sind Redlichkeit und Gerechtigkeit. Es scheint nichts Schlimmeres als hinterhältige Geschäfte und betrügerische Unternehmungen zu geben. Hiermit will man ausdrücken, dass ein Samurai sein ganzes Leben rechtschaffend handeln muss.

Mut im Namen der Gerechtigkeit ist eine weitere Tugend, die im Bushido als essenziell Mut_new_pt_8beschrieben wird. Besonders in den jungen Jahren wurde auf Tugenden wie Mut, Furchtlosigkeit, Stärke und Tapferkeit Wert gelegt. Der Bushido beschreibt Tapferkeit und Mut in verschiedenen Facetten. Zum einen ist es geprägt durch Gelassenheit und Ruhe in lebensbedrohlichen Situationen, damit der Samurai auf dem Schlachtfeld stets einen kühlen Kopf bewahrte. Auf der anderen Seite ist Mut auch durch eine Form der Ironie geprägt. Dinge die einem gewöhnlichen Menschen ernst sind, sollen von Samurai mit Witz aufgenommen werden.

Milde ist eine weitere Tugend, die als wichtig erachtet wird. Da die Samurai besonders in der Bevölkerung Anerkennung und Respekt brauchten, mussten sie sich auch durch Milde auszeichnen. Hierbei geht man im Bushido sogar so weit, dass man sagt das Mildheit mit Menschlichkeit gleichgesetzt wird. Daher wurde als rühmlich angesehen, wenn ein Samurai Milde gegenüber Unterdrückten oder Besiegten zeigte. Aus dieser Milde ist in der japanischen Gesellschaft das Mitgefühl für Umwelt und Mitmenschen gewachsen.

Höflichkeit und respektvoller Umgang sind weitere Werte, die einen Samurai prägen. Die Höflichkeit soll ein Ausdruck von Achtung gegenüber den Gefühlen von anderen sein. Des Weiteren stellt sie einen Respekt vor der bestehenden Ordnung der Dinge dar. In Japan ist dies durch eine gesellschaftliche Etikette, die bis ins kleinste Detail verfeinert ist, zu sehen. Das Teetrinken wird hier als Beispiel genannt, da es mehr als nur eine Zeremonie für die Japaner ist. Es ist Kunst in ihren Augen.

Da es für Feige gehalten wurde zu lügen, ist Aufrichtigkeit eine weitere wichtige Tugend. Weil ein Samurai einen höheren Stand in der Gesellschaft hatte als ein Bauer oder ein Kaufmann, wurde sein Wort auch mit höherem Wahrheitsgehalt in Verbindung gesetzt. Daher wurden Samurais als Entscheidungsträger in Gerichtsprozessen herangezogen.

Für einen Samurai war die Ehre ein entscheidendes Merkmal seiner Selbst und so wurde sie auch im Bushido dargestellt. Ehre ist ein ausgeprägtes Bewusstsein für die persönliche Würde und den Wert der eigenen Person. Im Bushido selbst wird jedoch nicht von Ehre geredet sondern von einem „guten Namen“, welcher übertragen als Ehre zu deuten ist.

Im Vergleich zu ähnlichen Moralsystemen oder Kodexen hat die Verpflichtung zur Loyalität im Bushido einen besonderen Stellenwert. Es wird eine vollständige Unterwerfung unter die Macht einer höheren Stimme erwartet. Für die Familie hieß das zum Beispiel, dass alle ein gemeinsames Ziel verfolgten. Jedoch stand Loyalität zum Kaiser an höchster Stelle und Samurai waren bereit, ihre Kinder für ihre Regenten aufzugeben. Jedoch durfte die Loyalität das Einhalten anderer Tugenden nicht gefährden, damit der Name „rein“ blieb. Menschen die ihren Herrschern blind folgten wurden in der Gesellschaft verachtet. Es galt als ein Gebot der Loyalität, dass ein Untertan der die Ansichten seines Herrschers nicht teilte, nach allen verfügbaren Mittel greifen musste, um ihn von seinem Fehler zu überzeugen. Dies konnte sogar das Vergießen des eigenen Blutes einschließen.

In der Erziehung und Ausbildung eines Samurai wurde viel Wert auf die Entwicklung des Charakters gelegt. Die drei Fundamente, die das System des Bushido trugen, waren die Weisheit, Milde und Mut. Er war ein Mann der Tat und Wissenschaft gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Die geistige Ausbildung war geprägt durch Philosophie und Literatur. Einen Großteil seiner Ausbildung verbrachte ein Samurai mit dem Erlernen der Kriegskunst. Von den Samurai wurde ein Leben ohne Luxus erwartet, das durch Einfachheit geprägt war.

