Korea : von der Kolonie zum geteilten Land

Literaturrezension von Simon Reitemeyer über das folgende Buch:
Titel:Korea : von der Kolonie zum geteilten Land Cover: Korea von der Kolonie zum geteilten Land

Autoren: Song, Du-Yul; Werning, Rainer

Verlag: Promedia, Wien

Erscheinungstermin: 12 März 2012

ISBN: 978-3-85371-340-2

Seiten: 208

 

Motivation

Bei der Literaturauswahl habe ich meinen Fokus auf die Geschichte Koreas in den letzten 50 Jahren gelegt, weil das Land in dieser Zeit große Veränderungen durch gemacht hat. Aus diesem Grunde sollte das Buch auch möglichst aktuell seien. Ein Ratgeber kam nicht in Frage, da ich mehr Hintergrundwissen über Korea erwerben wollte. Bei der Suche in Bibliothek bin dann auf dieses Buch gestoßen. Es überzeugte mich dadurch, dass es von zwei Autoren geschrieben wurde, die beide einen Bezug zu Korea haben.

Die Autoren

Song Du-YulSong Du-Yul wurde am 1944 als Kind koreanischer Eltern in Tokio geboren. Er schloss 1967 sein Studium der Philosophie an der Staatlichen Universität Seoul ab, kam zum Studium nach Deutschland an die Universität Heidelberg und 1972 promovierte er in Frankfurt. Von 1982 bis 2009 war er Professor für Soziologie an der Universität Münster. 1993 nahm der die deutsche Staatsbürgerschaft an.

In den 60er-Jahren wand sich Song Du-Yul gegen die Militärdiktatur in Südkorea ging nach Deutschland ins Exil. Er wollte Nord- und Südkorea wieder annähern und besuchte öfters Nordkorea im Zuge seiner Forschungen. Als er im Jahre 2003 nach 37 Jahren Exil wieder nach Südkorea zurückkehrt wird er von der Südkoreanischen Regierung inhaftiert und erst nach internationalem Protest 2004 wieder freigelassen.

Dr. Rainer WerningRainer Werning wurde 1949 in Münster geboren. Er studierte von 1979 bis 1985 Sozial und Politikwissenschaften und promovierte 1984.

Er beschäftigt sich seit den 60er Jahren mit den Ländern Ost- und Südostasien und hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema erarbeitet. Von 2003 bis 2007 war er Vorstandsvorsitzender des Korea-Verbandes e.V. (Berlin). Darüber hinaus ist er Philippinen- und Koreadozent bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und Lehrbeauftragter am Institut für Orient und Asienwissenschaften der Universität Bonn.

Inhalt

Das Buch befasst sich mit der koreanischen Geschichte und dessen Hintergründe von 1911 bis 2011. Es teilt sich in sechs Kapitel auf.

Das erste Kapitel beschreibt am Anfang den Aufstieg Japans zur Regionalmacht in Ostasien und geht dann auf die Besetzung Koreas durch Japan ein. Dabei wird deutlich auf das Leid eingegangen, dass durch die Besetzung entstanden ist. Zum einen wurde die koreanische Kultur von den Besetzern unterdrück, jeder Bürger musste einen japanischen Namen annehmen und die koreanische Sprache wurde verboten. Die Männer wurden zum Dienst im Japanischen Militär zwangsrekrutiert. So wurden auch koreanische Zwangsarbeiter Opfer der Atombomben aus dem zweiten Weltkrieg. Die Frauen wurden teilweise als Zwangsprostituierte in Militärbordellen systematisch missbraucht.

Im zweiten Kapitel werden die Teilung des Landes und der Koreakrieg behandelt. Nach der Teilung des Landes durch die Siegermächte des zweiten Weltkrieges, soll eigentlich eine gemeinsame Regierung für beide Teile des Landes gewählt werden. Durch internationale Einmischung kommt es jedoch 1948 zu separaten Wahlen. Beide Wahlen wurden von den Besetzermächten beeinflusst und jede Regierung beanspruchte für sich, die einzig wahre koreanische Regierung zu sein. Ein Jahr später zogen die Siegermächte sich aus Nord- und Südkorea zurück. Am 25. Juni 1950 überschreitet die Nordkoreanische Armee, mit der Billigung der Volksrepublik China und der Sowjetunion, die Grenze nach Südkorea und kann ohne viel Widerstand vorrücken. Erst mit der Hilfe von UN-Truppen konnte die Nordkoreanische Armee zurückgedrängt werden. Bis 1953 verlagern sich die Fronten mehrmals von den Süden in den Norden und zurück. Am 27 Juli 1953 wird ein Waffenstillstand beschlossen.

