Buchrezension: Red China Blues – My Long March From Mao to Now

Buchrezension von Alexa Kronshage



Titel: Red China Blues – My Long March From Mao to Now

Autorin: Jan Wong

Erscheinungsjahr: 1997

Taschenbuch: 416 Seiten

Preis: 12, 99 Euro

Verlag: Anchor Books

ISBN-10: 0385482329

ISBN-13: 978-0385482325

Preis: 12,99 €

Zur Autorin:

Die Autorin Jan Wong ist Kanadierin mit chinesischen Vorfahren in der dritten Generation. Sie ist geboren und aufgewachsen in Montreal (Kanada) und ist mit Englisch und Französisch als Muttersprache aufgewachsen. An der McGill University studierte Jan Wong Asienstudien und studierte an der Beijing Universität. Zudem machte Sie ihren Abschluss in Journalismus an der Columbia University Graduate School of Journalism. Ihre Journalismus-Karriere begann sie als Nachrichten-Assistentin bei der New York Times. Von 1988 bis 1994 war sie als Korrespondentin in China für Globe and Mail tätig. Zudem hat sie auch für die New York Times und das Wall Street Journal berichtet. Heute lebt sie wieder in Kanada und arbeitet als Reporter für Globe and Mail in Toronto.

 

Motivation:

Ich habe dieses Buch aus verschiedenen Motivationsgründen ausgewählt. Zum einen faszinierte mich die autobiographischen Geschichte und der Aspekt, dass Jan Wong sich damals in der gleichen Lage befand wie ich im Moment, nämlich das ein Auslandssemester in China bevorsteht und diesen aus einer westlichen Perspektive wahrnehmen werden. Mich interessierte, warum eine Studentin aus Kanada im Jahr 1976, also einer kritischen Zeit, nach China ging. Des Weiteren habe ich das Buch gewählt, weil es wichtige Ereignisse der chinesischen Geschichte (von der Kulturrevolution über das Tiananmen-Massaker bis hin zur ökonomischen Revolution) abdeckte und diese in die Erlebnisse von Jan Wong eingebettet werden und somit auch realer wurden.

Inhalt:

Die Hauptfigur dieses Romans ist die Autorin Jan Wong selbst. In dem Roman wird der Lebensweg von Jan Wong und ihre Beziehung zu China bzw. der Wandel dieser Beziehung beschrieben.

 

Jan Wong ist im Jahr 1976 ist eine junge kanadische 19-jährige Frau mit chinesischen Wurzeln, welche gerade die die High-School abgeschlossen hat. Sie ist tief betroffen von der Schießerei an der Kent Universität. Beeinflusst von der allgemeinen Weltpolitik und der Hippie-Bewegung kommt sie zu der Überzeugung, dass die westliche Gesellschaft, dass insbesondere Frauen schlecht behandelt werden und dass der Kommunismus und besonders der Maoismus die Antwort auf all diese Probleme waren.

 

Sie bewarb sich, um in China drei Monate zu studieren. Ihre Bewerbung wurde angenommen, sodass sie zu einem der ersten ausländischen Studenten wurden, denen sie genehmigt wurde. Ihr Auslandssemester weitete sie auf ein Jahr aus und insgesamt studierte sie dann doch vier Jahre an der Universität Peking. Nach ihrem Abschluss und ein paar Jahren in Kanada und Amerika kehrt sie zurück nach China als Korrespondentin für die Zeitung „Globe an Mail“. Sie arbeitete als Korrespondentin in China bis einiger Jahre nach dem Tiananmen Massaker.

 

Das Buch behandelt den gesamten oberen Zeitabschnitt Zunächst war Jan ein radikale Maoistin und glaubte alles, was ihr erzählt wurde. Im Rückblick erschaudert sie aufgrund der Dinge, die als wahr hingenommen hat. Niemand – nicht einmal ihre eigene Verwandtschaft – war mutig genug, ihr zu sagen, welche Dinge sich wirklich in China abspielen.

