Bericht zur ZEIT-Debatte in Paderborn vom 17.03. bis 19.03.2017

Die ZEIT-Debatte in Paderborn. Einmal bitte winken!

Die ZEIT-Debatte in Paderborn. Einmal bitte winken!

Es war ein ereignisreiches Wochenende in Paderborn. Wortgladiatoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lieferten sich packende Debatten um festzustellen, wer am ehesten in die Fußstapfen von Cicero und Demosthenes zu treten vermochte.

Sämtliche Teilnehmer gaben ihr Bestes und bewiesen damit, dass die hohe Kunst der Hochschuldebatte auch im Herzen von Europa ihren rechtmäßigen Platz gefunden hat.

Doch die Hochschuldebatte ist nicht nur Gesellschaftskunde, besteht nicht nur aus Politiktalk. Auch die gemeinsam verbrachte Zeit mit den Kommiliton*innen stellt einen wichtigen Anteil am Gesamtbild des Turnieres dar.  So wurden die Angebote der Debating Society Paderborn, dem gastgebenden Verein, freudig angenommen. Doch dazu später mehr.

Bereits in den frühen Morgenstunden des Freitags (ab zirka 10:00 Uhr, also kurz nach dem Aufstehen) begann das Team der DSP mit dem Aufbau. Die Räume mussten hergerichtet, Wegweiser aufgehängt und alles einmal durchgewischt werden. Nachdem das erledigt war, kam die Detailarbeit dran: Stoppuhren und Klingeln in allen Debattierräumen, Snacks und Getränke im Pausenraum, sicherstellen, dass der Beamer im Versammlungsraum auch funktionstüchtig ist. Danach war alles vorbereitet, die Meute konnte kommen. Und das tat sie auch. Als schließlich alle Teilnehmer*innen ihre Ausweise und Zimmerschlüssel hatten und das Gepäck aus dem Weg geräumt war, gab es eine erste Versammlung inklusive Begrüßung durch die Chefjuroren und Marco Kerkemeier, den hochgeschätzten Präsidenten der DSP.

Nach der Ankunft am ersten Abend.

Nach der Ankunft am ersten Abend.

Nach der Begrüßung und dem ersten Käffchen für die Teilnehmer*innen ging es auch schon mit der ersten Vorrunde los. Das Thema lautete: „DHG, dass die CDU Parteien rechts von ihr verhindern sollte, indem sie opportunistisch deren Positio­nen besetzt“. Also erstmal eine Politik­debatte zum Einstieg. Die Debatten wurden intensiv geführt und schon jetzt war klar, dass es hier nicht um den letzten Keks in der Dose ging, sondern um Ruhm und Prestige; entsprechend enthusiastisch zeigten sich die Redner*innen trotz der zum Teil langen Anreise ins Herz Ost-Westfalens. Während die Debatte an Fahrt aufnahm, musste sich das Orga-Team um eine eigene Fragestellung kümmern: Binnen knapp anderthalb Stunden würden 120 hungrige Mäuler zu stopfen sein – wie sollte das nur gehen? Ganz easy, wie es sich herausstellte. Der Asia-Imbiss Yummy in der Nähe der Universität lieferte leckerste asiatische Nudel- und Reisgerichte, die wir nur noch warmhalten mussten, bis die Debatte zu Ende war.  Die Resonanz auf die Mahlzeit aus Fernost war durch die Bank weh positiv und es gab keine Beschwerden, da wir auch an unsere vegetarischen und veganen Mitmenschen gedacht hatten.

Somit konnte also der Social-Teil des Abends beginnen, wobei es für die Debattanten zwei Optionen gab: Ganz leger in der Jugendherberge vorm Kamin hocken, Bier trinken und Karten spielen, oder unter Leitung des hippen Feel-Good-Officers Kevin ins Bambi gehen, einen stadtbekannten Club, um dort zu feiern und zu tanzen. Wie es sich herausstellte, wollte die überwiegende Mehrheit weniger abzappeln, und so traf man sich im Kaminzimmer und ließ den Abend langsam ausklingen.

Eine unserer insgesamt 7 debattierten Motions.

Eine unserer insgesamt 7 debattierten Motions.

