Gebrauchsanweisung für Japan

 

Buchdetails

Titel: Gebrauchsanweisung für Japan
Autor: Andreas Neuenkirchen
Erscheinung: Piper Verlag, München
Erscheinungsjahr: 2009
Seitenzahl: 223
Sprache: Deutsch
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3-492-27585-9

Motivation
Im Rahmen des Medien- und Literaturforums habe ich mich für das Buch „Gebrauchsanweisung für Japan“ von Andreas Neuenkirchen entschieden. Bei der Auswahl des Buches war vor allem der Titel ausschlaggebend. Der Gedanke eine Gebrauchsanweisung für das Land zu bekommen, in dem ich bald ein ganzes Semester verbringen werde, hörte sich sehr verlockend an. Für mich war es wichtig einen möglichst großen Überblick über viele verschiedene Sachverhalte in Japan zu bekommen. Bereits der Klappentext überzeugte mich, da dieser einen umfassenden Einblick in die japanische Kultur verspricht. Das Buch bietet demnach nicht nur Informationen zu Land und Leuten, sondern gibt auch Handlungsempfehlungen zu Restaurants, Small Talk, Geschäftsverhandlungen, Speisen Film und Literatur.

Autor
Andreas Neuenkirchen, geboren 1969 in Bremen, ist Autor und Journalist. Zunächst arbeitete er als freier Mitarbeiter im Feuilleton Bremer Tageszeitungen und Stadtmagazine. Heute arbeitet er als Redakteur bei Amazon.de. Seit 1999 besucht Andreas Neuenkirchen Japan regelmäßig sowohl aus beruflichen, als auch aus privaten Gründen. Er bereiste bereits das ganze Land und lebte selbst lange Zeit in Tokio. Sein erstes Buch Gebrauchsanweisung für Japan erschien in der Erstauflage 2009 beim Pieper Verlag.
Derzeit schreibt der Autor einen Tokio-Krimi, dessen erster Band 2014 von Conbook verlegt wird. Außerdem widmet er sich einem Sachbuch, das Anfang nächsten Jahres im Metrolit Verlag erscheint.

Buchaufbau
In dem vorliegenden Buch „Gebrauchsanweisung für Japan“, welches mittlerweile in der fünften Auflage beim Pieper Verlag erschienen ist, berichtet Andreas Neuenkirchen einen humorvollen und sehr vielseitigen Einblick in das heutige Japan.
Das Buch umfasst insgesamt 223 Seiten und gliedert sich in zehn in sich geschlossene Kapitel mit jeweils mehreren Unterkapiteln. Aufgrund dieser Tatsache ist es nicht zwingend die Kapitelreihenfolge einzuhalten. Diese kann vom Leser nach Interesse frei gewählt werden.