 

Während ihres Studiums an der Universität Peking war die kulturelle Revolution noch im Gange. Stundenten wurden regelmäßig auf das Land geschickt, um im Sinne von Arbeitsgruppen durch harte Arbeit eine proletarische Erneuerung des Denkens und der Gesellschaft zu erzielen, sodass ein weiterer Schritt zum idealen Sozialismus vollbracht werden sollte. Jan ist eine derartig überzeugte Maoistin, dass sie darum kämpft mitfahren zu dürfen und sie fand die Erfahrung zu der damaligen Zeit wundervoll. Sie wurde Zeuge und Teilnehmerin an Sitzungen, in denen „Klassenfeinde“ bzw. „Feinde der Gesellschaft“ denunziert wurden, wobei sie den fehlenden Enthusiasmus aller Teilnehmer nicht verstehen konnte. Es werden nicht nur die persönlichen Erfahrungen behandelt, sondern auch Beziehung zu den damalig aktuellen politischen Ereignissen hergestellt. Mao spielte Deng Xiaoping gegen die „Gruppe der Vier“. Maos Ehefrau Jiang Qing war die Anführerin dieser Gruppe und glaubte an Maos Idee des ewigen Klassenkampfes und wollte verhindern, dass die Studenten sich zu einer elitären Gruppe von neuen Gebildeten entwickeln durften. Daher wurde das Studium regelmäßig durch Arbeitseinlage unterbrochen. Aufgrund dessen war die meisten Zeit ihres Studiums eine Verschwendung, denn zu der Zeit, als Jan ihren Abschluss eigentlich erlangte, wurde keinem Studenten offiziell der Abschluss in Form eines Diploms erteilt. Nach dem Tod Maos und der Verhaftung der Gruppe der Vier war Jan gezwungen zu sehen, dass viele Dinge, die sie durchgemacht hatte, nur Lügen und Propaganda gewesen waren.

 

Danach kehrt sie nach Amerika zurück und studiert Journalismus. Sie kehrt als Korrespondentin für die Zeitung „Globe and Mail“ zurück nach Peking. In dieser Periode des Buches widmet sie der Gesellschaft viel Raum. Sie beschreibt, wie die Kommunistische Partei ihre Macht missbraucht, über den weiterhin bestehenden Frauenhandel, über den armen Teil der Bevölkerung, der von der ökonomischen Revolution ausgelassen wurde, über die stete Anwendung der Todesstrafe und über den Handel von Organen der Hingerichteten. Ihre beiden Kinder werden in China geboren und dies bewirkt, dass Jan die Dinge in einer neuen Perspektive einschätzt.

Sie war Augenzeuge des Tiananmen-Massakers auf ihrem Balkon und musste mit ansehen, wie Soldaten Studenten erschossen haben. Erschüttert recherchiert sie, wie der Staat die Überlebenden und deren Familien behandelt und trifft sich unter höchster Gefahr mit Regimekritikern.

 

Analyse und Fazit

Viele positive Aspekte machen das Buch lesenwert. Den Wandel ihrer Beziehung zu China beschreibt Jan Wong auf eine sanft-ironische Weise, die das Buch sehr unterhaltsam macht und zugleich ihr jungendlichen Enthusiasmus unterstreicht. Gerade die Entmythisierung ihres zuvor unerschütterlichen Glaubens in dem Maoismus fasziniert. Das Buch öffnet dem Leser die Augen für die chinesische Kultur durch die persönlichen Erlebnisse von Jan Wong und fördert so das Verständnis für kulturelle Aspekte, die einem auf dem ersten Blick sehr befremdlich erscheinen können. Durch ihr Leben in China werden kulturelle Unterschiede aus westlicher Sicht erzählt, doch beschreibt sie kulturelle Unterschiede ohne zur Beurteilen. Positiv ist zudem, dass viele wichtige geschichtliche Aspekte beschrieben werden, sodass Leser mit geringen Vorkenntnissen diesen folgen können und auf diese Weise erlangt der Leser wichtige geschichtliche Kenntnissen, die die Annäherung an das Selbstverständnis Chinas unterstützen. Die einzige Schwäche ist, dass der Titel des Buches ungeklärt bleibt. Das Buch ist unterhaltsam und zugleich lehrreich, daher kann ich das Buch Interessierten nur empfehlen.

 

 

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