
Spannend bis zur letzten Rede – unsere heutige Debatte!
Seit mehr als 50 Jahren herrscht Krieg in Kolumbien. Aufgrund sozialer und wirtschaftlicher Missstände erhob sich damals ein Teil der Bevölkerung, und führte unter dem Namen „FARC“ einen langen und erbitterten Guerillakrieg gegen die kolumbianische Regierung, der bis heute mehr als 200.000 Tote forderte. Die seit 2012 laufenden Friedensverhandlungen, die vom kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos geführt wurden, wurden dieses Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, auch wenn der Friedensvertrag selbst es nicht durch das wenig später durchgeführte Volksreferendum geschafft hat. In der heutigen Debatte wurde jedoch nicht die kolumbianische Seite betrachtet. Der Regierung ging es darum, auch die Bemühungen der FARC zu honorieren, an einem gemeinsamen Frieden zu arbeiten. Dementsprechend forderte sie, auch dem Anführer der FARC einen Friedensnobelpreis zu verleihen.1

Die Regierung gibt sich auf Kommando selbstsicher!
Den Antrag begründete die Regierung damit, dass beide Seiten, sowohl die der Regierung, als auch die der FARC, sich aktiv an der Friedensfindung beteiligt hätten; ein Frieden könne niemals nur von einer Partei allein geschlossen werden. Auch wenn der Frieden vorerst am Referendum gescheitert sei, würde eine Verleihung des Nobelpreises auch an die Seite der FARC den Versuch symbolisch würdigen und weitere Verhandlungen beflügeln. Dass diesem Krieg viele Menschen zu Opfer fielen, wollte die Regierung nicht kleinreden – doch wolle man mit dem Preis auch nicht den Krieg, sondern die anschließenden Friedensbemühungen auszeichnen.

Auch die freien Redner hängen der Opposition gebannt an den Lippen.
Vehement wehrte sich die Opposition jedoch gegen den Wunsch, den Nobelpreis an eine terroristische Organisation bzw. deren Anführer zu vergeben. Diese Auszeichnung sei die höchste Ehre für Friedensbemühungen und sollte nicht an Guerillakrieger vergeben werden. Alle Veränderungen der Gesellschaft und auch alle Friedensverhandlungen könnten ohne Gewalt geführt werden – die FARC hingegen habe von Beginn an die Gewalt sprechen lassen. Ein solches Negativbeispiel mit dem größten Friedenspreis zu honorieren, sei hochgradig kontraproduktiv für alle künftigen Friedensfindungen. Und selbst wenn man die Beteiligung an der Friedensfindung der FARC honorieren wollen würde, so sollte man laut Opposition wenn überhaupt die linke Partei im Parlament auszeichnen, die aus der FARC erwachsen sei. Diese habe an den friedlichen Verhandlungen teilgenommen, nicht die Guerillasoldaten oder gar deren Anführer.

Wie immer unerbitterlich und doch liebenswert – unsere Juroren.
Die Debatte lief sehr angeregt, selten gab es derart viele Zwischenrufe, und auch die Zwischenfragen der jeweiligen Konkurrenz zeigten durchweg die Spannungsladung der Debatte auf, die knisternd in der Luft lag. Die Anstrengungen beider Seiten wurden dann auch nahezu gleichstark von unseren Juroren bewertet; wenngleich die Regierung es mit einem winzigen Vorsprung schaffte, die Debatte für sich zu gewinnen. Damit wurde heute Abend beschlossen, dass auch der Anführer der FARC einen Friedensnobelpreis bekommen sollte – für mehr Frieden und Bemühungen um diesen!
1 Informationen entstammen dem Fact-Sheet zur Debatte.
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