Inhalt
Die Einleitung des Buches stellt Kapitel 1 mit dem Namen „Du bist Japan“ dar. In diesem Kapitel wird die Intention des Buches formuliert. “Die Grauchsanweisung […] soll nicht alles erklären aber vieles näher bringen” (S. 10), um auf diese Art und Weise Offenheit gegenüber der Kultur zu erzeugen und für das Land zu begeistern.
Die nächsten zwei Kapitel mit den Namen „ Hajimemaschte“ und „ Kanpai der Gemütlichkeit“ geben Ratschläge für den ersten Japan Besuch. Dabei werden Klitsches, Themen wie japanische Toiletten, Schweigen des Japaners bei Unsicherheit und die traditionelle Verbeugung behandelt.
Andreas Neunkirchen besucht Japan oftmals mit einer seiner japanischen Freundinnen. Dabei macht er die Erfahrung, dass nicht nur das Gesagte, sondern vor allem auch die dazugehörigen Bewegungen ausschlaggebend in einem Gespräch mit Japanern sind. So erlebte er bei dem Versuch ein traditionelles Ryokan zu buchen, dass von Japanern kein unhöfliches Nein auf eine Frage zu erwarten ist. Stattdessen werden negative Antworten häufig einfach ausgelassen. (S. 16 ff.) Ein weiterer Ausflug zu den Felsklippen Tojinbo stellt Neuenkirchen fest, dass in Japan zum Schutz vor Selbstmördern an manchen Stellen die Adressen bei Alleinreisenden aufgenommen werden und der Tourist direkt eine Rückfahrkarte kaufen muss. (S. 31) In diesem Zusammenhang vergleicht er auch die westliche Tourismuskultur mit der japanischen. Im Gegensatz zum deutschen Touristen ist es für den Japaner „wichtig, dass es immer tanoshii (lustig) ist. Und richtig tanoshii ist es in der Gruppe.“ (S. 29) Neben Hinweisen wie man sich bei einem Erdbeben verhalten soll, berichtet Neuenkirchen auch von einem Rail Pass, den Ausländer in Japan günstig nutzen können und somit in den viel gepriesenen, pünktlichen und gut ausgebauten Bahnverkehr zu nutzen.
In Kapitel drei „Essen und einkaufen wie die Götter“ beschreibt Neuenkirchen die vielseitigen Einkaufsmöglichkeiten in Japan. Neben Vergleichen von Genussmitteln wie, Kaffee, Burger und Bier mit den deutschen Varianten, geht er auf den Kawaii Trend in Japan ein. Nach anfänglicher Skepsis gegenüber Hello Kitty und Co kann auch der Autor sich den bunten und leuchtenden Gestalten nicht entziehen. Nach dem Besuch und den dort erlebten Schwierigkeiten einer traditionellen mehrstündigen Teezeremonie empfiehlt er dem Leser einen Schnupperkurs für Unkundige vorzuziehen, um den Anstrengungen aus dem Weg zu gehen.
Neuenkirchens erste Reise ging 1999 zur Tokyo Game Show. Begeistert von den dortigen Eindrücken schwärmt er von den Verkleidungen, die von allen Altersschichten getragen werden und, zu seiner Verwunderung, nicht nur von blassen jungen Männern. (S. 92 f.) Neben dem verbreitetem Thema Video- und Verkleidungsspiele geht er im vierten Kapitel auf weitere Sport und Freizeitmöglichkeiten ein. Bei einer Bürotätigkeit hatte der Autor die Möglichkeit an dem Hanami (Kirschblütenfest) teilzunehmen. Dabei konnte er nicht nur die Tradition der Hanamifeier kennenlernen, sondern wurde auch von der Arbeitsmoral der japanischen Arbeitskollegen überrascht, die nach einer alkoholreichen Feier mit Selbstverständlichkeit zurück an ihren Arbeitsplatz gegangen sind. (S. 108 ff.)
Die Kapitel „Von Innen- und Außenmenschen“ und „Gesellschaftsrollen und Beziehungen“ behandeln unter anderem Japans Einstellungen gegenüber Religion, Außenpolitik und Aufarbeitung von Kriegsschuld.
Ebenso geht Neuenkirchen nicht nur auf die Beziehung zwischen Mann und Frau ein, sondern auch auf die Verbindung zu dem Beruf und Studium sowie Sexualität. Dabei stellte er heraus, dass die Frage nach der Arbeit in Japan eine Frage der Firmenzugehörigkeit und nicht der Berufsbezeichnung ist. Außerdem lastet auf den Schultern der Studenten ein großer Druck, da von ihrem Gehalt später, aufgrund der stark sinkenden Geburtenrate, viele Familienmitglieder abhängig sind. (S. 152 ff.) Ein weiterer Fokus dieser Kapitel liegt auf der Achtung der Privatsphäre, die, laut Neuenkirchen, sowohl den offenen Umgang mit Pornografie als auch die empfundene Distanz zwischen Eheleuten erklärt. (S. 167 ff.)
Der Autor beschreibt auch die Besonderheiten der japansichen Sprache. Insbesondere die Verwendung von verschiedenen Zeichensystemen und die Warnung vor der Nutzung von Todeszahlen wie vier oder sieben erklärt er mit viel Humor.
Zum Ende des Buches beschäftigt sich Neuenkirchen mit der Kunst und Kultur Japans. Dabei zählt er eine Vielzahl an literarischen Werken und Schriftstellern auf. Ebenso ausführlich spricht er japanische Filme und die Kultur der Popmusik an.
Das Buch endet mit der Heimkehr Neuenkirchens in Deutschland. Dabei fallen ihm, die in Japan oft als störend empfundenen Unterschiede auf, die dem Autor mittlerweile in Deutschland fehlen.

