China mittendrin – Geschichte, Kultur, Alltag

Buchdetails

Titel: China mittendrin – Geschichte, Kultur, Alltag

Autor: Marcus Hernig

Erscheinungsdatum: 30. April 2008

Seitenzahl: 208

Gerne: Kulturspezifischer Ratgeber / Länderreihe

Verlag: Ch. Links Verlag

Sprache: Deutsch

ISBN: 978-3861534723

Preis: 16,90 €

Motivation

Mein Auslandssemester im Rahmen des ASBE Programms soll etwas Besonderes werden, etwas Neues, etwa Herausforderndes und Aufregendes. Aber warum genau soll China, mein Wahlland, genau das alles bieten? Was unterscheidet die chinesische Kultur von der deutschen?

Mein bisheriges Wissen über China war doch sehr begrenzt und von Vorurteilen und oberflächlichen Anekdoten durchzogen. Um den Dingen genauer auf den Grund zu gehen, suchte ich nach einem Buch, welches mir die chinesische Kultur und den Alltag, insbesondere auch den der Metropole Shanghai, näher bringen sollte. Ein wenig Hintergrundwissen über das Land, in dem ich bald ganze fünf Monate leben werde, kann bestimmt nicht schaden, zumal ich noch nicht einmal ansatzweise die Landessprache beherrsche.

Auf der Suche nach einem entsprechenden Buch fokussierte ich mich auf europäische Schriftsteller, da diesen der Unterschied der zwei Kulturen besser auffällt als Einheimischen, für die die asiatische Kultur selbstverständlich ist. Das Buch „China mittendrin – Geschichte, Kultur, Alltag“ von Marcus Hernig schien für mich die perfekte Wahl zu sein, um meinen Anforderungen gerecht zu werden. Breit gefächert gibt dieses Buch Aufschluss über die wichtigsten Themen Chinas und bietet somit eine gute Voraussetzung, um die chinesischen Denk- und Verhaltensweisen besser nachvollziehen zu können.

Autor

Marcus Hernig ist 1968 in Dortmund geboren und studierte die Fächer Sinologie, Germanistik und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Im Rahmen seines Studiums verbrachte er ein Semester in Nanjing, China und lernte dort das Land lieben. 1998 zog er nach Shanghai und heiratete dort auch seine chinesische Frau.

Er pflegte eine enge Zusammenarbeit mit dem DAAD  und zu seinen Tätigkeiten gehörten u. A. Lektor an der Tongji Universität, Trainer in Wirtschaftsunternehmen in den Bereichen Kultur & Kommunikation, Leiter der Bildungskooperation am Goethe-Institut in Shanghai, Berater und Seminarleiter für Unternehmen oder Autor. Neben China lernte Hernig auch Japan kennen, wo er eigene Projekte fortsetzte und den Zusammenhang zwischen Japan und China genauer erforschte. Heute lebt er sowohl in Tokio als auch in Shanghai.

Hernig achtet bei all seinen Tätigkeiten darauf etwas Aussagestarkes und stilistisch Innovatives statt Oberflächliches hervorzubringen. Er verfasste bereits drei landesspezifische Bücher über China, in denen er seine Erfahrungen niederschrieb. Seine Leidenschaft nimmt er daher, dass „Schreiben […] das Nachdenken über das Erlebte [ist]“.

Durch seine langjährige Chinaerfahrung konnte er selbst den Wandel Chinas miterleben und davon ausführlich berichten.

Inhalt

In seinem Buch beschreibt Marcus Hernig in acht – die Glückszahl der Chinesen – für sich allein stehenden Kapiteln unterschiedlichste Kuriositäten, Erlebnisse und Erfahrungen aus der Sicht eines laowai (Ausländern), obwohl er selbst mitten unter Chinesen und nicht in abgegrenzten Ausländervierteln wohnt. Die gegebenen Informationen basieren sowohl auf persönliche Erfahrungen aus Hernigs Leben als auch auf Daten und Fakten des Landes.

Im ersten Kapitel thematisiert Hernig die laowai und wie diese von den Chinesen wahrgenommen werden. Der Unterschied zwischen Ost und West ist gewaltig. Das wissen auch die Chinesen. Deutsche bezahlen beispielsweise eine Miete, die viermal dem üblichen Gehalt eines Chinesen entspricht und sie breiten sich immer weiter in den Metropolen des Landes aus. Etwa 50% der Firmen in Shanghai werden mittlerweile von Deutschen geführt – Tendenz steigend. Trotz allmählicher Übernahme der Westler werden Deutsche für ihre Qualität, die Autos und das toll gebraute Bier gelobt. Neid kannten die Chinesen lange Zeit nicht. Erst im 21. Jahrhundert eiferten diese den wohlhabenden Europäern nach. Reichtum und westliches Aussehen (blaue Augen, blonde Haare) entwickeln sich zu den Idealen, denen der Chinese nachzueifern versucht.

Im zweiten Kapitel konzentriert sich Hernig ganz auf die Inländer. Er erklärt viele Einzelheiten der unterschiedlichen Regionen innerhalb Chinas. Sowohl die 1-Kind-Politik und deren Folgen als auch die Schneide zwischen Jung und Alt in der immer moderner werdenden Kultur kommen zur Sprache. Er gibt dem täglichen Handeln einen Rahmen, indem das konfuzianistische System der fünf Beziehungen (guanxi) stets Beachtung finden soll, um als edler Mensch angesehen zu werden und Hernig stellt dar, dass sich Chinesen eher in ihren kreativen und regionsabhängigen Vornamen als Nachnamen, von denen es nur einige Hunderte gibt, unterscheiden.

