
Aus Münster besuchte uns Christoph Saß, der einen Workshop für uns veranstaltete.

In vollen Rängen wurde sich eifrig am Workshop beteiligt.
Untypisch starteten wir diese Woche in unsern Debattendienstag. Vom Debattierclub der Universität Münster besuchte uns heute Christoph* und hielt einen Workshop darüber ab, wie man zu einer bestimmten Motion passende Argumente finden kann. Beispielhaft wurde dies an der Motion „Dieses Haus glaubt, wichtige Entscheidungen sollten eher von einem Parlament als in Volksabstimmungen getroffen werden“ durchexerziert. Dabei wurde schnell klar: es braucht nicht viele Argumente, um eine Debatte gewinnen zu können. Zunächst wurde die Motion in zwei große Kernkritikpunkte aufgeteilt: die Meinungsbildung und die Wahlbeteiligung. In einem Zeitraum von dreißig Minuten stellten unsere Debattierenden dann interaktiv tiefergreifende Kritiken heraus – von den Problemen, die mit der Presse und möglicher Beeinflussung einhergehen, von Beeinflussung durch Populisten und den Problemen der Relevanz einzelner Abstimmungen, die sich auch auf die Wahlbeteiligung auswirken würden.
Der gegebene Workshop wurde von unseren Mitgliedern sehr gut angenommen, was sowohl die Anwesenheit als auch die interaktive Beteiligung zeigten. Dass auch die Inhalte des Workshops ihre Früchte trugen, zeigte sich dann in den beiden Debatten – einer englischen und einer deutschen –, die sich beide mit einer schwerwiegenden Debatte beschäftigten. Denn die Regierung forderte, die Krankenkassenbeiträge für übergewichtige Menschen zu erhöhen.

Die Regierung bleibt trotz Gegenreden standhaft.
Hierbei zog die Regierung gleich eine definitorische Grenze: als übergewichtig sollten demnach alle Menschen gelten, die mit einem BMI von über 30 geführt würden; lediglich mit der Einschränkung, dass Profisportler ausgenommen seien, da diese einen solchen BMI teilweise für ihren Sport benötigen könnten. Aus der Erhöhung der Beiträge für adipöse Menschen erhoffte sich die Regierung mehr Gerechtigkeit für alle Krankenkassenzahler. Bisher sei es noch so, dass alle Menschen den gleichen Betrag – unabhängig von ihrem Körpergewicht – zahlen müssten. Doch adipöse Menschen würden nachgewiesen häufiger krank, sowohl körperlich durch Anstrengungen, als auch psychisch durch gesellschaftliches Mobbing, wodurch sie häufiger auf Kuren oder ähnliche aufbauende Maßnahmen angewiesen wären. Somit würden die Beiträge von gesunden und von adipösen Menschen nicht in einem fairen Verhältnis zueinander erhoben. Eine Erhöhung der Beiträge würde Anreize schaffen, dass sich Übergewichtige um das Abnehmen kümmern würden, um so wieder ein leistungsfähiger Bestandteil der Gesellschaft werden zu können, der sich nicht ausgegrenzt zu fühlen brauche.

In der Opposition wird derweil auch mit Gesten gesprochen.
Dass gerade diese Ausgrenzung auch von der Regierung vorgenommen werde, warf die Opposition ihrerseits vor. Es sei diskriminierend, übergewichtige Menschen mehr zahlen zu lassen; schließlich könne man keine Grenze dazwischen ziehen, wer nicht abnehmen wolle und wer krankheitsbedingt nicht abnehmen könne. Durch diese neue Regelung würde ein von der Regierung gestützter Schlankheitswahn gefördert, der die Menschen unter noch mehr Druck setzen würde, als allgemein schon. Dieser Druck würde unweigerlich in einen Teufelskreis führen; so bringe das Übergewicht den Menschen in eine Position des Drucks, dem er nicht standhalten könne und daher in Depressionen und Burnout geraten würde. Diese würden bekanntermaßen zu Antriebslosigkeit führen, die folgend alle Bestrebungen, abzunehmen, im Keime erstick. Auch würde der erzeugte Druck dazu führen, dass sich adipöse Menschen nicht mehr in die Gesellschaft begeben wollen würden, aus Angst, diskriminiert zu werden. Das Fehlen sozialer Kontakte und die Angst vor Ablehnung bei möglichen Partnerschaften würden die Symptome von Depressionen und Burnout weiter steigern. Der Teufelskreis sei perfekt. Auch aus den Reihen der freien Redner schloss sich unter anderem Jessica an, die vorschlug, nicht die adipösen Menschen zu bestrafen, sondern die normalgewichtigen Menschen in ihren sportlichen Aktivitäten zu fördern.

Unser Gast ließ es sich nicht nehmen, die Debatte zu jurorieren!
Nach einer sehr hitzigen und spannenden Debatte schaffte es schließlich die Opposition, die Juroren von sich zu überzeugen und den Sieg für sich zu verbuchen. Damit wird es also keine erhöhten Kassenbeiträge für übergewichtige Menschen geben!
* Christoph studiert seit 5 Semestern evangelische Theologie in Münster. Durch einen Kumpel ist er damals an das Debattieren gekommen, hat Spaß daran gefunden und seine Wettstreitlust im Wortgefecht entdeckt. Für ihn stehen vor allem der Spaß am Debattieren und das damit einhergehende Hinterfragen und Verstehen der Welt im Vordergrund.
Leave a Reply
Be the First to Comment!