Fazit/ Persönliche Stellungnahme
Das Buch ist durch die Einbindung der persönlichen Erfahrungen Andreas Neuenkirchens interessant und unterhaltsam geschrieben. Der einfache und romanartige Lesefluss wird vor allem durch die erlebten Anekdoten und die leichte Ironie in der Erzählform begünstigt. Aus dem Grund macht das Buch Spaß, weil es interessant und gleichzeitig unterhaltsam ist.
Diese Eindrücke beziehen sich vor allem auf die ersten zwei Drittel des Buches. Es fällt auf, dass sich in den letzten Kapiteln der Erzählstil wandelt. Es werden weniger Beschreibungen von Erlebtem berichtet, sondern es folgen oft sehr lange Beschreibungen zu ausgewählten Themenbereichen, wie Film, Literatur oder Popmusik. Durch diese Tatsche leidet auch der zuvor als positiv beschriebene Lesefluss. Vor allem für Leser ohne Hintergrundwissen oder besonderem Interesse an der Film- und Musikindustrie ist es mühsam, die über viele Seiten beschriebenen, Entwicklung der japanischen Literatur- und Filmgeschichte nachzuvollziehen.
Das Buch besteht aus einer großen Anzahl an Unterkapiteln. Dabei fällt auf, dass die Reihenfolge der Kapitel nicht immer mit den chronologischen Ereignissen übereinstimmt. Der Autor berichtet von zahlreichen Reisen nach Japan. Leider wird nicht immer deutlich wann die Ereignisse stattgefunden haben und mit wem er zu der Zeit unterwegs war, da sich die Reisen über eine lange Zeitspanne ziehen. So fehlt der zeitliche Zusammenhang, wodurch die Nachvollziehbarkeit und Einordnung der Geschehnisse leiden.
Um meine Erwartungen an eine tatsächliche Gebrauchsanweisung zu erfüllen, hätte ich mir weitere Hintergrundinformationen, beispielsweise in Form von Fußnoten, gewünscht. Einige Stellen im Buch hätten durch weitere sachliche Darstellung an Tiefe gewonnen. Beispielsweise beschreibt der Autor in Kapitel drei die schlimmen Folgen von Erdbeben und handelt daraufhin in wenigen Sätzen gute Verstecke wie Türrahmen oder Autos zum Schutz ab. Das Kapitel endet mit der Nachricht, dass „ Bauvorschriften, die das Schlimmste verhindern sollten [..] gegen Schmiergeldzahlungen vergeben wurden.“ (S. 56) Unter anderem an dieser Stelle wäre es wünschenswert gewesen mehr über den japanischen Umgang mit Erdbeben zu erfahren. Aus Verhaltensbeschreibungen und der historisch gewachsenen Einstellung zu Erdbeben hätte ich interessante Schlüsse ziehen können, die mir in einer Gefahrensituation eventuell helfen könnten und nicht Angst aufgrund von ungerechtfertigten Baugenehmigungen schüren.
Es fällt weiterhin auf, dass sich die Gebrauchsanweisung vor allem an Touristen richtet, die einen kurzen Aufenthalt in Japan anstreben. Neuenkirchen gibt beispielsweise den Ratschlag eine Teezeremonie für Unkundige zu wählen, statt sich der mehrstündigen traditionellen Zeremonie zu widmen. (S. 83) Um einen tiefgründigen Einblick in fremde Kulturen zu bekommen ist es jedoch meiner persönlichen Meinung nach fraglich immer nur den einfachsten und bequemsten Weg zu wählen. Ob dieser Hinweis nun in eine Gebrauchsanweisung aufgenommen werden sollte bleibt offen. Jedoch ist es jedem Japanbesucher selbstüberlassen welche Tipps aus dem angenommen werden.
Insgesamt eignet sich das Buch, um einen ersten Eindruck in die Gepflogenheiten Japans zu bekommen. Durch die interessanten Erzählungen fällt es sehr leicht sich die Tipps und Ratschläge von Andreas Neuenkirchen nachzuvollziehen und  zu behalten. Bei einem ausgeprägten Interesse für die Film- und Musikindustrie Japans, können hier einige gut recherchierte Informationen entnommen werden.

This entry was posted in Literature review. Bookmark the permalink.

56 Responses to Gebrauchsanweisung für Japan

  1. Pingback: mario

  2. Pingback: Mathew

  3. Pingback: julio

  4. Pingback: Kyle

  5. Pingback: Richard

  6. Pingback: Brent

  7. Pingback: Fernando

  8. Pingback: Franklin

  9. Pingback: louis

  10. Pingback: otis

  11. Pingback: Evan

  12. Pingback: James

  13. Pingback: Casey

  14. Pingback: Dwayne

  15. Pingback: daniel

  16. Pingback: philip

  17. Pingback: matt

  18. Pingback: Mario

  19. Pingback: otis

  20. Pingback: Terrance

  21. Pingback: ken

  22. Pingback: leon

  23. Pingback: Ron

  24. Pingback: Ian

  25. Pingback: walter

  26. Pingback: jeff

  27. Pingback: Sidney

  28. Pingback: James

  29. Pingback: lance

  30. Pingback: tyrone

  31. Pingback: marvin

  32. Pingback: julius

  33. Pingback: herbert

  34. Pingback: Luther

  35. Pingback: john

  36. Pingback: Francisco

  37. Pingback: Tommy

  38. Pingback: George

  39. Pingback: ross

  40. Pingback: andre

  41. Pingback: Jamie

  42. Pingback: glenn

  43. Pingback: gordon

  44. Pingback: ricardo

  45. Pingback: Lynn

  46. Pingback: dave

  47. Pingback: Angelo

  48. Pingback: Wade

  49. Pingback: william

  50. Pingback: David

Comments are closed.