Während der langen Ausbildung der Samurai wurde ihnen besonders die Selbstbeherrschung beigebracht. Das bedeutet, dass sie zum Beispiel Schmerz ohne Klage ertragen konnten, weil es als unmännlich galt, seine Gefühle durch sein Gesicht zu verraten. Ein Vater durfte auch seinen Sohn niemals umarmen, da es seine eigene Würde verletzten würde. Den Gipfel dieser Selbstbeherrschung stellte das Ritual der Selbsttötung dar.

Die Selbsttötung, auch seppuku genannt, ist ein Ritual das die Selbstopferung durch seppukuAufschlitzen des Bauches beinhaltet. Diese Form des Todes wird mit edelstem Verhalten und Leidenschaft assoziiert. Der Unterleib wird dabei aufgeschnitten, da sich dort nach altem Glauben die Seele und Gefühle befinden. Im Bushido wurde der Tod zu einer Frage der Ehre gemacht und es galt als Schlüssel zur Lösung vieler Konflikte. Seppuku ist nicht bloß ein suizidaler Akt, sondern ein legales und zeremonielles Ritual, mit dessen Hilfe Krieger ihre Verbrechen sühnen konnten. Es wurde höchste Gelassenheit und Fassung benötigt, um die Schnittabfolge durchzuführen. Anschließend wurde der Kopf durch einen Schwerthieb vom Körper getrennt und die Seele des Samurai war frei. Das Schwesternritual des Seppuku war die Wiedergutmachung. Es ist ein Art moralisches Billigkeitsgericht, vor das man Fälle tragen konnte, die nach gewöhnlichem Recht nicht zu entscheiden waren. Dennoch war Rache nur gerechtfertigt, wenn sie im Interesse höher gestellter Personen und Protektoren ausgeführt wurden. Beide Rituale, Seppuku und die Wiedergutmachung, verloren ihre Rechtsgültigkeit mit dem Aufkommen des öffentlichen Strafrechts in Japan, jedoch hört man immer wieder von Fällen in denen einzelne Personen Seppuku begehen.

Im Leben wie im Tod eines Samurais spielt das Schwert eine entschiedene Rolle. Das Schwert wird im Bushido zum Emblem seiner Macht und Entschlossenheit erhoben. Bereits im Alter von 5 Jahren wird dem Kind die Samurai-Tracht angelegt und man bekommt sein erstes echtes Schwert bereits mit 15 Jahren. Der Samurai trug immer ein kürzeres und ein längeres Schwert. Sie sind ihre ständigen Begleiter und ihnen werden sogar Spitznamen gegeben. Die Verwendung des Schwertes ist im Bushido klar geregelt und ein Missbrauch wird verabscheut. Ein Samurai soll die raren Momente erkennen, in denen der Gebrauch der Waffe notwendig ist und sie auch nur in diesen Situationen benutzen.

Bushido hatte Einfluss auf die Nation als Ganzes und hat mit der Zeit Anhänger in der Gesellschaft gefunden. Die Samurai stellten das Rückgrat Japans dar und sie führten durch ihr Beispiel. Geschichten ihrer Heldentaten waren in allen Gesellschaftsschichten zu hören und sie wurden vielerorts verehrt und geachtet. Diese Geschichten ließen einen moralischen Standard in der gesamten Bevölkerung entstehen, der die Nation als solche verändert hat.

Fazit:

Das Buch Bushido – Der Ehrekodex der Samurai hat mir ein tieferes Verständnis für den Ursprung der japanischen Kultur geliefert. Es hat mir besonders veranschaulicht, wie stark das Leben der Samurai von Entbehrung und Aufopferung geprägt war. Dies hat viele von ihnen zu herausragenden Persönlichkeiten gemacht und sie lebten als Vorbild für viele. Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Mut, Selbstbeherrschung, Bewahrung seelischer Ausgeglichenheit, Güte, Milde, Höflichkeit, Wahrhaftigkeit, Ehre und Treue sind alle Wesenszüge, die erstrebenswert erscheinen und die heute leider viel zu oft in Vergessenheit geraten. Das Buch liefert hier einen wichtigen Eindruck darüber, wie diese Wesenszüge verstanden und erlernt wurden. Es fehlte mir jedoch etwas die kritische Umgangsweise mit diesen Eigenschaften, da einige von ihnen auch als Vorwand für unrechte Taten genutzt werden können. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und es hat mir im Hinblick auf meinen Auslandsaufenthalt in Japan definitiv weitergeholfen.

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