Titel: Leben
Autor: Yu Hua
Erscheinungsjahr der chinesischen Originalausgabe: 1992
Erscheinungsjahr der deutschsprachigen
Ausgabe: 1998
Genre: Roman
Seitenzahl: 219
ISBN:Â 978-3-60893-417-5
Preis: 17,00 €
Motivation
Seit einigen Monaten steht fest, dass ich zusammen mit einigen anderen Kommilitonen die Chance habe, im Rahmen des ASBE-Programms einige Monate in China zu verbringen. Unsere Vorbereitung auf diese aufregende Zeit und auf das Studium an einer chinesischen Universität besteht neben einem Sprachkurs und verschiedenen Workshops auch in einem Literaturforum. Jeder Programmteilnehmer hat die Aufgabe, ein länderspezifisches Buch auszuwählen, zu lesen und anhand einer Buchrezension zu reflektieren und die übrigen Teilnehmer an seinen Erkenntnissen teilhaben zu lassen. Auch wenn diese Buchrezension Teil einer universitären Vorgabe ist, so ist offensichtlich, dass Kulturen und Länder – vor allem die uns weniger bekannten – vor allem über Literatur erschlossen werden können. Aus diesem Grund empfand ich diese Aufgabe nicht als externe Vorgabe, sondern als etwas Selbstverständliches, wenn es darum geht sich bestmöglich auf eine unbekannte Kultur vorzubereiten. Die Anregung eben dieses Buch “Leben!” von Yu Hua zu lesen gaben die Literaturempfehlungen der Sinologen am Landesspracheninstitut in Bochum und das Ergebnis einer kurzen Recherche, die deutlich machte, dass Yu Hua und seine Werke zu den populärsten chinesischen Literaturexporten zählten.
Der Autor
Yu Hua wurde 1960 in Hangzhou in der Provinz Zhejiang als Sohn eines Mediziners geboren. Nach einem Medizinstudium praktizierte er fünf Jahre lang als Zahnarzt bevor er sich der Schriftstellerei widmete. “Leben!” ist sein Debütroman und erschien im Jahre 1992. Der Erfolg – vor allem international – blieb nicht aus und das Buch wurde zwei Jahre später vom chinesischen Regisseur Yang Zhimou verfilmt und in Cannes uraufgeführt. Weitere bekannte Werke sind Romane, wie z. B. “Der Mann, der sein Blut verkaufte” und “Brüder” oder das Sachbuch “China in zehn Worten”. Yu Hua lebt und arbeitet heute in Peking.
Inhalt
“Leben!” thematisiert das Schicksal des chinesischen Bauern Fugui und gibt zugleich Einblick in die chinesische Geschichte zwischen den 40er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Zum einen gibt es eine Rahmenhandlung, in der es um einen jungen Burschen geht, dessen Name unbekannt ist. Wohl etwa in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat er den Auftrag, sich auf dem Land auf die Suche nach Geschichten und Gedichten der alten chinesischen Bauern zu machen und diese niederzuschreiben. So trifft er auf Fugui, der ihm seine Lebensgeschichte erzählt. Auf der zweiten Ebene des Romans erzählt Fugui aus der Ich-Perspektive von seinem Leben. Diese Erzählung macht den Hauptteil des Romans aus.
Fugui ist der Sohn eines reichen Gutsherren und führt ein sorgenfreies Leben bis er wegen seiner Spielsucht den Verlust des Familienbesitzes herbeiführt und seine Familie jeglichen Status und Reichtum verliert, den sie sich über Jahrhunderte aufgebaut hatte. Sollte man denken, dass dies Schicksalsschlag genug ist, dann wird man bald vom Gegenteil überzeugt. In den Jahrzehnten darauf folgen harte Arbeit, Kriegsgefangenschaft, Hungersnöte und der sukzessive Verlust der Familie, oftmals bedingt durch die herrschenden politischen Bedingungen. Insbesondere die Kampagnenpolitik Mao Zedongs, wie der “Große Sprung nach vorn” und die Kulturrevolution, prägen das Schicksal Fuguis. Auf jeden Moment des Glücks, wenn sich das Lebens zum Guten zu wenden scheint, folgt ein harter Schicksalsschlag. Nichtsdestotrotz ebbt Fuguis Lebenswille und die Kraft solche Rückschläge wegzustecken nicht ab und es zeigt sich, dass aus dem anfangs arroganten, überheblichen und statusfixierten Sohn eines Gutsherren ein besonnener und reflexiver Mensch geworden ist, der erkannt hat, dass die Familie – und selbst die Erinnerung daran – eine Quelle des Trosts, der Geborgenheit und der Unterstützung ist.
Stellungnahme
“Leben!” ist ein Buch über ein schicksalhaftes Leben mit nur wenigen Lichtblicken. Beim Lesen stockt man immer wieder, weil absolut grausame und brutale Dinge so beschrieben werden, wie sie nun mal sind – grausam und brutal. Und obwohl man von Fuguis Leben sehr wenig Positives berichten kann und auf die wenigen glücklichen Momente harte Schicksalsschläge folgen, verfällt man gegen jede Erwartung nicht in eine tiefe Depression. Und genau dies macht das Buch aus. Auch wenn Fuguis Familie immer kleiner wird, weil die politischen Umstände oder die harte Arbeit es mehr oder weniger erzwingen, ist seine Familie trotzdem die Quelle seiner Energie und seines Lebenswillens. Nicht umsonst hebt sich der Titel dieses Buches durch das Ausrufezeichen ab. Es handelt sich gewissermaßen um eine Forderung, das Recht auf das Leben soll geltend gemacht werden. Selbst als Fugui alleine ist und nur noch einen alten Ochsen, den er aus Mitleid gekauft und vor der Schlachtung bewahrt hat, als seine Familie bezeichnen kann, lebt die Erinnerung an seine Familie weiter.
Anhand der schicksalhaften Lebensgeschichte Fuguis werden dem Leser von “Leben!” auf besonders einprägsame Weise fünf Jahrzehnte der chinesischen Geschichte vermittelt, die bis heute das chinesische Volk prägen. Es fällt schwer über 219 Seiten zu sehen, wie die Menschen unter den politischen Geschehnissen zu leiden hatten und nichts dagegen taten bzw. gar nicht die Möglichkeiten eines Widerstandes sahen. Es kommt dem Leser immer wieder der Gedanke wie sinnlos das Leben eines chinesischen Bauern in dieser Zeit doch war. Umso bewundernswerter ist der Lebenswille Fuguis und der Glaube daran, dass sich die Zeiten bessern werden.
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