Ein Stream aus dem StuPa

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Der Auftrag zur Politischen Bildung

Auf der siebten Sitzung des 44. Studierendenparlaments der Studierendenschaft Paderborn hat die Debating Society Paderborn aller Kritik zum Trotz erfolgreich den ersten Live-Stream für interessierte Studierende bereitgestellt.

Viele Studierende kennen das StuPa leider gar nicht, geschweige denn, dass, wenn sie es kennen, sie als Zuschauer zu den Sitzungen gehen und sich anschauen, was das von ihnen gewählte Parlament für Entscheidungen trifft. Das es so ist, hat die vom letzten AStA durchgeführte Befragung ergeben (AStA Studierendenbefragung 2015). Gründe dafür gibt es viele. Sei es zum Beispiel der zeitliche Aufwand, den es braucht, um zur Sitzung zu gehen oder auch der räumliche Faktor, dem in der vorlesungsfreien Zeit eine besondere Bedeutung zukommt. Beides setzt aber in jedem Fall das Wissen voraus, dass die Sitzungen stattfinden und welchen Einfluss sie auf das Leben aller Studierenden haben. Mit unserer Initiative möchten wir dem schwachen Interesse entgegenwirken und die Hochschulpolitik wieder aus den Schatten des Desinteresses heben.

In der demokratischen Grundordnung unserer Gesellschaft ist die Berichterstattung eine zentrale Kraft. Das Grundgesetz schützt die Meinungs- und Pressefreiheit zur Kontrolle der von der Wählerschaft vergebenen Macht besonders. Erst dadurch, dass die Öffentlichkeit erfährt, was ihre Repräsentanten machen, bekommt sie wiederum den Einfluss darauf, die Macht bei Wahlen neu und besser zu verteilen – das wissen wir eigentlich spätestens seit dem Politikunterricht in der fünften Klasse. Jeder, der ein öffentliches Amt wie das eines Parlamentariers des StuPa bekleidet, muss also mit dem Interesse der Öffentlichkeit rechnen, ja sollte das als Demokrat sogar einfordern.

Die Debating Society Paderborn ist der Projektbereich der Studierendenschaft, der unter anderem für die politische Bildung verantwortlich ist. Einer solchen Aufgabe gerecht zu werden, ist nicht immer einfach. Schnell mischt man seine persönliche Meinung in das Wissen, das man vermitteln will. Genau da hat das Debattieren einen formalen Vorteil: Es geht nicht um die Inhalte, die debattiert werden, sondern um die Art und Weise, wie man überzeugende Argumentationen aufbaut, die besser als die Argumentation der Gegenseite ist. Im Debattieren werden sowohl die Rolle (eröffnender, erweiternder oder zusammenfassender Redner), als auch die Position (dafür oder dagegen) ausgelost, bevor man das zu debattierende Thema überhaupt kennt. So wird man oft mit einer Position betraut, die gar nicht die eigene ist und man lernt, sich auch für andere Ansichten zu öffnen. Eine sehr wertvolle Bildung, gerade in dieser immer extremer werdenden Zeit. Die Idee eines Studierenden, dass ein Live-Stream aus dem Parlament bereitgestellt werden könne, stieß bei uns auf offene Ohren. Es ist die ideale Form der politischen Bildung, die durch und durch neutral ist. Daher sahen wir direkt unseren Auftrag, mit diesem Medium die politikverdrossenen Studierenden ins Parlament einzuladen.

Über den Auftrag hinaus entwickeln wir gerade selbstmotiviert die Kompetenz des Streamings. Mit einem großen, von der Uni geförderten Projekt zur Digitalisierung von Debatten wollen wir räumlich getrennte Fraktionen zueinander bringen (DDC Projekt der DSP) – um so zum Beispiel eine Debatte zu TTIP mit deutschen und amerikanischen Studierenden zu führen, die live im Netz und sogar im Audimax übertragen werden kann. Aus den Erfahrungen im Parlament möchten wir gerne für unser Projekt lernen und einzelne Dinge ausprobieren. Damit verbinden wir einerseits erste Probeläufe für unser großes Projekt, andererseits stellen wir der Studierendenschaft die Technik und das nötige Wissen bereit, auch in Zukunft Livestreams veranstalten zu können.

Der Bedarf an Transparenz ist groß, die Legitimation gegeben und sowohl der Auftrag erteilt, als auch Kompetenz erarbeitet.

Und die Statistik spricht für sich: Mit einer nur zweistündigen Ankündigung vor der Sitzung konnten wir bis zum Sitzungsende fast 300 Aufrufe registrieren. Zum Ende des Tages, lange nachdem die Sitzung wegen Beschlussunfähigkeit beendet wurde, waren es sogar schon über 600 Aufrufe. Diese interessierten Massen könnte man – wenn überhaupt – im Audimax beherbergen.

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Interessanterweise stellte sich das zu einem großen Teil abgeneigte Parlament mit der Videoaufzeichnung außerdem als sehr produktiv heraus. Erfahrungsgemäß dauern StuPa-Sitzungen lange, es wird viel geredet und gerne wird es auch persönlich. Dieses Mal hingegen wurde in einer halben Stunde so zügig und konstruktiv gearbeitet, wie sehr, sehr selten.

Bei diesem ersten Versuch haben wir vieles gelernt. So werden wir versuchen, die Bildqualität deutlich zu verbessern. Außerdem würden wir gerne schon bald den Flash-Stream durch html5 ersetzen – denn dann können auch mobile Geräte auf den Stream zugreifen.

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