Am nächsten Morgen wurden die Teilneh­mer*innen durch den Wake-Up-Beauftragten der DSP pünktlich geweckt, um sich ohne Stress auf den Tag vorbereiten zu können. Nach dem anschließenden Früh­stück in der Jugend­her­ber­ge ging es per Bustransfer zur Uni, wo bereits alles für einen Tag voller Wortgefechte und qualmenden Köpfen vorbereitet war. Heute stand das Gros der Vorrunden an, ganze vier an der Zahl. Von einer Debatte mit durchaus ironischem Unterton (DHG, dass das gegenwärtige Hochschuldebattieren mehr schadet als nützt) bis zum Thema Völkermord (DHG, die deutsche Gesellschaft sollte das Konzept der Singularität des Holocaust aufgeben) war alles dabei, also ein Potpourri aus spannenden Themen, zu denen Stellung bezogen werden musste.

Jedoch gab es auch hinter den Kulissen viel zu tun. So hatten etwa gleich drei Mitglieder der DSP die Aufgabe, alles fotografisch festzuhalten; unser Medienfachmann Dennis twitterte fleißig ins Netz und Benedikt sowie einige Helfer sorgten dafür, dass es stets genug Kaffee und Snacks gab, um zwischendurch die Nerven zu beruhigen, bevor es wieder ernst wurde. Der Vorstand der DSP war derweil schwer damit beschäftigt, noch letzte Vorbereitungen für das Finale am nächsten Tag zu organisieren: es musste sichergestellt werden, dass die Ehrenjury in Empfang genommen wird, die Technik im Audimax der Theologischen Fakultät Paderborn musste funktionstüchtig sein, die Broschüre zum Finale in Druck gegeben werden, und und und… also ziemlich viel zu tun. Allerdings brach niemand in Tränen oder Schreikrämpfe aus deswegen, da alles gekonnt nacheinander abgearbeitet wurde. Hier kamen die legendäre Arbeitsmoral und der Fleiß der Ostwestfalen zum Vorschein, da alle mit anpackten und somit jeder Punkt rechtzeitig erledigt werden konnte. Auch wenn es mal stressiger wurde, so verlor keiner den Überblick und es brach kein Chaos aus.

Am Samstagabend stand das große Grillen an.

Am Samstagabend stand das große Grillen an.

Auch am Samstagabend gab es wieder ein leckeres Abendessen. Diesmal wurde gegrillt, sowohl vegan als auch die klassische Variante mit Steak und Wurst. Auch wenn es platzbedingt zu Nach­schub­pro­ble­men kam – wir hatten eben nur zwei Grills und auch diese haben nur begrenzt Fläche zum Auflegen) wurde am Ende doch jeder satt. Ein weiteres Highlight war Benedikts Zauber­trunk, hergestellt aus Crushed Ice, Zitronen, Zucker und Vodka. Doch da der Zucker den Eigengeschmack des Vodka überdeckte, ging das Gemisch weg wie warme Semmeln und wurde gerne getrunken. Nach dem Abendessen ging es mit dem Bus erst zurück zur Jugendherberge und anschließend, nach einer kurzen Pause dort, um eventuell nochmal den Lidschatten nachzuziehen, mit dem Bus weiter zur Kulturwerkstatt, wo die DSP wahrlich keine Kosten und Mühen scheute, um die Teilnehmer*innen bei Laune zu halten. Getränke, DJ und Lichtshow waren vor Ort, sodass schnell gute Stimmung aufkam. Doch eines war allen klar: Am nächsten Morgen würde es ernst werden – das Finale stand an. Jetzt ging es um alles.

Nun war also der letzte Tag angebrochen. Das Finale stand vor der Tür und die Spannung stieg merklich an. Doch zunächst musste das Halbfinale überwunden werden. Zum Thema „DHG die feministische Bewegung sollte Frauen dazu aufrufen, am Weltfrauentag die Arbeit niederzulegen“ gaben die verbliebenen Teams noch einmal alles, um einen der begehrten Finalplätze für sich in Anspruch nehmen zu können. Auch hier arbeitete die DSP im Hintergrund auf Hochtouren, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Das Mittagessen, nämlich Döner, wurde beschafft, die Ehrenjury in Empfang genommen und das Kuchenbuffet aufgebaut. Letzteres stieß besonders bei der anwesenden Lokalpresse auf positive Resonanz, was uns als Gastgeber natürlich freut.

Doch kommen wir zum Höhepunkt des Turnieres: dem Finale. Alles oder nichts. Sieg oder Niederlage. Pokal oder Plätzchen.

