Tuesday’s Debate vom 15.11.2016

Aus Münster besuchte uns Christof Saß, der einen Workshop für uns veranstaltete.

Aus Münster besuchte uns Christoph Saß, der einen Workshop für uns veranstaltete.

In vollen Rängen wurde sich eifrig am Workshop beteiligt.

In vollen Rängen wurde sich eifrig am Workshop beteiligt.

Untypisch starteten wir diese Woche in unsern Debatten­dienstag. Vom De­bat­tier­­club der Universität Münster besuchte uns heute Christoph* und hielt einen Workshop darüber ab, wie man zu einer bestimmten Motion passende Argumente finden kann. Beispielhaft wurde dies an der Motion „Dieses Haus glaubt, wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen sollten eher von einem Parlament als in Volksabstimmungen getroffen werden“ durchexerziert. Dabei wurde schnell klar: es braucht nicht viele Argumente, um eine Debatte gewinnen zu können. Zunächst wurde die Motion in zwei große Kernkritikpunkte aufgeteilt: die Meinungsbildung und die Wahlbeteiligung. In einem Zeitraum von dreißig Minuten stellten unsere Debattierenden dann interaktiv tiefergreifende Kritiken heraus – von den Pro­ble­men, die mit der Presse und möglicher Beeinflussung einhergehen, von Beeinflussung durch Populisten und den Pro­ble­men der Relevanz einzelner Ab­stim­mungen, die sich auch auf die Wahlbeteiligung auswirken würden.

Der gegebene Workshop wurde von unseren Mitgliedern sehr gut angenommen, was sowohl die Anwesenheit als auch die interaktive Beteiligung zeigten. Dass auch die Inhalte des Workshops ihre Früchte trugen, zeigte sich dann in den beiden Debatten – einer englischen und einer deutschen –, die sich beide mit einer schwerwiegenden Debatte beschäftigten. Denn die Regierung forderte, die Kran­ken­kas­sen­bei­trä­ge für über­ge­wich­ti­ge Men­schen zu erhöhen.

Die Regierung bleibt trotz Gegenreden standhaft.

Die Regierung bleibt trotz Gegenreden standhaft.

Hierbei zog die Regierung gleich eine definitorische Grenze: als über­ge­wich­tig soll­ten dem­nach alle Men­schen gelten, die mit einem BMI von über 30 geführt würden; lediglich mit der Einschränkung, dass Profisportler ausgenommen seien, da diese einen solchen BMI teilweise für ihren Sport benötigen könnten. Aus der Erhöhung der Beiträge für adipöse Menschen erhoffte sich die Regierung mehr Gerechtigkeit für alle Kran­ken­kas­sen­zah­ler. Bisher sei es noch so, dass alle Men­schen den gleichen Betrag – unabhängig von ihrem Körpergewicht – zahlen müssten. Doch adipöse Men­schen würden nachgewiesen häufiger krank, sowohl körperlich durch Anstrengungen, als auch psychisch durch gesellschaftliches Mobbing, wodurch sie häufiger auf Kuren oder ähnliche aufbauende Maßnahmen angewiesen wären. Somit würden die Beiträge von gesunden und von adipösen Men­schen nicht in einem fairen Verhältnis zueinander erhoben. Eine Erhöhung der Beiträge würde Anreize schaffen, dass sich Übergewichtige um das Abnehmen kümmern würden, um so wieder ein leistungs­fähiger Bestandteil der Gesellschaft werden zu können, der sich nicht ausgegrenzt zu fühlen brauche.

In der Opposition wird derweil auch mit Gesten gesprochen.

In der Opposition wird derweil auch mit Gesten gesprochen.

Dass gerade diese Ausgrenzung auch von der Regierung vorgenommen werde, warf die Opposition ihrerseits vor. Es sei dis­kri­mi­nie­rend, über­ge­wich­ti­ge Men­­schen mehr zahlen zu lassen; schließlich könne man keine Grenze dazwischen ziehen, wer nicht abnehmen wolle und wer krank­heits­be­dingt nicht abnehmen könne. Durch diese neue Regelung würde ein von der Regierung gestützter Schlank­heits­wahn gefördert, der die Men­schen unter noch mehr Druck setzen würde, als allgemein schon. Dieser Druck würde unweigerlich in einen Teufelskreis führen; so bringe das Übergewicht den Menschen in eine Position des Drucks, dem er nicht standhalten könne und daher in Depressionen und Burnout geraten würde. Diese würden bekanntermaßen zu Antriebslosigkeit führen, die folgend alle Bestrebungen, abzunehmen, im Keime erstick. Auch würde der erzeugte Druck dazu führen, dass sich adipöse Menschen nicht mehr in die Gesellschaft begeben wollen würden, aus Angst, diskriminiert zu werden. Das Fehlen sozialer Kontakte und die Angst vor Ablehnung bei möglichen Partnerschaften würden die Symptome von Depressionen und Burnout weiter steigern. Der Teufelskreis sei perfekt. Auch aus den Reihen der freien Redner schloss sich unter anderem Jessica an, die vorschlug, nicht die adipösen Menschen zu bestrafen, sondern die normalgewichtigen Menschen in ihren sportlichen Aktivitäten zu fördern.

Unser Gast ließ es sich nicht nehmen, die Debatte zu jurorieren!

Unser Gast ließ es sich nicht nehmen, die Debatte zu jurorieren!

Nach einer sehr hitzigen und span­nen­den De­bat­te schaffte es schließ­lich die Op­po­si­tion, die Ju­ro­ren von sich zu über­zeu­gen und den Sieg für sich zu ver­bu­chen. Damit wird es also keine erhöh­ten Kas­sen­bei­trä­ge für über­ge­wich­ti­ge Men­schen ge­ben!

 

 

 

* Christoph studiert seit 5 Semestern evangelische Theologie in Münster. Durch einen Kumpel ist er damals an das Debattieren gekommen, hat Spaß daran gefunden und seine Wettstreitlust im Wortgefecht entdeckt. Für ihn stehen vor allem der Spaß am Debattieren und das damit einhergehende Hinterfragen und Verstehen der Welt im Vordergrund.

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