Ohne Fleiss kein Reis – Wie ich ein guter Deutscher wurde

  • Titel: Ohne Fleiss kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde
  • Autor: Martin Hyun
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Verlag: btb Verlag
  • Seitenanzahl: 320 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3-442-75343-7
  • Preis: 14,99 €

Motivation

Der Auftrag des Literaturforums war es sich mit Literatur auseinanderzusetzten, die Asien als thematischen Schwerpunkt hat. Normalerweise genügt ein historisches Buch, dass z. B. den Krieg zwischen Nord- und Südkorea beschreibt oder etwa ein Werk, das sich mit der Mentalität und dem Verhalten der Koreaner beschäftigt, um sich selbst auf kulturelle Herausforderungen zu sensibilisieren. Alle diese Themen und einige darüber hinaus habe ich während des dreiwöchigen Sprachkurses in Bochum relativ gut abdecken können, um  mit all dem neuen Wissen gewappnet für ein Semester nach Korea gehen zu können. Das Hauptkriterium für die Buchauswahl war es einen persönlichen Bezug zu Korea herzustellen. Als halbe Koreanerin hat mich das Buch von Martin Hyun sehr interessiert, da es von Deutsch-Koreanern in Deutschland handelt. Das erste Kriterium des persönlichen Bezugs war erfüllt und ein zweites wichtiges Kriterium war die Aktualität. Hyun hat 2008 bereits ein Buch mit dem Titel “lautlos -  ja, sprachlos – nein. Grenzgänger zwischen Korea und Deutschland” veröffentlicht, welches sich ebenfalls mit dem Thema Koreaner in Deutschland beschäftigt. Dieses Buch wurde 2012 von Christian Tewes im Rahmen des Literaturforums bereits vorgestellt. Nicht nur aus diesem Grund, sondern vor allen Dingen aus Gründen der Aktualität habe ich mich für Hyuns zweites Buch “Ohne Fleiss kein Reis: Wie ich ein Guter Deutscher wurde” entschieden. Für mich war es spannend zu sehen, wie viel “Koreaner” immer noch in ihm steckt und zu versuchen diesen “Koreaner” bzw. “Koreanerin” auch in mir wiederzufinden und zu schauen, wie viel man davon im “richtigen Korea” “anwenden” kann.

Autor

Martin (Jong-Bum) Hyun wurde 1979 in Krefeld geboren und ist Sohn koreanischer            Gastarbeiter. Seine Eltern sind aus Korea ausgewandert, um als Krankenschwester bzw. Bergbauarbeiter ein Leben in Deutschland aufzubauen. Hyun studierte Politik sowie International Relations in den USA und Belgien. Er war der erste koreanisch-stämmige Bundesliga-Profi in der Deutschen Eishockey Liga sowie Junioren Nationalspieler Deutschlands. Seit 1993 ist er glücklicher deutscher Staatsbürger. Im Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs engagierte er sich als Botschafter in Deutschland. Er gehört dem Netzwerk von Führungskräften mit Migrationshintergrund der Bertelsmann Stiftung an. 2010 gründete er die interkulturelle Initiative Hockey is Diversity.

Inhalt

Das Buch ist in 66 Kurzgeschichten geschrieben. Das Hauptthema des Buches ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, die Hyun auch liebevoll “MmM” bezeichnet. Insbesondere die Integration von Deutsch-Koreanern in Deutschland liegt dem Autor sehr am Herzen, da er das Gefühl hat als Deutsch-Koreanische Minderheit weder gesehen noch gehört zu werden. Mit viel Humor erzählt er über seine Versuche die Vermehrung von Deutsch-Koreanern voranzutreiben.
Wenngleich Hyun in einigen Geschichten über sein Studium spricht, handeln viele Erzählungen von seinem Umzug in sein “freies Leben” nach Berlin. Die Stadt verbindet er  mit vielen Asia-Läden und einer bunten Vielfalt an MmM, mit denen sich Hyun wie mit einem Bruder oder einer Schwester verbunden fühlt. Das “freie Leben” musste er sich erst einmal hart erkämpfen, denn wie Hyun berichtet, ist es gar nicht so einfach, sich von seinen koreanischen Eltern abzukapseln und ein “eigenes, freies” Leben zu führen. Dabei gewährt der Autor viele Einblicke in die koreanische Erziehung, die Sitten und Bräuche, die Beziehung zu Japan sowie Nordkorea.

Ein ernstes Thema, das sich durch das gesamte Buch hindurchzieht ist der Seitenhieb auf die deutsche Integrationspolitik. Hyun versucht dem Leser deutlich zu machen, dass die Politik zwar so tut, als ob sie sich stark für Integration einsetzten würde, doch bei näherem Hinsehen ist es nur heiße Luft und er behauptet, dass Politiker sehr gute Schauspieler seien. Als Beweis zählt Hyun sogar gerne mal die Zahl der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund im deutschen Bundestag und muss frustrierend feststellen, dass er Recht hat. Selbst bei der Konferenz “Vielfalt erleben – Gemeinsamkeit gestalten”, zu der der er vom Bundespräsidialamt eingeladen worden ist, muss Hyun enttäuschend feststellen: “Sie sind nicht wirklich hier, um Integration in diesem Land voranzutreiben, sondern weil sie sich als gönnerhafte Elite des Landes sehen, in der es selbstverständlich ist, vom Bundespräsidenten in sein Schloss eingeladen zu werden, gemeinsam zu dinieren, zu scherzen und so bestätigt zu bekommen, ganz oben auf der Leiter der Republik angekommen zu sein.”

Fazit

Einen roten Faden wird man in dem Buch vergeblich suchen, es ist eher ein buntes Potpourri aus Hyuns Leben zu den Themen Deutsch-Koreaner in Deutschland, Migration, Integrationspolitik, sein Studium im Ausland, Familie oder auch sein Leben in Berlin.          Mit einer gehörigen Portion trockenen Humors und im ähnlichen Schreibstil geschrieben, wie einst das Buch “Russendisko” von Kaminer, kann das Buch in einem Atemzug durchgelesen werden, da die Geschichten – voller Klischees, Stereotypen und bissiger Ironie – sehr kurz sind. Für Liebhaber dieser Erzählweise wird es nie langweilig und man kann sich auf so einige Lachkrämpfe einstellen.

Als Vorbereitung für einen Koreaaufenthalt ist das Buch nicht zu empfehlen, da es zwar hin und wieder Einblicke in die koreanische Erziehung und die Koreaner im Allgemeinen gewährt, es aber ohne Vorwissen sicherlich keinen Gesamteindruck Koreas oder von Koreanern wiederspiegelt.

Möchte man jedoch einen Eindruck des Lebens von Deutsch-Koreanern in Deutschland gewinnen, so ist das Buch sehr zu empfehlen. Durch den lockeren Umgang mit den manchmal doch tragischen Situationen lässt sich die Thematik sehr leicht aufnehmen und regt zum Denken an. So war mir persönlich das Ausmaß der Jobfindungsproblematik von Menschen mit Migrationshintergrund nicht bekannt, obwohl ich dazugehöre. Umso mehr hat mich das Buch mit seinen sogar auf Fakten basierten Informationen fasziniert und beschäftigt. Es lässt sich an vielen Stellen noch erkennen wie viel “Korea” in Martin Hyun steckt, obwohl diese Passagen meiner Meinung nach noch etwas zu kurz geraten sind. Da dies aber nur mein Hauptaugenmerkmal war und nicht das des Buches, kann ich abschließend sagen, dass ich das Buch uneingeschränkt empfehlen kann.

 

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