Tuesday’s Debate vom 13.12.2016

Castro hin oder her - am Ende mag man sich doch.

Castro hin oder her – am Ende mag man sich doch.

Fidel Castro – Held oder ruchloser Diktator? Um diese Kernfrage drehte sich unsere heutige Debatte. Castro, der am 26. Juli 1953 mit einer Guerilla-Truppe einen ersten Schlag gegen die amerikanische Kaserne in Santiago verübte, verfolgte das Ziel, Sozialreformen, Demokratie und die Verfassung von 1940 wiederherzustellen und sich gegen den amerikanischen Einfluss zu erwehren. Nach einer Haft und einem Aufenthalt im Exil schlug er im Dezember 1956 erneut zu und schaffte es schließlich, Fulgencio Batista, den herrschenden Diktator mit US-Unterstützung, zu vertreiben und seinen Platz einzunehmen. Es folgte eine angespannte Zeit, geprägt vom Kalten Krieg, wirtschaftlichen Embargos seitens der USA gegen Kuba und dem Zerfall des stärksten Verbündeten Kubas: der sozialistischen UdSSR. Unter diesen wirtschaftlichen Niederschlägen litt unter anderem auch das Volk, gespalten in seiner Meinung zu Castro.1 Die Regierung ihrerseits war in dieser Woche jedoch nicht gespalten und forderte, dass die Regierungszeit Castros als positiv gewürdigt werden müsse.

Kevin aus der Regierung mahnt mit erhobenem Zeigefinger.

Kevin aus der Regierung mahnt mit erhobenem Zeigefinger

„Viva la revolución“ lautete der Kampfruf der Regierung. Ganz zentral stellte sie das Motiv der Freiheit der Kubaner heraus, die sich in den Klauen der Amerikaner weder eine eigene Identität hätten herausbilden können, noch unter dieser Verbindung profitiert hät­ten. Vielmehr sei der Kapita­lis­mus für Kuba sehr schädlich und ein Kampf gegen ihn unum­gäng­lich gewesen. Vor Castro habe Kuba lediglich als Puff und Glücksspiel-Kasino der Amerikaner gedient – mit der starken Abkehr von Amerika unter Castro habe Kuba sich von dieser Ausnutzung erholen können. Auch habe es unter Castro viele positive Veränderungen gegeben; so seien, wie der freie Redner Moritz anmerkte, unter anderem der Sport und die kubanische Musik staatlich gefördert worden. Erst unter Castro und nach der Befreiung von den Amerikanern sei diese eigene Identitätsfindung möglich gewesen. Kuba könne fortan als Zeichen für erfolgreiche Revolutionen stehen, die sich auch gegen übermächtige Staaten zur Wehr setzen können. Eine Errungenschaft, die an der Person Castros hafte und dem­ent­sprech­end auch dazu führen müsse, seine Regierungszeit als insgesamt positiv zu würdigen.

Die oppositionelle Samira weiß ihre zugeloste Position zu vertreten.

Die oppositionelle Samira weiß ihre zugeloste Position zu vertreten

Viva la revolución also? Für die Opposition ein absolutes Unding. Mit dieser gewalttätigen Re­vo­lu­tion sei lediglich ein rechter Dik­tator durch einen linken Dik­tator er­setzt worden – denn Castro habe sich nie­mals, wie eigent­lich gewollt, für demo­kra­tische Prin­zi­pien ein­ge­setzt. Weder sei er frei gewählt worden – er habe den Platz lediglich eingenommen und behalten –, noch gehe er demokratisch mit Regime-Kritikern um, die massenweise in Gefängnisse geschickt würden. Auch sorgte sich die Op­po­si­tion um die Sym­bol­kraft einer Würdigung der Regierung Castros. Was würde in Europa passieren? Könnten sich nicht terro­ris­ti­sche Orga­ni­sation wie die RAF erneut und unter dem Vor­bild Castros sam­meln, und Deutschland erneut in den Terror stür­zen? Auch hob die Oppo­si­tion hervor, dass die Regierung un­zu­rei­chend erklärt habe, weshalb die Revo­lution über­haupt gut gewesen sei. Gegen den Kapita­lismus, gegen Ame­rika – doch warum? Nur um des Kampfes Willen gegen einen über­mäch­tigen Gegner zu kämpfen sei nichts, was zu unter­stüt­zen sei.

Auch die Juror*innen sind sich nicht immer einig.

Auch die Juror*innen sind sich nicht immer einig

Insgesamt verlief die Debatte sehr hitzig, die immer wieder durch den Raum schal­len­den Rufe „Viva la revolu­ción“ und die zahl­reichen Zwischen­rufe, die sogar zu einer ge­schützten Minute führ­ten, zeugten davon, wie emotional die Debatte geführt wurde. Die Ju­ro­ren haben nach einiger Beratungs­zeit dann jedoch die Regie­rung als Sie­ger erklärt. Demnach darf Fidel Castros Regie­rungs­zeit fortan als eine posi­tive Zeit bezeichnet wer­den!


1Alle Informationen entstammen dem Fact-Sheet zur Debatte.

This entry was posted in Allgemein, Tuesday's Debate. Bookmark the permalink.

Leave a Reply

Be the First to Comment!