Das große Finale fand in der Theologischen Fakultät statt.

Das große Finale fand in der Theologischen Fakultät statt.

Das Audimax war äußerst gut besucht und die Zuschauer waren ebenso gespannt darauf, welches Thema im Finale behandelt werden würde, wie die Debattanten und die anwesenden der DSP. Nach ein paar Begrüßungsworten von unserem Präsidenten Marco wurde der Schleier gelüftet: „DHG, türkische Politiker sollten in Deutschland keinen Wahlkampf betreiben dürfen“. Noch tagesaktueller konnte das Thema gar nicht mehr sein, würden nun also die Redner*innen argumentieren müssen. Ein wahrlich würdiges Thema für das Finale, keine Frage. Während sich die Teams zum Brainstorming zurückzogen, gab es eine weitere Rede zu hören, dieses Mal vom Ehrenjurymitglied Karl-Heinz Wange, seines Zeichens Bundes­tags­ab­ge­ord­net­er der CDU. In seiner Rede wies er gekonnt darauf hin, dass das Finalthema in Paderborn auch in der Bundeshauptstadt kontrovers diskutiert werde. Des Weiteren mahnte er, stets zur Wahl zu gehen und nicht einfach daheim zu bleiben, auch wenn das einfacher oder gemütlicher wäre. Das Recht zu wählen sei hart erstritten worden und grade in politisch und gesellschaftlich unruhigen Zeiten wie diesen sei es umso wichtiger, davon Gebrauch zu machen.

Da wir im BP-System debattierten, gab es zwei Teams auf Seiten der Regierung und zwei auf der Seite der Opposition. Die Teams würden sich also besonders viel Mühe geben müssen, um mit ihren Argumenten hervorzustechen und das Finale für sich entscheiden zu können, ohne sich zu wiederholen oder zu ähnlich zu argumentieren, wie das zweite Team der eigenen Seite.

Es wurde eine hitzig geführte Debatte auf sehr hohem Niveau, in der alle Redner*innen ihr bestes gaben, um zu gewinnen. Beide Seiten führten gut ausgearbeitete Argumente an; die Regierung zum Beispiel, dass es, da es in der Türkei aktuell eine massive Einschränkung der Pressefreiheit gibt, nicht garantiert werden könne, dass dort auch objektiv über den Wahlkampf in Deutschland berichtet würde. Die Opposition wiederrum brachte unter anderem an, dass es in Deutschland zumindest möglich wäre, dass auch Vertreter der Opposition ihre Meinung kundtun könnten, ohne direkt Repressalien zu befürchten.

Die drei Sieger des langen und anstrengend Wettstreits, stolz mit ihren Preisen.

Die drei Sieger des langen und anstrengend Wettstreits, stolz mit ihren Preisen.

Es ging Schlag auf Schlag, die vier Teams gönnten einander nichts und kämpften mit harten Bandagen um den Titel. Nachdem die Jury sich zurückgezogen hatte um sich zu beraten, lagen sich jedoch trotzdem alle Finalteilnehmer*innen in den Armen, da alle froh darüber waren, wie weit sie gekommen waren und wie gut die Debatte vonstattenging. Schluss­end­lich konnte sich das Team aus Freiburg, bestehend aus Lara Tarbuk und Jannis Limperg durch­setzen und das Finale der ZEIT-Debatte in Paderborn für sich entscheiden. Sie waren als erste Oppo­sition angetreten. Den Preis als bester Redner bekam Julian Vaterrodt von der Ehrenjury verliehen. Auch er war auf Seiten der Opposition angetreten.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die ZEIT-Debatte in Paderborn einen vollen Erfolg darstellte. Speziell wenn man bedenkt, dass es das erste wirklich größere Turnier seiner Art hier vor Ort war, fällt das Fazit durchweg positiv aus. Sei es die Unterbringung der Teilnehmer*innen, die Verpflegung, die Örtlichkeiten oder der Transfer: alles lief genau nach Plan ab, es gab keine Störungen oder Probleme und auch keinen größeren Streit oder Ärger.

Im Namen aller Mitglieder der Debating Society Paderborn bedanke ich mich bei den Juror*innen und Redner*innen für die schöne Zeit und sage: gerne auf Wiedersehen nächstes Jahr an der Uni Paderborn beim OWL-Cup 2018!

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