
Castro hin oder her – am Ende mag man sich doch.
Fidel Castro – Held oder ruchloser Diktator? Um diese Kernfrage drehte sich unsere heutige Debatte. Castro, der am 26. Juli 1953 mit einer Guerilla-Truppe einen ersten Schlag gegen die amerikanische Kaserne in Santiago verübte, verfolgte das Ziel, Sozialreformen, Demokratie und die Verfassung von 1940 wiederherzustellen und sich gegen den amerikanischen Einfluss zu erwehren. Nach einer Haft und einem Aufenthalt im Exil schlug er im Dezember 1956 erneut zu und schaffte es schließlich, Fulgencio Batista, den herrschenden Diktator mit US-Unterstützung, zu vertreiben und seinen Platz einzunehmen. Es folgte eine angespannte Zeit, geprägt vom Kalten Krieg, wirtschaftlichen Embargos seitens der USA gegen Kuba und dem Zerfall des stärksten Verbündeten Kubas: der sozialistischen UdSSR. Unter diesen wirtschaftlichen Niederschlägen litt unter anderem auch das Volk, gespalten in seiner Meinung zu Castro.1 Die Regierung ihrerseits war in dieser Woche jedoch nicht gespalten und forderte, dass die Regierungszeit Castros als positiv gewürdigt werden müsse.

Kevin aus der Regierung mahnt mit erhobenem Zeigefinger
„Viva la revolución“ lautete der Kampfruf der Regierung. Ganz zentral stellte sie das Motiv der Freiheit der Kubaner heraus, die sich in den Klauen der Amerikaner weder eine eigene Identität hätten herausbilden können, noch unter dieser Verbindung profitiert hätten. Vielmehr sei der Kapitalismus für Kuba sehr schädlich und ein Kampf gegen ihn unumgänglich gewesen. Vor Castro habe Kuba lediglich als Puff und Glücksspiel-Kasino der Amerikaner gedient – mit der starken Abkehr von Amerika unter Castro habe Kuba sich von dieser Ausnutzung erholen können. Auch habe es unter Castro viele positive Veränderungen gegeben; so seien, wie der freie Redner Moritz anmerkte, unter anderem der Sport und die kubanische Musik staatlich gefördert worden. Erst unter Castro und nach der Befreiung von den Amerikanern sei diese eigene Identitätsfindung möglich gewesen. Kuba könne fortan als Zeichen für erfolgreiche Revolutionen stehen, die sich auch gegen übermächtige Staaten zur Wehr setzen können. Eine Errungenschaft, die an der Person Castros hafte und dementsprechend auch dazu führen müsse, seine Regierungszeit als insgesamt positiv zu würdigen.

Die oppositionelle Samira weiß ihre zugeloste Position zu vertreten
Viva la revolución also? Für die Opposition ein absolutes Unding. Mit dieser gewalttätigen Revolution sei lediglich ein rechter Diktator durch einen linken Diktator ersetzt worden – denn Castro habe sich niemals, wie eigentlich gewollt, für demokratische Prinzipien eingesetzt. Weder sei er frei gewählt worden – er habe den Platz lediglich eingenommen und behalten –, noch gehe er demokratisch mit Regime-Kritikern um, die massenweise in Gefängnisse geschickt würden. Auch sorgte sich die Opposition um die Symbolkraft einer Würdigung der Regierung Castros. Was würde in Europa passieren? Könnten sich nicht terroristische Organisation wie die RAF erneut und unter dem Vorbild Castros sammeln, und Deutschland erneut in den Terror stürzen? Auch hob die Opposition hervor, dass die Regierung unzureichend erklärt habe, weshalb die Revolution überhaupt gut gewesen sei. Gegen den Kapitalismus, gegen Amerika – doch warum? Nur um des Kampfes Willen gegen einen übermächtigen Gegner zu kämpfen sei nichts, was zu unterstützen sei.

Auch die Juror*innen sind sich nicht immer einig
Insgesamt verlief die Debatte sehr hitzig, die immer wieder durch den Raum schallenden Rufe „Viva la revolución“ und die zahlreichen Zwischenrufe, die sogar zu einer geschützten Minute führten, zeugten davon, wie emotional die Debatte geführt wurde. Die Juroren haben nach einiger Beratungszeit dann jedoch die Regierung als Sieger erklärt. Demnach darf Fidel Castros Regierungszeit fortan als eine positive Zeit bezeichnet werden!
1Alle Informationen entstammen dem Fact-Sheet zur Debatte.
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