Selbst das vermeintlich trockene Kapitel Geschichte und Politik ist sehr informativ und auf den Punkt dargestellt. Unnötige Ausschweifungen finden hier keinen Platz, stattdessen wird von den wichtigsten Ereignissen, wie z.B. der Song-Dynastie (960-1279) oder der Gründung der Volksrepublik China (1949), anschaulich berichtet. Insbesondere die stetigen Vergleiche zu der Entwicklung Europas lockern dieses Kapitel auf.

Im Gegensatz zu Deutschland sind Noten und das damit verbundene Punktezählen die einzige Aufgabe, die ein chinesischer Schüler/Student stets erfolgreich bewältigen muss. In dem Kapitel Form und Wettbewerb wird einprägend davon berichtet, wie hart es doch für Chinesen ist erfolgreich zu werden. Schüler haben teilweise 60-Stunden Wochen und auf die kindlichen Bedürfnisse wird kaum Rücksicht genommen. Schlafen, lernen, schlafen. So könnte ein Alltag eines Schülers aussehen. Der Wettbewerb steht stets im Vordergrund; ebenso bei den olympischen Sommerspielen 2008, welche als große Chance für das Land angesehen wurden. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um mit dem Westen mithalten zu können. Die Ausgaben betrugen so viel Geld wie die vorherigen sieben Sommerspiele zusammen!

In Kapitel fünf beschäftigt sich Hernig mit caishen (dem Geldgott) und wie Chinesen zu Geld stehen. Anders als Deutsche sparen Sie das meiste Geld und geben teilweise monatlich nur etwa 50€ aus. Glück und Reichtum, schwer erarbeitet und erkämpft, wollen sie bewahren. Das Geld, welches sie haben, investieren sie in ihre Kinder oder in Wohnungen, wobei die Ansprüche deutlich unter denen der Westler sind. Um sich den ein oder anderen „Yuan“ hinzuzuverdienen spielen Chinesen gerne mit ihrem Geld Karten, Brettspiele oder an der Börse.

Anschließend berichtet Hernig von seiner Reise in das Innere Chinas und den dort gesammelten Erfahrungen. Unerschlossene Ziele werden für Touristen immer attraktiver, weil sie auf diese Weise das Ursprüngliche kennen lernen können. Während er sich mit Einheimischen unterhält, fällt ihm der große Unterschied zwischen Stadt und Land auf. Sowohl die Bildung als auch Zukunftsperspektiven sind auf dem Land gering und trotz Urbanisierung werden die unterschiedlichen Regionen im Regierungssystem strikt getrennt.

Das siebte Kapitel handelt von den kulinarischen Erlebnissen Chinas. Essen ist für die Chinesen die Quelle zum Glück. Es dient sowohl als Mittel um die Gesundheit zu erhalten als auch um diese wieder herzustellen und es wird laut preisgegeben, wenn es einem schmeckt. Die Vielfalt der unterschiedlichen Regionen ist riesig. Eine Küche ist kaum mit der anderen zu vergleichen. Leider geht genau diese Einzigartigkeit in Zeiten der Schnelllebigkeit langsam verloren.

In seinem letzten Kapitel erklärt Hernig spannende Details zu der „hohen Stadt“ Shanghai und dem „breiten“ Peking. Nicht nur die positiven Aspekte sondern auch negative werden übermittelt. Mittlerweile leben über 50% der Bevölkerung in Städten, so waren es im Jahre 1980 doch nur 20%. Shanghai ist die Stadt der Superlative, jeden Tag wird etwas Neues gebaut und Ausländer sind überall zu sehen, da dort die besten Geschäfte abzuwickeln sind. Es ist die Stadt, die mittlerweile den Ton angibt und nicht mehr Peking. Peking hingegen ist traditioneller und Veränderungen resistenter. Ursprünglichkeit wird dort bewahrt anstatt jedem Trend nachzueifern.

Fazit

Das Buch bietet einen sehr guten und breit gefächerten Einblick über die Merkwürdigkeiten und Kultur Chinas. Die wichtigsten Themengebiete, die für das Verständnis der Zusammenhänge in dem Land dienen, werden ausreichend erklärt ohne zu tief in Einzelheiten zu verfallen. Wer einen groben Überblick über das Leben Chinas kennen lernen möchte, ist hier also genau richtig.

Besonders hervorzuheben ist die Kombination aus Daten und Fakten, persönlichen Erfahrungen und chinesischen Philosophien. Hernig verknüpft diese Elemente auf geschickte Weise indem er keine harten Urteile fällt sondern eine Bewertung dem Leser selbst überlässt. Seine Alltagsbeispiele oder Vergleiche zu der westlichen Welt bringen den Leser zum Schmunzeln und nehmen ihn mit auf seine Reise in die asiatische Kultur.

Allerdings weist das Buch auch negative Aspekte auf. Beispielsweise ist anzumerken, dass durch die allein stehenden Kapitel kein Spannungsbogen aufbaut werden kann oder manche chinesische Wörter erst im angehängten Glossar nachgeschlagen werden müssen. „Aktuell“ genannte Daten sind außerdem mit Vorsicht zu genießen, da das Buch mittlerweile fünf Jahre alt ist.

Insgesamt ist „China mittendrin“ ein äußerst lesenswertes und lehrreiches Buch, was ich jederzeit weiterempfehlen würde. Meine Erwartungen an das Buch, Hintergrundwissen zu gewinnen und Zusammenhänge zu verstehen, wurden erfüllt und ich bin gespannt, was ich aus dem Buch alles während meines Aufenthaltes wiederfinden und selbst entdecken kann.

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