Der Weg von der Diktatur zur Demokratie wird im dritten Kapitel geschrieben. Es startet mit der „gemeinsamen Süd-Norderklärung über die friedliche nationale Wiedervereinigung“ die beide Länder 1972 bekannt geben. Diese besagt, dass sich beide Länder ohne fremde Hilfe wieder annähern und dafür wurde auch der „heiße Draht“, eine Telefonleitung zwischen Nord- und Südkorea  eingeführt. Aufgrund politischer Geschehnisse zu dieser Zeit, wurde die Erklärung nie umgesetzt. Die Ermordung des Präsidenten Park Chung-Hee 1979 und die darauf folgende Machtübernahme durch einen Militärgeneral führen zu mehreren Aufständen in Südkorea. Im Mai 1980 wird einer dieser Aufstände in Gwangju besonders brutal niedergeschlagen. Durch die internationale Aufmerksamkeit wegen der Olympischen Spiele im Jahre 1988, waren erstmals wieder öffentliche Proteste möglich, die zum Sturz der Diktatur führten. Am Ende des Kapitels wird noch kurz auf Dschutschen-Ideologie eingegangen, welches die Lehre von Kim Il-Sung ist.

Das vierte Kapitel behandelt die „Sonnenscheinpolitik“ des Präsidenten Kim Dae Jung, der 1998 gewählt wurde. Diese versucht die Wiedervereinigung des Landes durch friedliche Annäherung beider Länder und Schaffung gemeinsamer Kooperationen. Ein Beispiel dafür ist die Sonderwirtschaftszone Gaeseong Industrial Complex. Dieser Ansatz lief vielversprechend an, wurde aber durch das aggressive Verhalten der amerikanischen Regierung gegenüber den „Schurkenstaaten“, zu denen nach amerikanischer Meinung auch Nordkorea zählt, torpediert. Später im Kapitel wird auch erläutert, dass Nordkorea nur zum Selbstschutz auf Atomwaffen auf eigene Atomwaffen beharrt. Trotz der Demokratie in Südkorea gibt es aber immer noch das Nationale Sicherheitsgesetzt, welches aus dem Jahre 1948 stammt. Es erlaubt dem Staat Menschen zu inhaftieren, wenn diese unter Verdacht stehen mit Nordkorea zu kooperieren. Auch Song Du-Yul wurde auf Grund dieses Gesetzes 2003 gefangen genommen, obwohl er die da schon die deutsche Staatsbürgerschaft besaß.

Kapitel Fünf behandelt die Amtszeit des Präsidenten Lee Myung-Bak. Dieser setz auf hartes Vorgehen gegenüber Nordkorea, da er der Meinung ist, dass sich das Regime in Nordkorea nicht aus eigener Kraft halten kann und „im- oder explodiert“. Unter dieser Politik leiden auch NGOs die sich für die Wiedervereinigung einsetzen, da der Staat hierfür weniger Mittel zur Verfügung stellt. So kommt es auch zu Falschmeldungen über Menschenrechtsverstöße in Nordkorea, damit die meldende Organisation mehr Mittel bekommt. Weiterhin geht es in dem Kapitel um die Propaganda beider Länder entlang der Grenze und die militärische Kooperation Südkoreas mit Japan. Das Jahr 2012 wird von den Autoren als Schicksalsjahr für Nord- und Südkorea gesehen, da in diesem Jahr zwei neue Staatsoberhäupter aufeinandertreffen.

Im sechsten Kapitel wird auf die Zukunft Koreas eingegangen. Dabei wird der Fokus hauptsächlich auf Südkorea gelegt und es wird näher auf die militärische und politische Zusammenarbeit mit Amerika eingegangen. Anschließend werden die Beziehungen von Japan, China und Russland zu Korea näher beschrieben.

Fazit

Das Buch gibt einen sehr interessanten Einblick in die Geschichte Koreas im 20. Jahrhundert und m Ende jeden Kapitels wird auch weiterführende Lektüre empfohlen, so dass bei Interesse ein Thema vertieft werden kann. Einzelne Themen werden durch Interviews mit bzw. Zitaten von betroffenen Personen authentisch dargestellt. Durch den direkten Bezug der Autoren zu Korea werden auch Hintergründe erläutert.

Aber eben durch diesen Bezug verliert das Buch auch etwas an Neutralität und es entsteht oft das Gefühl, dass Amerika die Schuld für die Vorkommisse geben wird. Weiterhin wird hauptsächlich auf Konflikte eingegangen und andere Entwicklungen werden nur am Rande erwähnt. Auch die Geschehnisse in Nordkorea werden oft außen vor gelassen.

Ich kann jedem das Buch empfehlen, der mehr Hintergrundwissen über Korea erwerben möchte. Als direkter Verhaltensratgeber ist nicht geeignet, aber auch nicht gedacht.

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51 Responses to Korea : von der Kolonie zum geteilten Land

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