Tuesday’s Debate vom 03.05.2016

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“Wir wollen, dass die Idee und nicht eine einzelne Person polarisiert!” – Samira, Opposition

Die zweite und letzte Welcome Weeks-Veranstaltung dieses Semesters ist vorüber. Mit den obligatorischen Erklärungen zum Club und dem Debattieren allgemein begann Clubvorsitzender Maximilian Erdmann die Veranstaltung, nachdem sich bei Knabberzeug und Softdrinks bereits ein wenig unterhalten wurde. Im Anschluss an die Einführung der Neulinge wurden zunächst kleine Eine-Minute-Debatten zu einem zufälligen Thema debattiert. Mal musste gegen das Wasser allgemein, mal für die Monarchie oder auch für Waschbecken argumentiert werden. Bei diesen kleinen Übungen konnten sich sowohl unsere Neulinge, als auch die alteingesessenen Debattanten bereits ein wenig lockern, bevor es zur dieswöchigen Tuesday’s Debate überging – dieses Mal aufgrund der krummen Teilnehmerzahl im OPD-Stil. Alice Schwarzer! Was kommt Ihnen, als geneigtem*r Leser*in, bei diesem Namen spontan in den Sinn?

Vermutlich lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich vermute, dass Sie zunächst an eine Bewegung gedacht haben, die seit vielen Jahrzehnten für die Rechte der Frau kämpft und bereits viele Erfolge für sich verbuchen kann. In der dieswöchigen Debatte ging es um den Feminismus, dabei vor allem darum, welche Rolle Symbolfiguren und Ikonen für eine Bewegung wie den Feminismus spielen. Konkret glaubte die Regierung, dass der Personenkult der feministischen Bewegung mehr nutze als schade.

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Die freie Rednerin Linda macht sich eifrig Notizen.

Beim Feminismus handle es sich laut der Regierung um eine revolutionäre Bewegung, bei der sich ein jeder aktiv einbringen könne. Doch um Menschen für seine Idee zu aktivieren und diese in die Gesellschaft hinauszutragen, brauche es zwingend eine Leitfigur wie Alice Schwarzer. Diese Figuren würden der Identifikation der einzelnen Mitglieder mit der Bewegung dienen und auch als Aushängeschild für die Medien fungieren, an denen sich konkrete Forderung der Bewegung leichter festmachen und diskutieren ließen. Als konkretes Beispiel führte die Regierung an, dass das Abtreibungsrecht für Frauen erst dadurch einen Weg ins Gesetz gefunden habe, dass viele Frauen sich offen dazu bekannt hätten, abgetrieben zu haben. Erst damit hätten Diskussion zu diesem Thema in der Gesellschaft tten. Es brauche folglich zwingend Ikonen, um eine Bewegung zu kreieren, dieser anschließend als Sprachrohr zu dienen und gleichzeitig eine gesellschaftliche Diskussion überhaupt erst anstoßen und sie damit möglich machen.

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Die Opposition zeigt sich in ihren Nachfragen unnachgiebig.

Doch die Opposition stellte sich hart dagegen. Man wolle nicht, dass irgendwelche Personen eine polarisierende Wirkung erzielen, sondern dass die Idee und die Bewegung selbstständig polarisieren. Der Feminismus sei eine weitreichende und große Idee, die aufgrund der zahlreichen Erfolge deutlich gemacht habe, dass die Idee sich auch selbst tragen könne. Es brauche demnach keine Ikonen, keine einzelnen Personen, die symbolisch für eine Bewegung stünden. Die Fixierung auf eine einzelne Person bringe nämlich auch schwerwiegende Probleme mit sich; denn einzelne Personen seien anfälliger für Fehlbarkeit. Ob Steuerhinterziehung, Trunkenheit auf der Bühne oder auch nur ein falsches Wort – laut der Opposition sei die Gefahr stets gegeben, dass bei einer zu engen Verbindung zwischen Ikone und Bewegung ein Fehlverhalten sich automatisch auch auf die Idee der Bewegung auswirke. Hinzu komme das gestiegene Interesse der Medien an Ausrutschern, die dieses Fehlverhalten noch schlimmer als in der Vergangenheit tadeln würden und damit der Bewegung zusätzlich schaden könnten. Auch sei die Versuchung zu groß, dass das Individuum sich hinter der Ikone verstecken könne, sich gefühlt also nicht aktiv an der Durchsetzung der Idee des Feminismus beteiligen müsste, da die Ikone diesen Job übernehmen könne.

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Die Juroren und die freien Redner folgen konzentriert den Argumenten beider Seiten.

Mit diesen Argumenten schaffte die Regierung es, die freie Rednerin Linda auf ihre Seite zu ziehen, während sich Achmed und Sherif der Argumentation der Opposition anschlossen. Dies spiegelte letztlich auch die Entscheidung der Jury wider, nach der die Opposition der Regierung in dieser sehr spannenden Debatte leicht überlegen war und den Tagessieg errang. Das bedeutet wohl das Aus für Frau Schwarzer als Ikone und ein neues Aufleben der Masse – also auf zu den Schildern, wackere Leser*innen!

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